Südpol: Expedition Nachhaltigkeit

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Ausgezeichnete Arbeit: Xenia Windauer (4. v. r.) mit Südpol-Crew beim Clubward (©Kevin Winiker)

Beim diesjährigen Clubaward gewann das Südpol den Preis in der neuen Kategorie „Zukunft feiern“. Xenia Windauer, Vertreterin der Nachhaltigkeits-AG, über umgesetzte Maßnahmen im Feierkontext, notwendige Förderungen und darüber, was Clubbesuchende tun können

Interview: Ole Masch

SZENE HAMBURG: Xenia, Glückwunsch zum Clubaward. Wie hat die Jury die Wahl begründet?

Xenia Windauer: Wir freuen uns sehr darüber und möchten uns erneut ganz herzlich bei der Fachjury bedanken, dass unser Engagement gesehen wird. Sie hat bei der Verleihung hervorgehoben, dass der Südpol in vielen Bereichen nachhaltig agiert und dass es besonders schön ist mit anzusehen, dass dieses Engagement auch gleichzeitig Spaß machen kann. Die Bereiche, in denen wir uns engagieren, sind nicht nur ökonomisch, sondern vor allem auch mit sozialem Augenmerk verbunden.

Was macht ihr mit dem Preisgeld?

Das wird partizipativ innerhalb des Betreiber:innen-Kollektivs entschieden. Es stehen unterschiedliche Anschaffungen im Raum, wie zum Beispiel Solaranlagen und neue Speicher sowie die Splittung des Heizkreislaufes zur passgenauen Speicherung und im Hinblick auf den Sommer eine Anlage zur Regenwassergewinnung. Da es eine Vielzahl von Möglichkeiten für nachhaltigere Prozesse im Clubleben gibt, unterstützt uns das gewonnene Preisgeld für solche Investitionen.

Welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt?

Wir nutzen von Anfang an Ökostrom und sind bei einer nachhaltig wirtschaftenden Bank. Neben einer primär regionalen Getränkekarte verzichten wir seit Jahren auf Strohhalme, Einwegschnapsgläser, Dosen und Plastikflaschen. Dazu haben wir eine eigene Eismaschine, um Lieferwege zu sparen. Kühlschränke, die Heizung oder andere Stromfresser laufen nur zu den Veranstaltungen und wir verwenden ausschließlich LEDs in der Lichttechnik. Auch das Booking ist ein Bereich, der im Fokus steht. Internationale Artists werden vornehmlich gebucht, wenn sie sich bereits in der Region oder auf Tour befinden. So kamen wir im Jahr 2019 auf nur fünf Flugbuchungen.

Awareness, Barrierefreiheit und Kompostklos

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Verringert Fußabdrücke: Südpol in Hammerbrook (©Juha Hansen/Spektral 3000)

Wo findet sich das soziale Augenmerk?

Im Bereich soziale Nachhaltigkeit klären wir bereits an der Tür über unsere sozialen Werte auf, es besteht seit Jahren ein Awareness-Team und wir sind ein barrierefreier Club. Durch den Einsatz von Rampen und einer barrierefreien Toilette ist es möglich, dass auch Menschen im Rollstuhl bei uns feiern können. Neben dieser Toilette haben wir seit diesem Jahr auch Missoirs und Kompoletten (Anm. d. Red.: Hockurinale und Kompostklos) im Außenbereich. Was an diesen Maßnahmen deutlich wird, ist, dass der Bereich Nachhaltigkeit komplex ist und manche Maßnahmen klein scheinen können. Doch in der Fülle haben sie einen Impact.

Dieser Impact ist begrenzt, wenn nur ein Club etwas tut. Könnt ihr Vorbild für andere sein und vernetzt ihr euch?

Wir können nicht nur für Clubs, sondern auch für Einzelpersonen Vorbild sein, um den Impact zu steigern. Jedoch liegt es in vielen Punkten auch an der Politik, um Barrieren für nachhaltiges Agieren abzubauen. Da denken wir an Förderungsmöglichkeiten, Bauvorschriften, Mietverträge und Weiteres. An dieser Stelle möchten wir noch einmal das Engagement des Clubkombinats Hamburg hervorheben – das nicht nur bei diesem Thema einen super Job macht. Wir sind zunächst mit den Hamburger Unterzeichnenden des Code of Conducts „Zukunft feiern“ über die runden Tische verknüpft und besuchen regelmäßig andere Läden, um uns auszutauschen. Unsere AG war vor einigen Wochen in Berlin auf dem Future Party Lab von Clubtopia, hat auf dem Reeperbahn Festival die Panels zum Thema Nachhaltigkeit besucht und nimmt nun an deren Green-ClubSchulung teil.

