Ganz anders als der Film kommt „Frühstück bei Tiffany“ im Altonaer Theater daher, meint unsere Autorin
Text: Dagmar Ellen Fischer
„Wir spielen Bücher!“, wirbt das Altonaer Theater. Also Literaturvorlagen, keine daraus resultierenden Verfilmungen. Das macht im Fall von „Frühstück bei Tiffany“ einen nicht zu unterschätzenden Unterschied: Wer bei dem berühmten Titel Audrey Hepburn und George Peppard als Holly Golightly und Fred/Paul vor Augen hat, erlebt eine Überraschung. Denn die gelungene Inszenierung von Regisseur Benjamin Hille – eine Koproduktion mit den Schauspielbühnen Stuttgart – stützt sich auf den gleichnamigen Kurzroman von Truman Capote aus dem Jahr 1958. Und der unterscheidet sich vom erfolgreichen Film des Jahres 1961 (nicht nur) in einem ganz entscheidenden Punkt: Es gibt kein Happy End für die beiden Protagonisten.
Der große Bogen bleibt indes hier wie dort. Ein New Yorker Partygirl versucht, wahre Gefühle zu vermeiden, da sie unbedingt reich heiraten will. So hält sie sich den netten, aber mittellosen Schriftsteller-Nachbarn auf Distanz, der ihr nach einem One-Night-Stand verfallen ist. Ihr sprunghaftes Leben gibt sie auch dann nicht auf, als sie von der Vergangenheit in Person ihres texanischen Ehemanns eingeholt wird.
Näher am literarischen Original
Die Bühnenfassung von Richard Greenberg beginnt Jahre nach diesen Ereignissen, der Autor erinnert sich als Erzähler an Holly in einer Rückschau. Der Abend ist in sich schlüssig und unterhaltsam, die Gewichtung der Charaktere fällt im Vergleich zum Film (der deutlich bekannter sein dürfte als die Novelle) anders aus. Und auch Holly hat mit der eleganten, dezenten Filmfigur nichts zu tun; live ist sie eine überdrehte, mitunter gestörte, aber immer noch charmante junge Frau. Was aus dem literarischen Original an Frivolität fürs Kinopublikum seinerzeit unterschlagen werden musste, findet leichtgängig Eingang in die Bühnenfassung. Adaptiert wurde allerdings der Ohrwurm „Moon River“, wodurch die Atmosphäre klar gewinnt.
„Frühstück bei Tiffany“, noch bis zum 26. Dezember 2022 im Altonaer Theater