Sie sind wieder da. Und zwar im Theater. Im Dezember nehmen sich Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger Kleists Klassikernovelle „Michael Kohlhaas“ vor und drehen sie auf links. Aus Kohlhaas wird Coolhaze. Warum man das nicht verpassen darf, verraten Studio Braun im E-Mail-Interview
Text: Daniel Schieferdecker
SZENE HAMBURG: Studio Braun, warum Kleists „Kohlhaas“ als Stoff für eine Neuinterpretation?
Studio Braun: Weil er gleichzeitig mit Augenzwinkern, megaernst und trotz der vielen Jahre, die der Text auf dem Buckel hat, immer zeitgemäß dahergaloppiert. Außerdem lässt er mannigfaltige Interpretationsspielräume und Nischen für Neuanfänge. Der Superstar aller Querulanten ist einfach nicht tot zu kriegen.
Worauf habt ihr bei der Modernisierung des Stücks besonderen Wert gelegt?
Dass wir möglich viel moderne Technik des 21. Jahrhunderts verwenden, wir wollen etwas bieten, was wir intern „Jahrmarkt für die Augen“ nennen. Außerdem gibt es heftig was auf die Ohren: Im Orchestergraben sitzt eine vierzehnköpfige Jazz-Bigband. Der besondere Clou: Wir haben Kohlhaas aus der Mittelalterszene ins New York der 1970er-Jahre gezerrt. Raus aus dem Schlabber-Look, rein in die hautengen Herrenhosen!
Power Straps und andere Beauty-Tipps
Was ist euer Beauty-Geheimnis?
Wir arbeiten viel mit Deepshine Lipgloss und dem Anti-Aging-Starter-Kit von Rushmore, die Beautycare-Produkte müssen übrigens unbedingt auf feuchter Haut aufgetragen werden – dann ziehen sie besonders tief ein. Außerdem schlafen wir nachts mit Tiefkühlerbsen, um Tränensäcke zu vermeiden. Heinz verwendet zum Bodyshaping häufig Power Straps nach Doktor Zuba, um Po und Beine zu straffen. Jacques und Rocko tragen unter ihren Shirts immer Diving-Anzüge von Breeze aus dem Funsport-Bereich, das macht eine schöne schlanke Figur. Nägel und Zähne kann man übrigens gut mit Tipp-Ex aufhellen.
Auf dem Pressefoto zu „Coolhaze“ tragt ihr sehr shorte Shorts. Welche Oberschenkeltattoos hättet ihr insgeheim gerne, um eure muskulösen Schenkel zu betonen?
Wir denken gemeinsam häufig über Tribal-Tattoos nach, auch Tiermotive können die Muskeln schön zum Vorschein bringen – bei Studio Braun steht der Panda für Jacques, der Delphin für Rocko und der Koala für Heinz.
Ihr spielt Theater, macht Musik, Lesungen et cetera. Was ist die peinlichste Situation, die ihr je backstage mitbekommen habt?
Einmal hatte Jacques sich beim Umziehen im Backstage gebückt und seine Hose bekam hinten einen Riss, fast hätten Heinz und Rocko seine Unterhose gesehen, hihihi! Megapeinlich!!!
„Wir wollen ein psychedelisches Volkstheater errichten“
Wenn ihr bei einem tragischen Unfall ums Leben kämt und man im Anschluss euer bewegtes Leben verfilmen würde: Wer sollte euch spielen?
Da wir darüber auch bereits geredet haben, fällt uns die Antwort leicht: Matthias Schweighöfer als Heinz, Uwe Ochsenknecht als Jacques und Til Schweiger als Rocko.
Wie beurteilt ihr die Bedeutung des Theaters als Institution im gesamtkulturellen Kanon?
Grundsätzlich ist das Theater zu Ende im Sinne von „am Ende“. Extension und Implosion, Überdehnung und Zusammenbruch, das macht keiner ewig mit. Wir wollen aus den rauchenden Trümmern gerne etwas Neues errichten, nämlich das „psychedelische Volkstheater“: sachlich, modern, mit der notwendigen Prise Humor und ohne den theatertypischen „Bierernst“.
Wenn ihr euch aussuchen könntet, womit ihr am Ende der Vorstellung beworfen werdet, was würdet ihr wählen?
Mit Millionen kleinen Herzen aus lila Flausch
„Coolhaze“, Deutsches Schauspielhaus, 9. & 31. Dezember und weitere Termine
SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Dezember 2021. Das Magazin ist seit dem 27. November 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!