Steve: „Platten haben einen eigenen Charme“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diesmal sind wir Steve begegnet
Steve: „In den Laden hier auf St. Pauli bin ich so reingestolpert“(©Sophie Drews)
Steve: „In den Laden hier auf St. Pauli bin ich so reingestolpert“(©Sophie Drews)

„Back Records auf St. Pauli, das ist mein Laden. Im September verkaufe ich hier schon seit 20 Jahren Platten. Ich habe mich schon immer für Musik interessiert. Ich kann mich sehr genau an den Moment erinnern, als ich das erste Mal AC/DC im Radio gehört habe, da war ich zehn Jahre alt. Das war ‘was völlig anderes für mich, weit weg von Pop und Mainstream. Mein Bruder ist ein paar Jahre älter als ich. Er hatte damals schon an die 300 Platten. Ich habe es geliebt, da stundenlang drin herumzuwühlen und mir die Sachen anzuhören. Und dann bin ich einfach dabei geblieben (lacht) und hab gesammelt.

Wobei, was heißt gesammelt, darum ging es früher eigentlich nicht. Man hat sich einfach Musik gekauft. Irgendwann ist mein Bruder auf CDs umgestiegen, aber ich habe ihn dann wieder zurück zum Plattenhören gebracht. Er ist mir dafür heute sehr dankbar und fährt wieder mega darauf ab. Wenn wir die Zeit finden, sitzen wir oft auch einfach zuhause und hören gemeinsam Musik.

Platten: Mehr als Musik

Den Charme von Platten kann kein anderes Medium ersetzen. Die Leute streiten sich über die Soundqualität, aber ich bin immer noch der Meinung, dass Musik auf Platten tatsächlich schöner und wärmer klingt.

Ich zeichne und male auch selbst und habe mich immer besonders für die Cover-Artworks interessiert und mich mit den jeweiligen Künstlern beschäftigt. Das ist auch etwas, was es bei CDs nicht im selben Umfang gibt, da ist es einfach langweilig. Die Haptik, die Gestaltung und der Inhalt machen Platten so besonders. Ich versuche hier bei mir im Laden eine breite Mischung zu haben. Allerdings ist es wohl überwiegend Gitarrenmusik: Rock, 70er, Metal, Punk, Indie-Rock, aber auch mal Funk, Soul oder Jazz. Das entspricht auch meinen persönlichen Vorlieben. Ich höre viel Rock, aber auch gerne Soundtracks und andere Sachen, ich mag mich da eigentlich gar nicht festlegen.

Der eigene Laden

In den Laden hier auf St. Pauli bin ich so reingestolpert: Vorher habe ich noch in Elmshorn gelebt und als Aushilfe in einem Plattenladen gearbeitet. Mein damaliger Chef wollte immer einen zweiten Laden in Hamburg aufmachen und als ich dann hergezogen bin, hat er das gemacht. Nach fast zwei Jahren hat er aber gemerkt, dass das finanziell für ihn blödsinnig ist und so kam es, dass ich ihm den Laden abgekauft habe. Damals konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass das so lange hält und ja auch sämtliche Krisen überlebt – wobei wir auch noch mittendrin sind. Gegen Ende letzten Jahres war es richtig knapp und ich habe mich gefragt, ob es sich lohnt, noch weiterzumachen. Mit 53 Jahren umsatteln ist aber auch so eine Sache. Deswegen bleibe ich dabei: Wenn ich es mir weiter leisten kann, werde ich weiter das machen, wozu ich Lust habe. Und das ist dieser Laden.“

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