Felix empfiehlt: Blumengarten, Tränen & My Ugly Clementine
Geschichten aus dem Blumengarten
Drangsal, Alice Merton, Giant Rooks, Zoe Wees und Team Scheisse, das könnten alles Headliner beim MS Dockville sein, sind es aber nicht. Dass sind die Gewinnerinnen und Gewinner des Preises für den/die„Hoffnungsvollste*r Newcomer*in“ beim Preis für Popkultur. 2023 erweiterte sich diese Reihe um das Duo Blumengarten. „Wohl kein anderes Duo entfacht unsere Fantasie für ihren weiteren Weg so, wie Blumengarten“, so die Jury. Rayan Djima und Samuel Eikmann sind Geschichtenerzähler und lassen sich dabei auch nicht in ein Genre pressen. Gerade deswegen passen sie auch zum MS Dockville 2024 und gehören auf jeden Fall entdeckt.
Blumengarten, Freitag, 16. August 2024, 20.15–21.15 Uhr, Grossschot
Ein Großer in neuem Gewand
Steffen Israel ist ein Name in der Deutschpunk-Szene. Als Gitarrist von Kraftklub hat er schon die größten Bühnen des Landes bespielt. Beim MS Dockville 2024 ist er mit seiner Indie-Pop-Band zu Gast. Tränen, das sind Israel und die Sängerin Gwen Dolyn. 2023 erschien ihr Debütalbum „Haare eines Hundes“ und präsentierte einen Sound, der ein bisschen an die Neue Deutsche Welle erinnert. Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt unterdessen, Tränen „wecken unweigerlich Erinnerungen an Wir sind Helden und die Hamburger Schule“. Genau diese Bandbreite zeigt, dass sich die Band nur schwer einordnen lässt und viele eigene Elemente aufweist, die sich sicher auch beim Dockville zeigen werden.
Tränen, Sonntag, 18. August 2024, 16.50–17.40 Uhr, Vorschot
Drei Frauen, ein Sound
Ebenfalls noch ein wenig unter dem Radar laufen My Ugly Clementine. Sie sind einer der vielen Indie-Rock-Exporte aus Österreich. Seit 2019 gibt es die Band und damals berichtete die Tageszeitung „Kurier“: „Innerhalb eines Tages war das erste Konzert in Wien ausverkauft. Und das, obwohl bis zu diesem Tag noch niemand einen Ton des Quartetts gehört hatte.“ Das zeugt von den Vorschusslorbeeren, die dem Trio zuteilwurden. Kein Wunder, so war Sophie Lindinger vorher mit dem Duo Leyya erfolgreich und Mira Lu Kovacs machte unter anderem als Sängerin der Avantgarde-Pop-Band 5K HD von sich reden. Ihr Debütalbum „Vitamin C“ wurde vom Verband europäischer Independent-Labels zum Album des Jahres gekürt und jetzt kommen My Ugly Clementine auf das MS Dockville und werden sicher von sich reden machen.
My Ugly Clementine, Sonntag, 18. August 2024, 16–16.45 Uhr, Grossschot
Sirany empfiehlt: Goat Girl, DJ Stingray 313 & French 79
Eigenwillig, nicht störrisch
Goat Girl – schon der Bandname klingt nach Eigensinn und Aufmüpfigkeit. Und damit liegt er richtig. Das Trio aus Südlondon macht sein Ding und will sich nicht in Schubladen stecken lassen, ohne dabei aber störrisch zu wirken. Die Post-Punk-Ästhetik der Anfangszeit aus 2018 zieht sich zwar noch durch den Sound, doch auf dem aktuellen Album „Below the Waste“ gesellen sich Synth-Pop, Folk-Experimente und sogar Tiergeräusche dazu. Eine der wenigen Alternative-Bands im Line-up des MS Dockville 2024, bei denen der Fokus mehr auf der Musik als auf der Show liegen wird.
