Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Niklas begegnet
Protokoll: Katharina Stertzenbach
„Ich bin 30 und arbeite seit mittlerweile sieben Jahren in der „Parzelle“ hier auf St. Pauli. In diesem ausgelassenen Nachtleben auf dem Kiez fühle ich mich wohl. Am besten wäre es, ich könnte hauptberuflich als Barleitung arbeiten, aber das geht nicht. Dafür ist die Arbeit auf dem Kiez einfach zu schlecht bezahlt. Unter der Woche arbeite ich deswegen als Sales Manager bei einem IT-Betrieb. Das ist ein guter Job und von dem Geld kann ich mir mein Leben gut finanzieren. Die Arbeit erfüllt mich nicht, ich bin auch kein Computerfreak, aber kann gut schnacken und das hilft.
Der Sozialpädagoge hinterm Tresen
Auch bei der Arbeit hinterm Tresen muss man viel schnacken. Doch für den Job in der Parzelle brenne ich tausendmal mehr. Vor allem wegen der Leute. Manchmal siehst du dich in der Kneipe auch selbst als Sozialpädagoge. Wenn die Leute anfangen, dir ihre Probleme und Geschichten zu erzählen oder wenn du Konflikte lösen musst – egal ob verbal oder körperlich. Du wirst immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert. Auch deswegen mache ich den Job im Nachtleben so gerne.
Echter 90s-Vibe
Mittlerweile hat sich sogar noch mehr entwickelt. Mit einem unserer DJs habe ich das DJ-Duo Two Solala ins Leben gerufen. Im Moment legen wir hauptsächlich in der Parzelle auf. Wir möchten uns mit der Musik – einem Mix aus Oldschool- und 90er-HipHop – von den Mainstream-Playlisten anderer Läden abheben. Deswegen legen wir auch selbst gebrannte CDs auf und machen die Übergänge zwischen den Tracks selbst. Damit entsteht so ein nostalgischer 90s-Vibe. Und man bleibt immer kreativ. Bei uns gibt es keine computergesteuerte Warteschlange, sondern nur den eigenen Kopf. Wir gucken genau, welche Leute im Laden sind, und reagieren spontan, worauf die Bock haben. Vor Kurzem kam ein Gast aus Berlin in die Parzelle und meinte zu mir: ‚Ey, Alter das hab’ ich seit zehn Jahren nicht mehr gehört.‘ Das ist das schönste Kompliment, das ich als DJ je bekommen habe.“