Theaterkritik: Der kleine Freischütz

Regisseur Sascha Mink hat mit „Der kleine Freischütz“ im Theater für Kinder nicht ganz ins Schwarze getroffen
Familienidylle mit lässigem Teufel: „Der kleine Freischütz“ im Theater für Kinder (©Joachim Flügel)
Familienidylle mit lässigem Teufel: „Der kleine Freischütz“ im Theater für Kinder (©Joachim Flügel)

Zauberkugeln, die von selbst ihr Ziel finden, müssen um Mitternacht in der Wolfsschlucht gegossen werden – so will es Carl Maria von Weber in seiner Oper „Der Freischütz“. Im Theater für Kinder wird die gruselige Szene genüsslich zelebriert. Der Böse erzählt, was er für diese magische Mischung braucht: Blei, Kirchenfensterglas, Quecksilber, drei Gewehrkugeln, die schon einmal trafen, sowie Augen von Wiedehopf und Luchs! „Iiihh“, ruft eine Kinderstimme aus den vorderen Reihen; das gespenstische Treffen im Trockeneis-Nebel fesselt die jungen Zuschauer. Ansonsten ist leider wenig dabei, was das definierte Zielpublikum ab fünf Jahren altersgerecht abholt.

Die Geschichte um einen Jäger, der mit seinem Gewehr unbedingt zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Schwarze treffen muss, damit er heiraten kann, ist eigentlich nichts, was Grundschulkinder umtreibt. Und dass sich der Held mit dem Teufel einlässt, um sein Ziel zu erreichen, ist ebenfalls eine eher abstrakte Größe, insbesondere, da der Darsteller des Satans Samiel durch seine lässige Körpersprache gar nicht bedrohlich wirkt. Auch das eingebaute Bonmot, man habe gehört, „letzte Nacht sei in der Wolfsschlucht der Teufel los gewesen“, ist ein Gag für Erwachsene.

Die Inszenierung: Nicht altersgerecht 

Die Musik ist anspruchsvoll, in der gekürzten Fassung indes durchaus von Kindern genießbar. Leider gilt das nicht für die Inszenierung. Regisseur Sascha Mink hätte gut daran getan, Ideen zu entwickeln, die jene Altersgruppe ansprechen. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Sängerinnen und Sänger sich mit einem starken Akzent artikulieren, sodass kaum eine Chance besteht, den Text zu verstehen. Großartig gelungen hingegen sind die Projektionen, die vor allem dann ins Spiel kommen, wenn geschossen werden muss – oder wenn es sieben Zauberkugeln zu gießen gilt – dann lassen sich schwarze Spinnen malerisch von oben hinab in die Wolfsschlucht.

„Der kleine Freischütz“ läuft noch bis zum 14. Mai 2023 im Theater für Kinder.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.

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