15 Jahre Freundlich+Kompetent: „Wir gönnen uns richtig was“

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Die Party zum 15. Geburtstag wird mindestens so gut wie die zum 10. Jahrestag (©Jonas Walzberg)

Das Freundlich+Kompetent ist aus Hamburgs Clublandschaft nicht mehr wegzudenken. Jetzt feiern sie 15. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums hat SZENE HAMBURG mit Betreiber Julius Horn über die Vergangenheit, den Partystandort Barmbek/Winterhude und die große Geburtstagsparty gesprochen

Interview: Felix Willeke

Moin Julius, ihr seid 2007 mit einer Eckkneipe in der Gertigstraße (Winterhude) gestartet, jetzt feiert das Freundlich+Kompetent seinen 15. Geburtstag. Wie geht es euch?

Julius Horn: Gut (lacht). Es macht noch Spaß wie am ersten Tag. Klar, es hat sich viel verändert. 2007 sind wir ohne Angestellte gestartet und standen noch selbst hinterm Tresen und inzwischen sind wir ein recht großes Team.

Das heißt, ihr habt die Corona-Zeit gut überstanden?

Verhältnismäßig gut, ja. Natürlich denkt man in so einer Zeit nicht in Monaten, sondern eher in Tagen und mit Glück mal in Wochen voraus. Aber mit einigen Hilfen und dem guten Willen unseres Vermieters, der uns bei der Ladenmiete sehr entgegengekommen ist, haben wir das irgendwie geschafft. Und seit März, seitdem es wieder richtig losgeht, sind wir wieder genau auf dem Niveau, das wir auch vor der Pandemie hatten.

Eintritt? Immer frei!

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Julius Horn (links) und Julian Jasper-Koch haben das Freundlich+Kompetent vor 15 Jahren gegründet (@Jonas Walzberg)

Blicken wir mal zurück: 2007, zwei Freunde kommen frisch aus der Ausbildung und machen eine Bar in Winterhude auf, das nicht gerade als Party-Hotspot bekannt ist. Wie kommt man auf diese Idee?

Julian (Julian Jasper-Koch, Mitgründer und Gesellschafter des Freundlich+Kompetent, Anm. d. Red.) und ich haben beide im Hotel Hafen Hamburg Hotelfachmann gelernt. Für mich war schnell klar, dass ich nicht in der Hotellerie bleiben möchte. Und irgendwann hatten wir beide die Idee: „Och, ein eigener Laden, das wäre schon geil“ und dann haben wir uns hingesetzt und wirklich ein Jahr an einem Businessplan gearbeitet und nach einem Objekt gesucht.

Und wonach habt ihr gesucht?

Wir wollten unbedingt einen Laden übernehmen, der eine Live-Musik-Konzession hat. Das war gar nicht so einfach. Die alte Eckkneipe in der Gertigstraße 57 war uns eigentlich zu klein. Doch dadurch, dass der Laden so klein war, konnten wir ihn erst mal ohne Angestellte eröffnen und standen dann die erste Zeit selbst hinterm Tresen.

„Einigen waren wir zu laut“
Julius Horn

Aber wieso gerade Winterhude?             

Ich bin selbst in Barmbek aufgewachsen und wusste: Es gibt in der Ecke für meine Generation nichts zum Weggehen und das wollten wir ändern. Zwar haben viele auch gesagt, dass unser Konzept an dem Ort nicht funktionieren würde, aber erlebt haben wir das anders.

Was für ein Konzept?

Im Freundlich+Kompetent kosten die Konzerte, Partys und alles andere grundsätzlich keinen Eintritt.

Und damit fahrt ihr seit 15 Jahren erfolgreich?

Ja, wir sind voll zufrieden. Natürlich sind wir, was die Gagen für Artists angeht, etwas beschränkt. Aber das passt auch zu unserem Line-up. Jede „kleine“ Band freut sich, auf der Bühne zu stehen und das nicht bei Konzepten wie Pay-to-Play, sprich, dass ich als Band auch noch Tickets abnehmen muss, um zu spielen. Außerdem sorgen wir ohne Eintritt öfter für ein volles Haus.

Klein Angefangen

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Julius Horn (vorne) und Julian Jasper-Koch vor dem „alten“ Freundlich+Kompetent in der Gertigstraße (@ohne Credit)

Wie wurdet ihr denn mit eurem Konzept damals in Winterhude aufgenommen?

Eigentlich fast ausschließlich positiv. Natürlich gab es auch einige, denen wir etwas zu laut waren. Gute Partys und Konzerte zu veranstalten und gleichzeitig bei allen gleich beliebt zu sein, klappt nun mal nicht immer. Viele haben uns aber auch mit offenen Armen aufgenommen und gesagt: „Endlich mal ein Laden um die Ecke, wo man entspannt hingehen kann.“

Ihr habt in den ersten sieben Jahren zweimal den Hamburger Club Award gewonnen und trotzdem war im September 2014 Schluss, warum?

Wir hatten von Anfang an einen Mietvertrag über fünf Jahre mit zwei Jahren Option auf Verlängerung auf unserer Seite, deswegen war das Ende absehbar. Außerdem kam schon ungefähr zwei Monate nach Öffnung mittags ein Anzugträger in den Laden und fragte etwas von oben herab, wer wir denn seien…

… und wer war das?

Das war der damals neue Eigentümer (lacht). Der hatte das Haus gerade gekauft und wollte uns direkt wieder rauskaufen. Das kam für uns nicht in Frage und wir haben den Mietvertrag schlussendlich bis zum Ende ausgereizt. Natürlich war dann das Verhältnis zwischen uns und dem Vermieter nie das Beste.

