Wir beleuchten in dieser Reihe bedrohte kulturelle Orte der Stadt. Diesmal werden die Tiere an den Elbbrücken unruhig
Bereits in Kindertagen bauten sie aus tristen Rumpelkammern Lichtungen experimentellen Kunsterlebens. Neuerlich verwirklichen sie eine Idee speziell für Hamburgs Qualitätsdancer, inmitten von Hafen und Industrie. In Rothenburgsort schufen sie einen dadaistischen Hotzenplotzort – ganz ohne Hintergedanken und meiden dabei den Publikumsverkehr. Mit dem Club Kraniche bei den Elbbrücken ist ihnen eine ihrer stadtbekannten Meisterleistungen gelungen. Sogar international ist das exzellente Musik- und Kunstprogramm im geschmackfesten Interieur des Zugvogels mundfest.
Installationen, Originalkunstwerke, ein Hybrid aus Diaprojektor und Staubsauger, der eine Klimatisierung des Raumes nur vortäuscht, eine seltene Plastelampe über dem handgezimmerten Tresen sowie diverse gefaltete Papierkraniche, die im Nachtdunst auf Imitat machen. Doch nun suchen die freiheitsliebenden Kraniche ab Oktober ein neues Nest, das wir ihnen bieten wollen. Denn sind es nicht genau diese Vögel, die den kultivierten Ausgehexperten an Orte locken, die vormals mürrisch vor sich hin dämmerten? Sind es nicht diese Glücksbringer, die uns inspirieren und ermutigen, aufzustehen? Sind es nicht geliebte Künstler wie Phuong-Dan, Felix Kubin, Taprikk Sweezee, lokale DJs wie Cosmic DJ, die in den Kranichen gastieren und uns der tägliche Halm in der Brause sind?
Deshalb rollt die Gummimatten aus, klopft ein Loch in die Außenwände eurer Häuser und fahrt die Betonlaster vor: Die Kraniche kommen!
Text: Andrea Rothaug
Die Kolumnistin Andrea Rothaug ist eine musikalische Raumsonde mit Hang zum Wort, Kulturmanagerin, Autorin, Dozentin, Veranstalterin, Präsidentin … Ihr monatliches Thema hier: bedrohte schrullige Orte der Stadt