Chrissie: „Ich muss keinem Ideal entsprechen“

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Chrissie hat gelernt sie selbst zu sein und will damit die große Bühne erobern (Foto: Katharina Stetzenbach)

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Chrissie begegnet

Protokoll: Katharina Stertzenbach

,,Ich bin seit zehn Jahren Schauspielerin, das läuft mal mehr und mal weniger erfolgreich. Was aber immer kommt, ist die Frage: ‚Oh, wo sehe ich denn dann mal?‘ Das ist auf die Dauer wirklich nervig. Um als Schauspielerin erfolgreich zu sein, braucht es eine fundierte Ausbildung – am besten staatlich –, die richtigen Beziehungen und Glück. Was aber viele häufig vergessen und auch ich gerade erst festgestellt habe: Fast am wichtigsten ist Selbstwert und ein gutes Verständnis für sich selbst. Ohne das nützen dir die besten Kontakte nichts. Selbstvermarktung ist heute unglaublich wichtig. Egal ob mit oder ohne Agentur, du musst jeden Tag etwas für deine Karriere machen. Die Erkenntnis hat bei mir gedauert. Ich war zwischendurch tatsächlich aber auch eine faule Sau.

Das Schönheitsideal-Problem

Mittlerweile habe ich gelernt mich zu mögen. Vor Kurzem war das noch anders. Das war eine andere Chrissie, die gefallen wollte. Das ist auch wieder so ein Schauspiel-Problem: Zu Anfang möchtest du gefallen und in möglichst viele Rollen reinpassen. Ich hatte damals lange blonde Haare. Irgendwann meinte mein Friseur: ‚Mach die Haare ab, die brauchst du nicht.‘ Und ich dachte mir zunächst so: ‚Ja klar ich, als weiblich gelesene, absolute Blondine, immer gefärbt, das wäre ein Fehler.‘ Doch er hat mich überzeugt und ich habe mir die Haare abrasiert. Das war krass. Diese Veränderung hat mir den letzten Kick gegeben. Auf einmal kamen interessantere Anfragen rein. Am Ende musst du als Schauspielerin keinem Schönheitsideal entsprechen. Das habe ich lange genug versucht.

Von Feuchtgebieten zur Erkenntnis

Denn letztendlich kommt alles zu seiner Zeit, daran glaube ich. Die Tür, die sich öffnet, ist in dem Moment auch die richtige. Ich bin mit Anfang zwanzig ins Schauspielbusiness eingestiegen. Ohne Plan und ohne Erfahrung. Am Anfang wurden mir viele Türen zugeschlagen. Das tat jedes Mal weh. Doch die Absagen haben mich letztendlich auch geschützt. Das beste Beispiel ist vielleicht dieses: Ich stand in der engeren Auswahl für die Hauptrolle in der Verfilmung von Charlotte Roches Roman „Feuchtgebiete“.

Ich hatte mich insgeheim schon darauf gefreut, mein Gesicht auf einer großen Kinoleinwand zusehen. Schlussendlich habe ich die Rolle nicht bekommen und war echt niedergeschlagen. Aber mittlerweile bin ich fein damit. Es wäre vielleicht auch nicht richtig gewesen. Ich weiß jetzt, dass, wenn ich eine Absage bekomme: Es liegt nicht an mir. Eine Ablehnung bedeutet keine Abwertung meiner Person. Es ist eben nur eine Tür, die nicht aufgegangen ist, dafür gibt es eine neue Chance. Diese Erkenntnis hat lange gedauert. Aber jetzt bin ich mir sicher, dass sich damit auch neue Türen öffnen werden.“


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