Helmut: „Irgendwie hat mich der ganze Mist gepackt“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Begleitet von hvv switch fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Helmut begegnet.
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Helmut: „Irgendwie hat mich der ganze Mist gepackt“ (Foto: Rosa Krohn)

„Die Formalitäten waren plötzlich unwichtig“

Es gab da zum Beispiel mal ein älteres Ehepaar, bei dem ich regelmäßig vorbeigefahren bin. Die Besuche waren eigentlich sinnlos, denn die beiden waren gut eingestellt und aufgeräumt. Sie waren immer sehr gastfreundlich und baten mir Kaffee und Kekse an. Als sie merkten, dass ich Süßes gar nicht mag, kauften sie extra getrocknete Apfelringe für mich. Die habe ich dann immer gegessen, obwohl ich die auch nicht mochte. Die beiden kabbelten sich herrlich wie Waldorf und Statler aus der Muppetshow. Nach zwei Stunden ging ich und habe eigentlich nichts Anderes gemacht, als ihnen zuzuhören. Es war einfach schön. Der Mann hatte damals aufgrund einer zurückliegenden Krebserkrankung Rente von uns bekommen.

Fünf Jahre später mussten wir die Rente herabsetzen, das ist ein formeller Ablauf. So schrieb ich das Paar an und informierte sie. Als der Mann mich anrief, befürchtete ich seine wütende Reaktion. Aber er sagte: ‚Ach wissen Sie, ich hab´ Ihr Schreiben gekriegt, aber eigentlich ist das egal. Ich war heute beim Arzt, der Krebs ist zurück.‘ Diese ganzen Formalitäten waren plötzlich völlig unwichtig. Er verstarb nach wenigen Monaten. Es war furchtbar traurig, denn man kennt halt die Leute. Aber so ist der Lauf der Dinge.“

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