Am Anfang schleudert der Wäschetrockner. Dessen getaktete Umdrehungen geben ein Metrum vor, wenig später steigt Bendix Dethleffsen am Klavier mit einem einfachen Ostinato ein. Seit zwanzig Jahren arbeitet er eng mit Regisseur Christoph Marthaler zusammen. Auch in der jüngsten Uraufführung „Mein Schwanensee“ gibt er als musikalischer Leiter und Darsteller den Ton an. Die Inszenierung bildet den dritten und somit letzten Teil der sogenannten Malersaal-Trilogie am Schauspielhaus.
Gemeinsamer Nenner: Texte von Weltflüchtigen liegen ihnen zugrunde, nach Friedrich Hölderlin und Emily Dickinson sind es nun frühe Werke von Elfriede Jelinek. Vorgetragen von drei Frauen und drei Männern, die sich zu Paaren ordnen. Da sind Tarzan und Jane (Dethleffsen und Fee Aviv Dubois) mit sexuellen Problemen, Charles Lindbergh samt Gattin (Magne Håvard Brekke und Sasha Rau, Marthalers Frau), die sich über den nächsten Flug streiten, sowie eine Balletttänzerin und einen Dirigenten, beide namenlos (Josefine Israel und Samuel Weiss). Letztgenannter behauptet, gerade „Schwanensee“ zu komponieren, was der Tänzerin verdächtig bekannt und deshalb eher unglaubwürdig vorkommt, dem Abend dennoch den Titel gibt.
„Mein Schwanensee“ begeistert
Marthaler lässt absurd-witzige Handlungen an Fitness-Trainingsgeräten exerzieren, berührenden Solo- und Chorgesang sowie Musik aus unterschiedlichen Genres erklingen und fügt die Jelinek-Passagen zu tendenziell tiefenentspannten Aktionen der Darsteller ein – das entfaltet den typischen schalkhaften Marthaler-Humor und eine beruhigende Wirkung aufs Publikum. Selbst der Popsong „Shout“ zum Ausklang des 105-minütigen Stücks wird beinahe zum Schlaflied – alle Akteure singen ihn auf dem Rücken liegend im dunkler werdenden Raum. Dem Running Gag aus regelmäßig rumpelndem Trockner zum Trotz ist es ein jegliche Geschäftigkeit wunderbar ausbremsender Abend, der begeistert beklatscht wurde.

