Theaterkritik: Die Reise zum Mond

„Die Reise zum Mond“ in der opera stabile bietet eine dünne Geschichte zu mächtiger Musik
Ankunft in einer fremden Welt: „Die Reise zum Mond“ (©Hans Jörg Michel)
Ankunft in einer fremden Welt: „Die Reise zum Mond“ (©Hans Jörg Michel)

Drei Astronauten hängen in der opera stabile buchstäblich in den Seilen, schweben nach ihrer Bruchlandung auf dem Mond über der Bühne, bis die „Gravitationssimulationstinktur“ ihnen wieder Bodenhaftung gibt. Erstmals ist die Kinderoper „Die Reise zum Mond“ des US-amerikanischen Komponisten Andrew Norman im Rahmen der „opera piccola“-Reihe der Staatsoper Hamburg in einer Kammeropernfassung in deutscher Sprache zu erleben. Zu den Weltraumreisenden gehört auch Georges Méliès (Dongwong Kang). Der berühmte französische Stummfilmpionier liefert mit seiner „Reise zum Mond“ aus dem Jahr 1902 nicht nur die Inspirationsquelle für das Libretto, sondern tritt auch als Figur auf – und verliebt sich prompt in die gehörnte Monddame Eoa (Yeonjoo Katharina Jang). Als die fünf Besucher des Erdtrabanten dann auf ein ganzes von Königin (Claire Gascoin) und Mondmann (Nicholas Mogg) angeführtes Mondvolk treffen, aus deren Mitte ein Kind plötzlich spurlos verschwindet, sind die Konflikte vorprogrammiert.

Leicht unterkühlte Überwältigungsmusik

Die lösen sich nach rund 60 Minuten, in denen die Mondbewohner mit ihrer Fantasiesprache viel Raum für groß ausgesungene Vokalisen bekommen, allerdings überraschungsfrei im Vakuum auf. Ein sensibel bis kernig aufspielendes Ensemble mit fünf Streichern, vier Blechbläsern, Schlagwerk und Klavier unter der Leitung von Luiz de Godoy bildet das Fundament dieser leicht unterkühlten Überwältigungsmusik, die mit dramatischen Ausbrüchen immer wieder die sphärisch-elegische Grundstimmung konterkariert. Auch die dünne Geschichte, durch die Regisseur Stephan Witzlinger die dreizehn Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 25 Jahren sowie vier professionelle Sängerinnen und Sänger schickt, scheint das Zielpublikum ab sechs Jahren nicht wirklich im Blick zu haben. Dem musikalisch-bildlichen Stimmungszauber dieser Aufführung tat dies jedoch keinen Abbruch.„“

„Die Reise zum Mond“ unter der Regie von Stephan Witzlinger ist noch bis zum 5. März 2023 auf der Studio Bühne der Staatsoper (opera stabile) zu sehen

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.

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