Zum Tag des offenen Denkmals: Schöne und schützenswerte Bauten in Hamburg

Hamburg hat Geschichte. Das zeigt sich auch an den vielen Denkmälern der Stadt, die im September alljährlich ihre Türen öffnen. SZENE HAMBURG blickt zum Tag des offenen Denkmals auf vier Bauten und ihre Geschichte
Hundertjährige Geschichte: Das Chilehaus feiert in diesem Jahr dreistelliges Jubiläum (©Mediaserver Hamburg / Julia Schwendner)

Sternwarte Bergedorf: Vom Denkmal in die Sterne schauen

Der große Refraktor ist bis heute eines der wichtigsten Gebäude der Sternwarte Bergedorf (©UHH/Baumann)

In den 1910er-Jahren wurde es an den Landungsbrücken zu hell und Hamburgs erste Sternwarte musste umziehen. Das von Feinmechaniker Johann Georg Repsold gründete Observatorium siedelte 1912 nach Hamburg-Bergedorf über und war lange Zeit eines des bedeutendsten Europas. Und heute noch arbeiten hier Astronomen und Astrophysiker und enträtseln auf dem weitläufigen Gelände die Geheimnisse der Sterne.

Zwar wird die Sternwarte heute weniger intensiv genutzt als im frühen 21. Jahrhundert, doch ist der Kuppelbau mit dem sogenannten Großen Refraktor weiter eines der wichtigsten Gebäude auf dem Gelände. Tubus und Montierung des historischen Teleskops aus dem Jahr 1911 stammen von den Enkeln Johann Georg Repsolds. Bis heute gilt das Teleskop mit seinem Objektivdurchmesser von 60 Zentimetern und neun Meter Brennweite als eines der größten Linsenteleskope in Deutschland. Mit seiner Bedeutung für die Wissenschaft, den historischen Gebäuden und Teleskopen versuchte die Sternwarte Bergdorf wiederholt, sich für Deutschland als UNESCO-Welterbe zu bewerben. Zuletzt scheiterte der Versuch Anfang 2024. / Felix Willeke

Sternwarte Bergedorf, Gojenbergsweg 112 (Bergedorf)

Grindelhochhäuser: Architektonisches Erbe im Grindel

Hoch hinaus schafften die Grindelhochhäuser viel Wohnfläche in der Nachkriegszeit und stehen heute unter Denkmalschutz (©Erik Brandt-Höge)

Die denkmalgeschützten Grindelhochhäuser im Hamburger Stadtteil Harvestehude sind ein bedeutendes Beispiel für den Hamburger Wohnungsbau der Nachkriegszeit. Waren sie erst für Soldaten und Angehörige der britischen Besatzer gedacht, zogen bis 1956 5400 Hamburgerinnen und Hamburger hier ein, wo bis vor dem Krieg das jüdische Viertel der Stadt zu finden war. Die Häuser zeichnen sich durch klare Linien und funktionale Architektur aus – sehr puristisch. Auch um das architektonische Erbe und die städtebauliche Geschichte Hamburgs zu bewahren, stehen die Gebäude heute unter Denkmalschutz. Bei einem Spaziergang durch Harvestehude, sind die Bauten nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. / Paula Budnik

Grindelhochhäuser (Harvestehude)

Schellfischtunnel: Schienen im Dornröschenschlaf

961 Meter sind es bis zum Licht am Ende des Schellfischtunnels (©Hamburger Unterwelten e. V., Michael Berndt)

Der frische Fisch kam unterirdisch. Im Jahr 1876 wurde ein eingleisiger Tunnel in Betrieb genommen, der den Altonaer Bahnhof mit den Kaianlagen am Elbufer verband. Die Strecke beschleunigte den Güterverkehr zwischen den Standorten, die oberirdische Schienenrampe, die sogenannte „geneigte Ebene“ hatte ausgedient. Weil hauptsächlich fangfrischer Seefisch in Waggons vom Hafen zum Bahnhof befördert wurde, erhielt der Hafenbahntunnel Altona im Volksmund den Namen Schellfischtunnel. Mit der Verlegung des Bahnhofs Altona im Jahr 1895 erfolgte eine Erweiterung von 395 auf 961 Meter. Ende der 1980er-Jahre wird die Nutzung des Tunnels unrentabel, was 1992 erst in seiner Schließung und dann in der endgültigen Stilllegung resultiert. Nur zum Tag des offenen Denkmals und bei Führungen von Hamburger Unterwelten e. V. öffnen sich die schweren Eisentore wieder. / Sirany Schümann   

Schellfischtunnel, Nordtor: Paul-Nevermann-Platz 17 (Altona-Nord)

Kampnagel: Von Kränen zur Kulturszene

Wo einst Kräne gebaut wurden, trifft sich heute Hamburgs Avantgarde-Kultur (©Frederik Röh)

Die Firma Nagel und Kaemp  errichtete 1875 ihre Fabrik in Winterhude, um Schiffs- und Hafenkräne herzustellen. In den Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs wurde sie als Rüstungsbetrieb mit sechs betriebseigenen Lagern für Zwangsarbeiter genutzt. Aber auch Widerstandsgruppen gab es. Mit dem Kampnagel-Gelände entstand nach dem Krieg ein Prototyp für eine verantwortungsbewusste Erinnerungskultur.

Durch die Rettung vor dem vollständigen Abriss wurde die Fabrik ab 1985 zum Produktionsort für freie Hamburger Theatergruppen und zur Spielstätte für zeitgenössische internationale Künste – und das ist sie noch heute. Kreative Köpfe aus aller Welt kommen hier zusammen und sorgen dafür, das Denkmal lebendig zu bespielen. / Paula Budnik

Kampnagel, Jarrestraße 20 (Winterhude)

Tag des offenen Denkmals, 6. bis 8. September 2024, an und in zahlreichen Denkmälern der Stadt

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 09/2024 erschienen.

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