SZENE HAMBURG: Erkki, du spielst Erik, der seinen Job verloren hat, das aber vor seiner Frau verheimlichen will. Deshalb muss er auf andere Weise Geld beschaffen, und ist dabei ungewöhnlich kreativ.
Erkki Hopf: Dieser arbeitslose Erik versucht zunächst, einen Job zu bekommen, aber irgendwann wird die Not zu groß. Dann merkt er, wie einfach es ist, an Gelder zu kommen, zum Beispiel an das Arbeitslosengeld seines Untermieters, der nicht mehr bei ihm wohnt. Also erfindet er weitere Untermieter, deren Zuwendungen er einstreichen kann.
Er ist eigentlich kein Gauner, aber die Ämter scheinen das Geld gern zu geben, und das ermutigt ihn zu weiteren Missbräuchen. Das geht natürlich nur eine Weile gut, und dann? Steht eines Tages ein Beamter vor der Tür, der überprüfen will, wer denn tatsächlich dort wohnt. Und auf den ersten Prüfer folgende weitere, und jedem spielen die Anwesenden eine neue Version von Großfamilie oder Wohngemeinschaft vor.
Das Problem ist, dass sich niemand merken kann, welche Rolle er für welchen Besucher spielte. Eriks Onkel hat zudem eine weitere Einnahmequelle aufgetan: Er stiehlt im Krankenhaus, wo er als Raumpfleger arbeitet, BlankoFormulare, mit denen man diverse Hilfsmittel beantragen kann. Und so sammeln sich Still-BHs, Umstandskleider, Leistenbruchslips und ähnliche Dinge, die später auf Flohmärkten verkauft werden sollen. Doch bevor es dazu kommt, entdeckt Eriks Frau diese absurde Sammlung und hält ihren Gatten für einen Fetischisten.
Die Farbe der Rolle
Das klingt nach einer Rolle, die wie für dich gemacht scheint …
Ja, Männer in Nöten, mit denen werde ich gern besetzt. Erik ist mit den Nerven am Ende, sein Lügengebäude stürzt ein. Das ist eine sehr dankbare Rolle, aber auch ganz schön anstrengend. Wenn man da nicht voll einsteigt und die Not bedient, ist das nur halb so komisch, man muss hundert Prozent geben in solchen Rollen.
Wie gehst du an eine solche Figur heran?
Zuerst finde ich heraus: Welche Farbe hat Erik? Ich fasse in meine Kiste mit Buntstiften, PolychromosStifte – mit solchen hat auch Horst Janssen gezeichnet – und greife intuitiv eine Farbe heraus. Es ist ein bisschen wie das Orakel der Krake.
Welche Farbe hat Erik?
Das habe ich noch nicht entschieden. Aber ich kann es jetzt gleich tun. (kurze Pause, raschelndes Geräusch) Es ist ein dunkler TürkisTon, kobaltgrün steht auf dem Stift. Damit markiere ich alle meine Textstellen. Danach suche ich eine zweite, etwas blassere Farbe für alle meine Stichworte, die muss ich ja mitlernen, und dann geht es los.
Volkstheater macht glücklich
Hast du beim Textlernen schon Ideen zum Sprechtempo deiner Figur, zum Gang?
Solche Dinge schreibe ich vorab auf einen Zettel. Im Fall von Erik schaue ich gerade, inwieweit er am Anfang noch cool ist mit diesen illegalen Aktionen, bevor alles auf ihn einstürmt und er am Rad dreht. Ich überlege mir ein inneres Tempo und auch einen typischen Gang. Gerade bei diesen Kloppern muss alles authentisch sein.
Du bist seit 28 Jahren am Ohnsorg-Theater, was macht dieses Haus so attraktiv?
Ich merke, wie sehr man ein Publikum beglücken kann: Es ist Volkstheater, man ist einfach nah dran, und da kommt was zurück!
„Bares nix Rares“, ab dem 27. Februar 2022 (Premiere) am Ohnsorg-Theater
Die März-Ausgabe der SZENE HAMBURG erscheint am 26. Februar 2022.