Planetarium Hamburg: „Ich bin gekommen, um zu bleiben“

Dr. Björn Voss wird am 1. Februar 2023 der neue Direktor des Planetarium Hamburg. Ein Gespräch über die Begeisterung für das Planetarium, Veränderungen und neue Projekte in Hamburgs Wissenschafts- und Sternentheater
Dr. Björn Voss wird ab Februar 2023 neuer Direktor des Planetarium Hamburg (©LWL/Steinweg)

Herr Voss, wo waren Sie am 11. August 1999?

Ich stand auf einer Wiese bei Augsburg und bin gerannt wie ein Irrer. Warum? Wir hatten eine lockere Bewölkung und ich wollte mit einem guten Freund die Sonnenfinsternis beobachten und es stand auf der Kippe. Denn ausgerechnet in den entscheidenden drei Minuten ist eine von den kleinen Wolken vor die Sonne gezogen und ich habe rennend versucht, aus dem Schatten der Wolke zu kommen, um das Ereignis am Himmel komplett zu sehen. Leider erfolglos. Das hat mich aber inspiriert und ich bin dann zur nächsten totalen Sonnenfinsternis nach Südafrika gereist.

Was macht so ein Ereignis mit dem Wissenschaftler und mit dem Menschen Björn Voss?

Nichts Tiefschürfendes. Am Planetarium wäre ich so oder so gelandet.

Warum?

Ich habe mich schon vor dem Studium mit der Wissensvermittlung im Bereich Astronomie beschäftigt. Als Schüler habe ich in Lübeck in einer kleinen Sternwarte gearbeitet.

Ab dem 1. Februar der neue Arbeitsplatz von Dr. Björn Voss: Das Planetarium Hamburg (©FotografenwerkHH)

Von Lübeck ging es für Sie über das Studium in Kiel und Stationen in Heidelberg und Münster jetzt zum 1. Februar 2023 als Direktor ans Planetarium Hamburg. Sind sie damit angekommen?

Angekommen war ich eigentlich schon in Münster, als ich dort als Leiter des Planetariums die Freiheit hatte, in der Wissenschaftsvermittlung zu gestalten. In Hamburg kommt für mich jetzt dazu, dass nicht nur die Stadt etwas ganz Besonderes ist, sondern dass das Planetarium eines der bekanntesten der Welt und vielleicht das vielseitigste in Deutschland ist.

Das Planetarium Hamburg ist für Sie nicht neu, Sie haben als Student schon hier gearbeitet. Hat sich seitdem viel verändert?

Es wurde natürlich mit dem Sockel und dem neuen Sternenprojektor viel umgebaut, trotzdem war die Programmvielfalt und die Sicht auf das Planetarium als kulturelle Einrichtung schon so wie sie auch heute ist.

„Das Planetarium soll nicht nur Begeisterung für die Sterne und das Universum wecken“

Sie haben die Verdienste Ihres Vorgängers betont, doch was wird sich mit Ihnen verändern?

Ich will keinen völlig anderen Kurs einschlagen, das wäre Unsinn. Was ich als Präsident der Gesellschaft Deutscher Planetarien mitbringe, sind weitere nationale und internationale Kontakte in der Wissenschaft, über diejenigen hinaus die schon durch Thomas Kraupe den Weg in das Programm des Planetariums gefunden haben.

Die Sternwarte in Bergedorf: Kooperation denkbar (©UHH/Schneider)

Und was folgt daraus?

Dadurch können und wollen wir große Projekte mit Einrichtungen wie der Europäischen Weltraumagentur (ESA) und Forschungsgruppen in ganz Deutschland auf die Bühne des Planetariums bringen. Das geht schon am 7. Mai mit der Vorstellung einer neuen ESA-Mission, bei der der Jupiter im Fokus steht, los. Umgekehrt heißt das aber nicht, dass Shows wie „See you on the dark side of the moon“ oder andere zu kurz kommen. Dazu möchte ich noch einen Aspekt in den Fokus stellen, den auch Herr Professor Kraupe schon stark betrieben hat.

Welchen?

Den Blick zur Erde. Das Planetarium soll nicht nur Begeisterung für die Sterne und das Universum wecken. Denn wovon erzählen Astronauten, die im All waren? Die erzählen nicht von den Sternen und dem Raumschiff, die erzählen von der Erde. Das wollen wir auch ganz stark weiter vermitteln. Das ist hier im Haus nichts Neues. Letztendlich möchte ich den erfolgreichen Kurs von Herrn Kraupe weiterverfolgen und an bestimmten Stellen nachschärfen.

„Es hätte noch krasser umgebaut werden müssen“

Hamburg hat mit dem DESY, dem Exzellenzcluster „Quantum Universe“ der Uni Hamburg und der alten Sternwarte in Bergedorf viel Forschung und Expertise im Bereich Astrophysik. Gibt es Ideen, das noch stärker zu vernetzen?

Unbedingt, das Exzellenzcluster zum Beispiel war bei uns schon zu Gast und mit der Sternwarte bin ich auch schon im Gespräch. Das Planetarium hat für mich dabei die Rolle des Tors zum Universum als der Ort, wo die Inhalte bei den Besuchern ankommen. Es ist aber auch vorstellbar unser mobiles Planetarium, das Klima-Iglu in der Bergedorfer Sternwarte, wie bisher an Schulen und an anderen Orten zu präsentieren.

Sie haben den großen Sockelausbau im Planetarium schon angesprochen, planen Sie darüber hinaus auch bauliche Veränderungen?

Der Sockelumbau war schon eine krasse Veränderung. Aber ich sage auch vorsichtig: Es hätte noch krasser umgebaut werden müssen.

„Die Technik sollte immer auf dem neusten Stand sein“

Der Sternenprojektor ist state-of-the-art“, sagt Dr. Björn Voss (©Jan-Rasmus Lippels)

Warum?

Wenn ich mich Frage, in welche Richtung es gehen soll und wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen wollen, rede ich nicht nur von neuen Formaten, sondern auch von weitergehenden Veränderungen. Das Planetarium hat zwei entscheidende Alleinstellungsmerkmale: Erstens das Menschliche und die direkte Wissensvermittlung durch einen Fachmann oder eine Fachfrau, die die Inhalte präsentieren. Das möchte ich noch weiter ausbauen. Das andere Alleinstellungsmerkmal ist das 360-Grad-Bild, das sogenannte Immersive und die dementsprechende Technik. Und diese Technik sollte immer auf dem neusten Stand sein.

Ist sie das nicht?

Wenn wir uns zum Beispiel den Sternenprojektor anschauen, sind wir technisch absolut vorne mit dabei. Woran es krankt, ist der Kontrast, der die Darstellung im 360-Grad-Bild erst lebensecht wirken lässt. Daran werden wir arbeiten und schon zeitnah nach meinem Dienstbeginn Neuigkeiten vermelden können.

Abschließend noch ein Blick in die Zukunft: Ihr Vorgänger, Professor Thomas Kraupe, war für 20 Jahre Direktor des Planetarium Hamburg, wo ist Dr. Björn Voss am 1. Februar 2043?

Vielleicht auf dem Mars (lacht), das wäre schick. Aber das glaube ich nicht. Im Ernst: Gerne bin ich dann möglicherweise immer noch hier. Ich bin schließlich gekommen, um zu bleiben.

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