„Bei einigen Stammgästen kamen irgendwann sogar die Tränen“
Julius Horn

Wie hart war der Abschied für euch?

Es war ein weinendes und ein lachendes Auge. Auf der einen Seite ging die Zeit in der Gertigstraße zu Ende und auf der anderen Seite hatten wir den neuen Standort schon in Aussicht. Aber der letzte Abend an sich war schon Wahnsinn.

Warum?

Weil wir erst mal totale Zweifel hatten, ob an einem Dienstagabend überhaupt Leute kommen. Um 19 Uhr kam das erste Mal die Polizei, weil die Gertigstraße für Autos nicht mehr passierbar war (lacht), überall standen unsere Gäste. Diese Masse an Menschen war das größte Dankeschön, was wir uns hätten vorstellen können. Bei einigen Stammgästen kamen irgendwann sogar die Tränen, das war schon krass.

Der Neuanfang

Und wie seid ihr auf den neuen Standort in der Hamburger Straße, direkt unter dem UCI Mundsburg, gekommen?

Durch unseren Carlsberg-Außendienstler. Der hat uns auf den Laden aufmerksam gemacht. Das war ein Ort, an dem ich selbst schon x-mal vorbeigelaufen bin und ihn, auch weil der Laden acht Jahre leer stand, nie wahrgenommen habe.

„Das Bauamt wollte uns den Laden am nächsten Tag schon wieder dichtmachen“
Julius Horn

Waren der Umzug und die Neueröffnung Ende 2014 ein Risiko?

Man hatte schon Sorge, weil man von anderen Gastronomen gehört hat, dass bei einem neuen Standort die Gäste ausbleiben. Deswegen haben wir gehofft, dass es bei uns anders sein würde. Und dann haben wir, wie bei uns üblich, zur Eröffnung drei Tage gefeiert und es war so brechend voll, dass das Bauamt uns am nächsten Tag den Laden schon wieder dichtmachen wollte, weil deutlich mehr als die erlaubten 199 Gäste drin gewesen sein sollen (lacht). Dann haben wir erst mal einen Türsteher mit Zähler vor die Tür gestellt.

Mehr als das Freundlich+Kompetent

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Etwas unscheinbar von außen, aber einer der beliebtesten Partylocations im Hamburger Osten: Das Freundlich + Kompetent (©Stefan Kunert)

Mittlerweile seid ihr größer geworden, aber Julian hat sich zum großen Teil aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Wie seid ihr zurzeit aufgestellt?

Das stimmt, wir haben mit Stulle & Pulle ein weiteres Business in Julians Heimat aufgebaut, wo er sich mit dem Team vor Ort um alles kümmert. Im F+K ist er nur noch hin und wieder vor Ort. Aber auch ich selbst stehe schon lange nicht mehr hinterm Tresen. Mittlerweile sind wir ein Team von rund 20 Leuten. Darunter Barpersonal, DJs, 520-Euro-Kräfte und einige Festangestellte, wie unter anderem unsere Grafikerin.

Das heißt, der in der Gastronomie grassierende Personalmangel, vor allem nach Corona, hat euch nicht betroffen?

Doch schon. Bei uns sind viele gegangen. Wir konnten das zum Glück schnell wieder nachbesetzen und das „neue“ Team ist auch schon recht gut eingespielt.

Du hast eben von Stulle & Pulle gesprochen. Das ist nicht das erste „Nebenprojekt“ von euch …

Ja, zwischenzeitlich hatten wir auch mal den Couch Kapitän unweit der Reeperbahn und seit 2014 sind wir auch im Birdland involviert. Zu Beginn haben wir das mit den beiden Söhnen des Gründers gemeinsam betrieben. Für mich ist es eine Ehre, so einen Traditionsladen weiterbetreiben zu können und zu verjüngen. Und es ist für uns auch eine schöne Ergänzung, denn dort können die Bands spielen, dir nur mit Eintritt spielen, weil sie einen gewissen Namen haben.

Ein Geburtstag – drei Tage Party

Vom 15. bis 17. Dezember feiert ihr euren 15. Geburtstag. Was können die Leute erwarten?

Es wird das Highlight des Jahres, wir gönnen uns richtig was. Gleich am Donnerstag steigen wir mit Robin ein: Das ist richtig guter Zweimann-Punk und danach ist mit Mazn auch noch ein ehemaliger norddeutscher Meister im Beatboxen am Start. Freitag gibt es dann eines meiner absoluten Highlights: Extra für uns kommen The King’s Parade aus London eingeflogen. Dazu kommt Annie Chops (ehemals Kiddo Kat) und eine 121-Minuten-Party mit Drumbattle. Am Samstag haben wir dann die höchste Sänger:innen- und Rapper:innen-Dichte: Begleitet vom NuHussel Orchestra-Quartett sind unter anderem Miu, I-Fire, Keno und Cosmo Klein mit dabei und über alle drei Tage gibt es natürlich nach den Konzerten DJ-Sets von DJ Mitch, Oh my Deer und Schmiddlfinga.

Ihr habt über 15 Jahre Party in Barmbek etabliert, was wünscht du dir für die nächsten 15?

Dass es im Freundlich+Kompetent und im Birdland so läuft wie aktuell. Was darüber hinaus noch kommt, das wird sich zeigen. Aber das Freundlich+Kompetent wird immer die Basis bleiben.

Der Geburtstag vom Freundlich+Kompetent startet am 15. Dezember um 18 Uhr. Weiter gefeiert wird am 16. und 17. Dezember, auch jeweils ab 18 Uhr und der Eintritt ist wie immer frei. 

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