Singer/Songwriterin Liv Andersson: Flucht in Schwermut

Die Hamburger Singer/Songwriterin Liv Andersson steht für tief-düstere Folk-Songs. Die 25-Jährige veröffentlichte kürzlich ihre erste EP „Paper Boat“ und erzählt hier ein wenig von der Entstehung
„Würde gerne mal in einem Theater spielen“: Liv Andersson (©Ann-Sophie Krueger)

SZENE HAMBURG: Liv, es heißt, zum Songwriting wärst du als Teenagerin gekommen, als du eigene literarische Texte mit Gitarre und Gesang vertont hast. Zunächst: Was waren das für Texte?

Liv Andersson: Das war vor allem Lyrik oder Lyrik-Ähnliches, noch in relativ einfacher Form. Mir ist neben dem Inhalt auch der Klang der Texte sehr wichtig, das war schon damals so, und da half und hilft die Symbiose aus Text und Musik natürlich sehr. Seitdem arbeite ich meistens an beidem gleichzeitig.

War für dich eine Schwermut, wie sie jetzt deine erste EP „Paper Boat“ bestimmt, auch schnell als emotionales Fundament deiner Musik gesetzt?

Ja, eigentlich schon. Ich war eine eher ruhige und untypische Teenagerin, habe mich oft unverstanden und allein gefühlt. Die Musik war für mich in dieser Hinsicht ein Zufluchtsort und gleichzeitig eine Art, mich anderen mitzuteilen. Bis heute nutze ich Musik, um die Dinge auszudrücken, die ich ansonsten möglicherweise nicht so einfach aussprechen kann. Das sind Stimmungen, die als eher unangenehm gelten wie ein Gefühl der Überwältigung und eben Schwermut. Musik ist für mich also ein Raum, in dem das alles seinen Platz hat. Das hat etwas sehr Beruhigendes, wie ich finde.

Musik ist für mich also ein Raum, in dem das alles seinen Platz hat

Liv Andersson

Anfänglich basierte die Soundästhetik deiner Songs auf Akustikgitarre und Gesang, mittlerweile ist eine ganze Band um dich herum zu hören …

… wodurch die Songs sehr gewachsen sind. Sie haben eine Größe und Intensität bekommen, die ich sehr mag, und trotzdem ist etwas Intimes als Kern geblieben.

Liv Anderssons Inpirationsquelle: Gefühlszustände

Mehrere Singles hast du bereits veröffentlicht, Mitte November folgte die angesprochene EP. Zu düsterem Folk singst du darauf von tiefen, mal ruhigen, mal aufgewühlten Gewässern, Nebel, verschwommenen Küstenlinien. Schwebezustände werden beschrieben. Brauchst du auch einen bestimmten Zustand, um solche Songs zu schreiben oder geht das immer und überall?

Überall geht das leider nicht. Ich habe zwar oft musikalische und textliche Ideen. Zum Beispiel inspirieren mich verschiedene Stimmungen, Worte oder Gefühlszustände, die ich erlebe oder beobachte. Ich trage meist ein Notizbuch mit mir herum und schreibe zwischendurch einzelne Zeilen auf und sammele Melodiefragmente auf meinem Handy. Aber um die Songs dann zu schreiben, brauche ich sehr viel Ruhe und Zeit mit mir selbst. Da kommt es nicht unbedingt auf die Umgebung an, sondern eher auf einen Gemütszustand, in den ich mich versetze. Ich muss mir erlauben, für eine Weile alles andere um mich herum zu vergessen, sozusagen abzutauchen.

Um Songs zu schreiben, brauche ich sehr viel Ruhe und Zeit mit mir selbst

Liv Andersson

Zum Schluss: Stell dir vor, du dürftest dir einen Ort in Hamburg aussuchen: Wo würdest du „Paper Boat“ am liebsten mal live spielen, weil die Location so passend wäre?

Ich würde gerne mal in einem Theater spielen. Ich finde die Atmosphäre in Theatern für meine Art von Musik sehr passend und es spannend, dass es auf Theaterbühnen sehr viele Möglichkeiten für eine visuelle Gestaltung einer Live-Show gibt. Auch bin ich ein Fan von Sitzkonzerten und halte meine Musik für wenig tanzbar. Ein Traum wäre so etwas wie das Hamburger Planetarium. Anstatt eines Sternenhimmels, gäbe es dann Projektionen von Wasser rundherum.

Paper Boat ist am 15.11. erschienen und überall im Stream.

Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 01/2025 erschienen. 

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