Fotografie als Währung: 8. Triennale der Fotografie

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Sara Cwyer: Glass Life (Filmstill), 2021

Am 20. Mai beginnt die größte Fotoschau der Stadt mit 20 Ausstellungen und dem Thema „Currency“. Wir sprachen mit der neuen künstlerischen Leiterin Koyo Kouoh über die Triennale-Vorbereitung in Zeiten der Pandemie, über Machtstrukturen und die Wirkkraft der Bilder – und über ihren Blick auf Hamburg

Interview: Karin Schulze

SZENE HAMBURG: Koyo Kouoh, fast jede und jeder macht heute unablässig Fotos, versendet, guckt und kommentiert sie pausenlos. Warum braucht es da noch eine Fototriennale?

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Neue künstlerische Leiterin der Phototriennale: Koyo Kouoh (Foto: Zeitz Mocaa)
Neue künstlerische Leiterin der Phototriennale: Koyo Kouoh (Foto: Zeitz Mocaa)

Koyo Kouoh: In den letzten 30 Jahren haben die Menschen mehr Bilder produziert als in der gesamten Zeit davor. Das ist erst einmal erschreckend. Jeder meint Fotograf:in zu sein, obwohl niemand denkt, jeder Mensch könne Bildhauer:in oder Ärzt:in sein. Gerade deshalb gilt es, der Fotografie als eigener Kunstform eine Bühne zu verschaffen.

Die 8. Triennale der Photographie Hamburg 2022 versammelt zwölf Schauen in zehn Ausstellungshäusern, ein Festival und die Triennale Expanded unter dem Titel Currency. Was ist damit gemeint?

Mit dem englischen Wort für „Währung“ ist die Fotografie als Transaktionsmittel gemeint. Wir leben in einem retinalen Zeitalter. Nichts wandert zwischen den Menschen so oft hin und her wie Fotografie. Mal in privaten Kontexten, mal in kommerzieller Absicht. Mal um Wahrnehmung zu lenken und mal um gezielt Wertschöpfung in Gang zu setzen. Wenn wir Fotografie unter dem Aspekt der Währung betrachten, reflektieren wir, wie wir zu Fotografie und ihrer Wirkmacht stehen.

„Currency“ ist auch das Thema der von Ihnen zusammen mit Rasha Salti, Gabriella Beckhurst Feijoo und Oluremi C. Onabanjo kuratierten Ausstellung in den Deichtorhallen. Was erwartet uns da?

Wir stellen 29 internationale Positionen vor: etwa den libanesischen Fotografen Riad Antar, der das Verhältnis von Mythologie und Geschichte mit einer linsenlosen Kamera erkundet, oder die ägyptische Künstlerin Rana El Nemr, die Bilder der Selbstreflexion an die Dinge und Erscheinungen ihrer Kairoer Wohnumgebung heftet. Einige Künstler:innen sind in ihren Dreißigern, andere schon in ihren Neunzigern. Es werden experimentelle, dokumentarische und poetische Ansätze dabei sein. Dabei spielt Counter-Mapping, also das Umschreiben von dominanten Machtstrukturen, eine besondere Rolle.

Inwieweit folgen auch die Projekte der anderen Häuser der thematischen Vorgabe „Währung“?

Wir haben mit unserem Verständnis von „Currency“ ein thematisches Gerüst vorgeschlagen, das die Institutionen auf die ihre jeweilige DNA übertragen konnten. Das reicht von einer Gesamtschau des Fotografen Herbert List und seiner Magie des Lichts im Bucerius Kunstforum über eine Neuentdeckung der Hamburger Mode- und Werbefotografin Charlotte March in der Sammlung Falckenberg bis zum Fotoprojekt von LaToya Ruby Frazier zur Wasserkrise in Flint, Michigan, das im Kunstverein in Hamburg gezeigt wird.

Die beiden Jahre der Vorbereitungszeit der Ausstellung waren geprägt von der Corona-Pandemie. Was bedeutete das?

Die kuratorische Arbeit im Team fand vor allem am Bildschirm statt. Wir konnten auch keine Atelierbesuche machen, dafür haben uns die Künstler:innen andere Zugangsweisen zu ihren Werken ermöglicht. Damit war die Planung der Triennale betont umweltbewusst: Wir sind sehr wenig geflogen.

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Cecilia Reynoso: Gaviota serving desert, from the series „The Flowers Family“, 2014
Cecilia Reynoso: Gaviota serving desert, from the series „The Flowers Family“, 2014

Auch eine verstärkte Beteiligung Hamburger Künstler könnte Kohlendioxid einsparen. Wie sieht es damit aus?

Ein wesentlicher Teil der Triennale ist die sogenannte Triennale Expanded. Aus Vorschlägen von Hamburger Fotograf:innen, Künstler:innen, Kurator:innen und Initiativen wurden zwölf Projekte ausgewählt und gefördert, die ab dem 2. Juni vorgestellt werden. Mit dabei sind etwa ein performativer Abend zur Fotografie, ein Archiv, das Wolkenbilder von Orten fossiler Verbrennung sammelt, oder das Panel zu NFTs und Krypto-Kunst als sozial engagierter Kunstpraxis.

Warum läuft die Triennale Expanded erst ab dem 2. Juni?

Das Expanded-Programm startet parallel zum Festival der Triennale, das vom 2. bis 6. Juni stattfindet. So haben wir zusätzlich zum Triennale-Start am 20. Mai einen zweiten Eröffnungsimpuls, wodurch sich das Publikumsinteresse verteilen kann. Das Festival umfasst Gespräche, Diskussionen, Filmvorführungen und Performances, mit denen die Themen der zwölf Ausstellungen und der Triennale Expanded vertieft werden.

Sie leiten das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt und sind als Kuratorin, Beraterin oder Rednerin in Afrika, Europa und Amerika unterwegs. Currency ist nach Streamlines in 2025/16 Ihre zweite Ausstellung in der nördlichen Deichtorhalle. Wie ist Ihr Verhältnis zur Halle und zu Hamburg?

Sehr freundschaftlich. Ich mag die Stadt Hamburg sehr für ihre Eleganz. Als Hafenstadt vermittelt sie ein unwiderstehliches Gefühl von Offenheit und Grenzenlosigkeit. Und ich bin fasziniert von der Geschichte des Großbürgertums. Manchmal meine ich, einen Buddenbrook durch die Straßen schlendern zu sehen. Es ist zwar nicht Lübeck, aber doch hanseatisch. Da ich aus Kamerun komme, weiß ich, dass Hamburg eine große Rolle in den schwierigen Beziehungen zwischen Kamerun und Deutschland gespielt hat. Streamlines bezog sich direkt auf diese Geschichte. Mit Dirk Luckow, dem Intendanten der Deichtorhallen, verbindet mich eine kuratorische Affinität, so dass ich für die Triennale zurückkommen konnte.

Triennale der Photographie: Ausstellungsparcours in Hamburger Museen und Institutionen, Eröffnung: 19.5., 20.5.–18.9. Die Festivalwoche findet vom 2. bis 6. Juni statt. Dann startet auch die Triennale Expanded


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