„Wir hatten von Anfang an ein Augenmerk auf nachhaltiges Handeln “

Im März wart ihr Erstunterzeichnende des erwähnten Code of Conducts. Was ist seitdem passiert?

Wir haben durch das Clubkombinat davon erfahren. Für uns war direkt klar, dass wir unterzeichnen werden, da wir im Projekt von Anfang an ein Augenmerk auf nachhaltiges Handeln haben und immer wieder nachhaltige Neuerungen umsetzen – bereits vor und unabhängig von der Unterzeichnung. Nach der Unterzeichnung haben wir die geforderte Ausgangsbilanz angefertigt, in der zahlreiche Handlungsfelder abgefragt werden. Darüber hinaus haben wir intern und extern kommuniziert, dass wir uns für mehr Nachhaltigkeit im Clubleben engagieren und haben interne monatliche Plenen, um den Prozess weiter voranzutreiben.

„Wir klären bereits an der Tür über unsere sozialen Werte auf“
Xenia Windauer, Vertreterin der Nachhaltigkeits-AG des Südpol

Wie bildet ihr euch in puncto Nachhaltigkeit fort und woher kommt euer Know-how?

Als kollektiv organisiertes Projekt werden in alle Prozesse die jeweiligen Gewerke wie Bar, Garderobe, Tür, Awarness et cetera und deren Knowhow einbezogen und so auch immer wieder Feedback gegeben. Darüber hinaus haben wir eine NachhaltigkeitsAG gegründet, die sowohl ein kollektives als auch privates Interesse an dem Thema und zudem auch Wissen aus verschiedenen Bereichen mitbringt. Dazu gehört beispielsweise ein Studienabschluss in Soziologie, jahrelanges Know-how durch Aktivismus, ehemalige Mitarbeit bei Greenpeace und das Wissen durch die eigentliche Arbeit bei den Stadtwerken. Ein Teil der AG lässt sich aktuell als Green-Club-Manager:in ausbilden. In diesem Rahmen werden explizite Konzepte entworfen, die im Umkehrschluss auch anderen Clubs und Kulturstätten dienen können.

„Besuchende können sich informieren und reflektieren“

Gab es bereits Förderungen und welche wären notwendig?

Wir haben die Missoirs und Kompoletten über eine Förderung bekommen. Auch die Förderung für unseren Außenbereich haben wir erhalten und diese beinhaltet, dass die Begrünung ausgebaut wird. Grundsätzlich sind wir als Kulturbetrieb auf Förderungen angewiesen, gerade für die Bereiche neue Dämmung, Erneuerung der Heizanlage, Anschaffung von Speichern et cetera. Aktuell suchen wir nach einer Förder- und Finanzierungsmöglichkeit, um möglichst noch in diesem Jahr eine Photovoltaikanlage installieren zu können. Bisher sieht es leider sehr mau aus. Wir hoffen eine Lösung zu finden, um das Vorhaben schnellstmöglich realisieren zu können.

Wir haben jetzt viel erfahren, was ihr als Club macht. Was können Besuchende tun?

Grundsätzlich: sich informieren und reflektieren. Dafür muss natürlich ein Zugang geschaffen werden, aber es erfordert ebenfalls eine gewisse Eigeninitiative. Auch wenn Feiern Spaß macht, sollte uns allen bewusst sein, welchen Fußabdruck wir damit hinterlassen. Veranstaltungen werden wahrscheinlich nie komplett nachhaltig sein, jedoch können wir alle etwas dafür tun. Das sind schon Kleinigkeiten, wie das Wasser nicht so lange laufen zu lassen, wenig Papier zu verbrauchen, den Müll vernünftig zu entsorgen beziehungsweise gar nicht erst so viel Müll zu produzieren. Ein achtsamer Umgang mit Ressourcen und miteinander, nicht mit dem Auto anzureisen und stattdessen das Fahrrad oder die Öffentlichen zu nutzen. Unsere Nachhaltigkeits-AG plant neben der Partizipation der Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, Gäst*innen einzubeziehen und somit noch mehr auf das Thema aufmerksam zu machen.

Die nächsten Expedition Südpol:

  • Vom 18. November 2022 23:59 Uhr bis 20. November gibt es wieder die Expedition Südpol mit Musik von Andi Valent, Happy Haken (Live), Milo fever, Tony Dia und vielen mehr

Tickets für die Events gibt’s an der Abendkasse – und bitte vorher einen Corona-Test machen

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