Sind nicht alle Biografen ein Stück weit Lügner, wie es Sigmund Freud seiner Tochter gegenüber formulierte? Wie kann also eine Dokumentation über den Gründer der Psychoanalyse aussehen, ohne selbst in diese Falle zu tappen? Regisseur David Teboul hat eine raffinierte Lösung gefunden: Er greift in „Sigmund Freud – Freud über Freud“ vorrangig auf die Quellen zurück, die zweifellos nah dran waren: Sigmund Freud, seine Tochter Anna Freud, aber auch eng befreundete und nahestehende Personen wie Marie Bonaparte (seine Patientin) und Carl Gustav Jung (sein Schüler). Sie alle hinterließen Briefe, die seltene Einblicke geben. Stimmungsvoll geben die Synchronstimmen (unter anderem der Schauspieler Johannes Silberschneider) die Inhalte jener Briefe wieder – begleitet von bislang unveröffentlichten Foto- und Videoaufnahmen der Familie Freud, passendem Archivmaterial aus der Epoche und stimmungsvoller Musik.
Die Doku gibt einen erhellenden Einblick in Freuds Gedankenwelt und zeigt, wie besonders die Beziehung zwischen Vater und Tochter war. Auch die großen Themen und Konflikte der Zeitenwende werden angerissen. Freud als Mensch und Denker war wohl nie zuvor so unmittelbar erfahrbar. Das ist sehens- und hörenswert – pünktlich zu Freuds 166. Geburtstag.
„Sigmund Freud – Freud über Freud“, Regie: David Teboul. 97 Min. Ab dem 5. Mai 2022 im Kino
Hier gibts den Trailer zur Dokumentation: