Steil auf Erfolgskurs – Hamburgs Handball-Helden

Foto: Fishing4

Mit Bodenhaftung und einheimischen Spielern begeistert der Handball Sport Verein Hamburg seine Fans. Der Lohn ist der Aufstieg in die zweite Liga.

Text: Mirko Schneider
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Der Blick auf die Volksbank Arena irritiert. Dort prangt noch immer das Logo der Hamburg Freezers. Im Mai 2016 erhielt der Eishockeyclub keine Lizenz mehr. Vier Monate zuvor hatte der HSV Handball Insolvenz angemeldet. Kein Eishockey und kein Handball mehr auf Top-Niveau in der höchsten Spielklasse. Die Abgesänge auf die Sportstadt Hamburg beschäftigten die Sportjournalisten bundesweit. In Hamburg, so ihr Tenor, seien eben nur die Fußballclubs HSV und FC St. Pauli salonfähig – die sind mittlerweile, durch den Abstieg des HSV, beide zweitklassig. Die vom Spielbetrieb abgemeldeten Freezers sind längst Sportgeschichte.

Doch mittlerweile wird in der Volksbank Arena eine neue Story geschrieben. Vom Handball Sport Verein Hamburg. Unter seinem ursprünglichen Vereinsnamen tritt der frühere HSV Handball seit zwei Jahren an. Inklusive eines neuen Logos, da der Hamburger SV nach der Saison 2015/16 die Kooperation mit dem Handball Sport Verein Hamburg beendete. Zeitgleich zur Insolvenz stieg in jener Saison beinahe unbemerkt die zweite Mannschaft in die 3. Liga auf. „Der Weg, den wir dann beschritten haben, war so sicher nicht abzusehen“, sagt der frühere Weltklasse-Handballer und heutige Trainer Torsten „Toto“ Jansen im Rückblick.

Der Handball Sport Verein Hamburg machte nämlich Nägel mit Köpfen, sein zweites Team zur ersten Mannschaft – und startete in der 3. Liga neu durch. In der Saison 2016/17 wurde das Team Dritter, dann kehrte „Toto“ zurück, der zuvor bereits von 2003 bis 2015 in Hamburg spielte Stadtleben und später die A-Jugend trainierte. Mit ihm als Coach gelang in der aktuellen Saison mit viel Fleißarbeit (bis zu acht Trainingseinheiten à 90 Minuten in der Woche) die Rückkehr in die zweite Liga. In der Volksbank Arena wurde trainiert und vor meist ausverkauftem Haus, rund 3.500 Zuschauern, bei den Spielen in der Alsterdorfer Sporthalle begeisternder Handball geboten.

Die Rückkehr der „La Ola“

Die Mannschaft wirkt dabei wie ein Gegenentwurf zu früher, als der Club alle großen Titel inklusive der Champions League abräumte. Präsident Andreas Rudolph engagierte sich damals mit vielen Millionen und kaufte den ganz großen Erfolg. Weltklassespieler wie Guillaume Gille, Hans Lindberg und Pascal Hens warfen Tor um Tor. Allerdings vor einem wesentlich eventorientierten Publikum in der Barclaycard-Arena, dem bei manchem Heimspiel von Stadionsprecher erklärt werden musste, wie eigentlich „La Ola“ („Die Welle“) als Feierritual mit den Spielern nach einem Sieg funktioniert. Sprechchöre der Fankurve wurden zur Sicherheit öfter mal auf dem Videowürfel eingeblendet – damit der Rest der Halle auch mitmacht.

Das sieht heute anders aus. Die Mannschaft besteht aus vielen Auszubildenden und Studenten. Einzig Stefan Schröder (36) blieb nach der Insolvenz. Der frühere Nationalspieler und Rechtsaußen: „Ich bin in Hamburg verwurzelt. Für mich war schnell klar: Ich will dabei mithelfen, dass es hier wiederaufwärtsgeht.“ Das tat Schröder nicht nur auf dem Feld, wo er mit dem Aufstieg das perfekte Ende für seine grandiose Karriere fand. Sondern auch in der Geschäftsstelle. Er engagiert sich dort im Bereich Marketing, wird dem Handball Sport Verein Hamburg nach seiner aktiven Karriere weiterhin erhalten bleiben.

So ist der Handball Sport Verein Hamburg plötzlich in. Ein um den Wiederaufstieg in höhere Gefilde kämpfender Club mit einheimischen Spielern aus der Region, die „sich natürlich ganz besonders mit Hamburg identifizieren“, so Rix. „Allerdings war es am Anfang ungewohnt, vor so vielen Leuten zu spielen. Bei der zweiten Mannschaft schauten ja manchmal nur 50 Leute zu.“ Am 26. Dezember wurde selbst der Ausflug in die frühere Heimstätte, die Barclaycard-Arena, für ein Spiel gegen Fredenbeck zum Erfolg. 9.964 Zuschauer kamen und knackten den Zuschauerrekord der Dritten Liga. Nur wenig erinnert an alte Zeiten. „Ab und zu müssen wir bei Auswärtsspielen weghören, wenn die Leute uns stolpern sehen wollen, weil sie sich an das große Team von früher erinnern“, sagt Rix, „Aber das sind wir eben nicht mehr. Wir sind nicht mehr der Champions-League- Sieger und Deutsche Meister.“ Dafür sind sie frischgebackener Aufsteiger – und nun in der zweiten Liga dabei, um dort zu bleiben.

Vielleicht hängt das Logo der Hamburg Freezers an der Volksbank Arena also genau richtig. Als eine Mahnung für die Verantwortlichen bei den Handballern, wenn es mal wieder ganz nach oben gehen sollte und der Höhenflug an Bodenhaftung verliert. Man weiß ja nie.

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 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Juni 2018. Das Magazin ist seit dem 26. Mai 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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