Digital, transparent, nachhaltig – das soll die Tomorrow Bank sein. Gründer Inas Nureldin verbindet mobiles Banking mit Nachhaltigkeit und will damit den Wandel einer ganzen Industrie anstoßen
Text: Sarah Seitz
„Das kann nicht euer Ernst sein?“, dachte sich Inas Nureldin, als er vor einigen Jahren sein Geld bei einer nachhaltigen Bank anlegen wollte. Beim Versuch online ein Konto zu eröffnen, musste selbst der technikbegeisterte Stuttgarter vor der umständlichen Prozedur kapitulieren. In die Filiale gezwungen, saß er schließlich vor Unmengen an Papierstapeln. „Das war ein Problem für mich. Das muss doch digitaler und einfacher gehen“, dachte sich Inas damals. Mit der Tomorrow Bank will er die Lösung dafür schaffen.
Geld als Teil der Lösung
Tomorrow soll mobiles Banking mit Nachhaltigkeit verbinden. Seit 2018 verfolgt das Gründer-Trio, bestehend aus Inas Nureldin, Jakob Berndt und Michael Schweikart, eine gemeinsame Vision: Mit ihrer digitalen, nachhaltigen Bank wollen sie zu einer Zukunft beitragen in der Geld etwas Gutes bewirkt. „Die ganzen Banken machen eigentlich überwiegend Schlechtes mit dem Geld ihrer Kunden und Kundinnen und sind Teil des Problems. Wäre doch cool, das Geld zum Teil der Lösung zu machen und es in die richtige Richtung zu lenken“, sagt Inas. Statt in Rüstung, Massentierhaltung oder Kohlekraft zu investieren, wie es konventionelle Banken häufig tun, unterstützt Tomorrow soziale und ökologische Projekte. Die App zeigt den Kunden und Kundinnen wohin ihr Geld fließt – in Echtzeit.
SZENE HAMBURG Nachhaltigkeit 1/2021
„So weit ist Hamburg!“
- Klimaziele
- Solarenergie
- Umweltschulen
- Holzhäuser
- Solidarität
- Mobilitätswende
- Luftqualität
- E-Mobilität
- Bildung
- Gerechtigkeit
- Protest
- Regionalität
Mit digitalen Technologien, Transparenz und ihrem nachhaltigen Anspruch will das Tomorrow-Team „nachhaltiges Banking aus der Nische holen und in die Mitte der Gesellschaft bringen“, erklärt der 40-Jährige.
„Tendenzielle Unzufriedenheit mit dem Status quo“
Mitten in der Sternschanze, in einem Co-Working-Space mit Start-up-Atmosphäre, versuchen die mittlerweile knapp hundert Mitarbeitenden mit nachhaltigem Banking die Welt zu verbessern. Inas ist dabei für den Bereich Produkt, Strategie und Entwicklung sowie die nachhaltigen Investments verantwortlich. „Dadurch, dass man an einer großen Vision arbeitet, voll dahintersteht und den Sinn in der eigenen Arbeit sieht, hat man einen guten Grund morgens aufzustehen“, erzählt er.
Wie wichtig ihm der Sinn in der eigenen Arbeit ist, wird an Inas’ Vita deutlich. Aus seiner ersten Firma, einem Software-Unternehmen in Kairo, stieg er nach zehn Jahren überraschend aus. „Es gibt so viele soziale, ökologische Probleme da draußen und wenn ich mir schon so einen verrückten Job antue und so viel arbeite, dann zumindest, um unseren Planeten ein kleines bisschen besser zu machen“, sagt er. Seine „tendenzielle Unzufriedenheit mit dem Status quo“ – wie er es selbst beschreibt – und seine Freude am Probleme lösen, verschlagen den Vollblutunternehmer in eine neue Branche: das Bankwesen.
Ein besseres Morgen
Von der komplexen Finanzwelt und der Skepsis vieler Experteninnen und Experten ließen er und seine Mitgründer sich allerdings nicht einschüchtern. „Wir dachten uns: Wenn ganz viele Leute aus der etablierten Industrie sagen, das kann nicht funktionieren – na ja, dann hat das Potenzial“, erklärt Inas.
Heute hat Tomorrow über 100.000 Kunden. 85,5 Millionen Euro wurden bereits in nachhaltige Projekte investiert. Inas sieht noch Luft nach oben: „Es geht darum, ein besseres Morgen zu gestalten und da so viele Hebel wie möglich in Bewegung zu setzen. Wir haben weniger als sieben Jahre, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und wir tun eigentlich alle noch viel zu wenig. Wir sollten wirklich alles daran setzen, schneller zu werden – auf allen Ebenen. Genau das würde ich mir als unseren Beitrag wünschen.“