„In meinem Leben gab es lange nur Medizin: Mein Vater war Unfallchirurg, ich habe Medizin studiert, einen Facharzt in Anästhesie gemacht und habe schon im Studium im Krankenhaus gejobbt, um mir die Ausbildung zu finanzieren. Irgendwann wurde mir aber klar: Ich will nicht ewig im Krankenhaus sein. Mein Vater ist immer morgens um sechs Uhr aus dem Haus und kam um 22 Uhr wieder. Wir haben ihn kaum gesehen.
Ich habe mich irgendwann nach vielen Jahren auf einer Intensivstation in einem Hamburger Krankenhaus gefragt, wo es eigentlich hingehen soll. Ich hatte mittlerweile einige Kollegen kennengelernt, die nicht mehr Vollzeit im Krankenhaus waren, sondern nebenbei etwas anderes gemacht haben. Das war neu für mich. Bis dahin dachte ich immer, entweder das eine oder das andere. Auch ich habe mich langsam verändert und heute führe ich den Rudolf Beaufays Vintage Store in der Neustadt.
Eine große Veränderung
Wie ich zu dem Laden gekommen bin? Ich hatte schon immer ein Faible für Mode und Dekoration. Als die Frage nach dem ‚Wohin‘ aufkam, wusste ich, es würde in diese Richtung gehen. Zu der Zeit betreute ich Rudolf, den Besitzer des Ladens medizinisch – außerdem war ich ohnehin schon Stammkundin. Wir kamen mit der Zeit ins Gespräch und daraus wurde eine Freundschaft.
Irgendwann fragte mich Rudolf, ob ich mich nicht mal für ein paar Stündchen in den Laden stellen könnte. Ich dachte, ‚großartig, das machst du‘. Aus diesen paar Stunden wurden ein paar Tage. Ich stand immer mal wieder im Laden, reduzierte die Stunden im Krankenhaus und irgendwann kam Rudolf dann nicht mehr. ‚Kannst du ja allein machen‘, hat er gesagt und ich hatte auf einmal die Schlüssel in der Hand. Mit über 70 Jahren und nach 50 Jahren im Geschäft hatte er einfach keine Lust mehr. ‚Entweder wir fahren den Laden jetzt gemeinsam gegen die Wand – ich war zu dem Zeitpunkt schon Teilhaberin – oder du machst allein weiter‘, hat er gesagt. Dann habe ich den Laden komplett übernommen. Das war 2015. Seitdem hat sich viel verändert, aber im Krankenhaus bin ich bis heute, allerdings nur noch wenige Stunden im Monat.“