Max Pötzelberger – Die Jacke von St. Pauli

Max Poetzelberger, Maßschneider in seiner Werkstaat auf der Reeperbahn
Max Poetzelberger, Maßschneider in seiner Werkstaat auf der Reeperbahn

Der Herrengewandmeister Max Pötzelberger schneidert auf Maß für Privatleute und Bühnen. Jetzt hat er eine Arbeiterjacke in die Läden gebracht, zu der ihn Bauern aus dem Spessart inspirierten und die perfekt zu Hamburg passt.

Interview: Alessa Pieroth
Beitragsbild: Philipp Schmidt

SZENE HAMBURG: Max, dein erstes Kleidungsstück, das du in Serie produzierst, ist eine „einfache“ Arbeitsjacke. Was hat dich dazu inspiriert?
Max Pötzelberger: Ich komme aus einem kleinen Dorf am Rande des Spessarts. Dort gab es früher viele Nebenerwerbslandwirte. Sie trugen Hochwasserhosen, dazu schwere Schuhe und diese Art von Jacke. Die Bauern liefen damals schon so herum, wie die Urban Woodsmen heute.

Wie lange hast du die Idee schon im Kopf?
Die erste Arbeiterjacke habe ich vor etwa zehn Jahren gemacht. Die wollte schon in diese Richtung, ist da aber überhaupt nicht hingekommen. Sie hängt heute noch in meiner Werkstatt. Ich habe sie nur zweimal im Leben angehabt.

Was hat an ihr nicht gut funktioniert?
Sie war nicht klar genug.

„An der Jacke ist absolut nichts dran, was man nicht braucht.“

Was ist das Besondere an ­deiner Jacke jetzt?
Es gibt einen Unterschied zwischen etwas nicht machen und etwas bewusst weglassen. Bei der Arbeit an der Jacke war das so: Je reduzierter der Schnitt wurde, desto besser wurde sie. Es gibt keine Naht zu viel. An ihr ist absolut nichts dran, was man nicht braucht. Und sie hat geräu­mige Taschen, in die man viel ­hineinladen kann. Das entspricht dem Urcharakter der Arbeitsjacke aus den 50er Jahren. Sie sollte möglichst einfach in der Herstellung sein, weil sie ein Gebrauchs­gegenstand mit starker Abnutzung war.

Normalerweise kommen die Leute mit einem Auftrag zu dir. Dieses Mal hast du ein Produkt entwickelt und musstest es erst an den Mann bringen. Wie war das für dich?
Das ist einerseits super, weil man nur für sich selbst verantwortlich ist. Aber in dem Moment, in dem Kunden ins Spiel kommen, wird es schwierig.

Das musst du erklären.
Von meiner Arbeit als Maßschneider bin ich es ­gewohnt, Kleidung so zu ­machen, dass sie den Kunden genau passt. Es war erst mal schwer für mich zu akzep­tieren, dass meine Jacke nicht bei allen perfekt sitzt.

„Die Idee ist, dass jeder die Jacke tragen kann. Sowohl Mann, als auch Frau.“

Du bist Herren­gewandmeister. Was ist deine Spezialität?
Ein Herrengewandmeister interpretiert Figurinen vom Kostümbildner und setzt sie in Kostüme um. Das ist eigentlich mein Beruf. Schnitterstellung, Anproben und Kostüme fürs Theater. Ich mache aber auch Anzüge für Privatleute.

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Hast du dir, als du die Jacke entwickelt hast, jemanden darin vorgestellt?
Ja, mich. Aber die Idee ist, dass jeder die Jacke tragen kann. Sowohl Mann, als auch Frau. Und dass man sie, je nachdem wie man sie kombiniert, ganz schick oder aber auch zum Streichen anziehen kann. Ich gehe damit zur Arbeit, zum Kunden oder im Garten herumwurschteln. Die Alles-geht-Jacke ist das.

www.maxpoetzelberger.de; Die Arbeitsjacke gibt es in der Hanseplatte und in der Kleinen Freiheit No. 1


 Diese Topliste stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2019. Das Magazin ist seit dem 26. Januar 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 


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