Goat Girl, Samstag, 17. August 2024, 16.15–17 Uhr, Grossschot
Detroiter Techno-Legende
Ein bisschen bedrohlich sieht er schon aus, wenn DJ Stingray 313 die Stage mit Sturmhaube betritt. Doch so finster ist seine Musik gar nicht. Hinter der Maske steckt Sherard Ingram, eine der prominentesten Figuren des Electro der ersten Stunde. Der Mann aus Detroit wurde quasi zeitgleich mit dem nach seiner Heimatstadt benannten Techno in den 1980er-Jahren bekannt. Seinen Sound prägen futuristische, spacige Beats und ein schnelles Tempo – perfekt, um in der Nacht von Samstag auf Sonntag noch eine Runde in der Klüse abzuzappeln.
DJ Stingray 313, Sonntag, 18. August 2024, 2–4 Uhr, Klüse
Warmer Elektropop mit French Touch
Im vergangenen Jahr sorgte die französische Band l’Imperatrice für einen luftig-leichten Start in den Dockville-Freitag. Dieses Jahr lässt das Festival die drei Tage mit Elektropop am Sonntagabend ausklingen. Der Marseiller Musiker French 79 schlägt in eine ähnliche Kerbe wie seine Genre-Kolleginnen und -Kollegen aus Paris, sein Sound ist jedoch weniger verspielt. Stattdessen begibt sich Simon Henner – so heißt der Produzent mit bürgerlichem Namen – gerne auch mal in sphärische Klangwelten, die von Singles mit bittersüßen Lyrics wie „Lovin’ Feeling“ bis zu synthieschweren Tracks reicht. Gemeinsam haben sie alle diesen unverwechselbaren warmen, kontemplativen Sound. Lange bleiben lohnt sich!
French 79, Sonntag, 18. August 2024, 21.40–22.40 Uhr, Maschinenraum
Erik empfiehlt: Alice Phoebe Lou, Gustaf & Jeremias
Liedermacherei de luxe
Bock auf Entschleunigung? Auf Von-jetzt-auf-gleich-alles-vergessen? Klingt so kitschig, aber genau das geht wirklich, wenn man Alice Phoebe Lou zuhört. Die gebürtige Südafrikanerin lebt seit mehr als zehn Jahren in Berlin und hat von dort aus eine ordentliche Singer/Songwriter-Karriere hingelegt – eben weil sie Stücke hat, die sich absetzen vom schnöden Liedermachersinngesuche, das man so kennt. Ihre Sachen sind stattdessen: tiefgängig, clever, super entspannt und weltmeisterlich melodiös.
Alice Phoebe Lou, Freitag, 16. August 2024, 18–18.50 Uhr, Vorschot
New Yorker Tanzschrittmacher
Der typische, voll strenge Bühnenblick von Gustaf-Frontfrau Lydia Gammill verrät es bereits: Diese Band aus Brooklyn meint es ernst. Gammills Gesänge – oder besser Ansagen – werden vermengt mit glasklarem Dance-Punk. Es steckt eine Energie in Gustafs Musik, mit der die Gruppe ganz und gar auf Bewegung im Publikum zielt.
Gustaf, Sonntag, 18. August 2024, 20–21 Uhr, Butterland
Ausnahme-Sound aus Niedersachsen
Schlaksige Typen mit Kiloladenklamotten und reichlich vertexteten Mittzwanzigerproblemchen gibt es im deutschen Indie-Pop ohne Ende. Diese Hannoveraner hier, die sich zusammen Jeremias nennen, stechen aus der Masse heraus. Ihre oberlässige Soundästhetik hat schon was. Anspieltipp ist direkt mal eine Interaktion – und zwar mit einem ganz Großen: Herbert Grönemeyer. Dessen 1984er-Hit „Mambo“ wird nicht zuletzt dank Jeremias reichlich Frische verliehen.
Jeremias, Sonntag, 18. August 2024, 20.30–21.40 Uhr, Grossschot