SZENE HAMBURG: Susann, als vierte Regiearbeit am Opernloft hast du dir „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod ausgesucht, warum gerade diese Oper?
Durch das Tagesgeschäft im Opernloft – ich bin Künstlerische Betriebsdirektorin und Dramaturgin bei allen Stücken – bleibt nicht viel Zeit für eigene künstlerische Arbeiten. Aber dieser Stoff ist mir so wichtig, dass ich mir die Zeit nehme. „Romeo und Julia“ ist ein Paradebeispiel für das Thema Hass. Auf vielen Ebenen ist dieses Thema heute aktuell. Wir erleben Hass in den Kriegen, die uns umgeben, in der Politik und in den sozialen Medien. Viele von uns haben das Gefühl, dass nicht mehr miteinander diskutiert wird, dass andere Meinungen nicht mehr gehört werden. Es gibt immer nur zwei Lager – die einen und die anderen. Das will ich mit Gounods Oper erzählen.
Auch das Publikum teilt sich im Opernloft in zwei Lager und darf seine Meinung sagen. Haben solche Äußerungen Einfluss auf den Ausgang des Abends?
Das Publikum sitzt schon in zwei Lagern, sodass sich in der Mitte eine Spielfläche ergibt. Bereits bei der Buchung der Karte ist klar, ob man zum Julia- oder zum Romeo-Lager gehört. Das Publikum wird Partei ergreifen, und das wird von Romeos Page Stephano und von Julias Vertrautem, Pater Lorenzo, ausgehen, die beide mit dem Publikum agieren. Es wird aber nicht so weit gehen, dass Einfluss auf das Ende genommen wird.
Spielt deine Version in einer bestimmten Zeit oder an einem konkreten Ort?
Inken Rahardt hat eine Bühne entworfen, die wie ein Parcours durch die Spielfläche des Opernlofts läuft. Almut Blanke kreiert Kostüme, die diesen Parcours und die zwei Lager aufgreifen. Es wird auch moderne Musik geben, die der musikalische Leiter Esteban Ravanal in die Gounod-Partitur einfügt. Dieser Ort ist also eher urban, könnte aber überall in unserer heutigen westlichen Welt sein.
„Roméo et Juliette“ ab dem 24. Januar 2025 (Premiere) am Opernloft; weitere Termine: 26. Januar, 15. Februar 2025 und weitere
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 01/2025 erschienen.