52 Meter hoch, 14 Stockwerke, sechs Jahre Bauzeit und Kosten von bis zu 120 Millionen Euro, das sind die nackten Zahlen zur Sanierung des Philosophenturms an der Universität Hamburg. 1962 vom Architekten Paul Seitz geplant und gebaut, war das Haus schon seit 2004 mit einigen baulichen Mängeln versehen. 2017 war dann endgültig Schluss: Die letzte Sonderverordnung für den Betrieb lief aus und nach langen Diskussionen hatten sich Politik und Universität mittlerweile auf eine Sanierung verständigt. „Ein Riese zieht um“, sagte die damalige Universitätssprecherin gegenüber der „Taz“. Denn die gesamte Fakultät der Geisteswissenschaften verlegte ihren Lehrbetrieb ab dem Wintersemester 2017/18 in die bis zu 45 Minuten entfernte City Nord.
Corona, Mehrkosten und Verzögerungen
Doch auch nach dem Umzug wurde nicht sofort saniert. Zuerst prüfte die städtische Sprinkenhof GmbH über zwei Jahre den Gebäudezustand. Dann veranschlagte sie rund 85 Millionen Euro für die Sanierung und plante das Gebäude zu Beginn des Wintersemesters 2021/22 wiederzueröffnen. Sowohl die veranschlagten Kosten wie auch der Fertigstellungstermin konnten nicht gehalten werden. Gründe dafür waren die Corona-Pandemie und Schwierigkeiten in der Baubranche. Zur Eröffnung im Oktober 2023 spricht Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank von einem „Elbphilharmonie-Effekt“: Man habe sich über die Mehrkosten und die Bauverzögerung geärgert, sei aber jetzt glücklich, dass es fertig ist.
Schlussendlich wird die Sanierung bis zu 120 Millionen Euro kosten und damit bis zu 35 Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt. Und der reguläre Betrieb startet zum Wintersemester 2023/24 zwei Jahre später als geplant. Endgültig fertig ist das denkmalgeschützte Haus aber noch nicht. Die Hörsäle im Erdgeschoss, die Museumsgeschosse, Teile der Fassade, die Mensa und die Beschilderung sowie auch das Leitsystem im Gebäude sind noch im Bau. Die Universität plant zum Beginn des nächsten Sommersemesters im April 2024 eine feierliche finale Eröffnung des Philosophenturms.
Noch mehr Sanierung nötig
Das der Philosophenturm nicht das letzte zu sanierende Gebäude der Universität Hamburg ist, bestätigt Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren gegenüber SZENE HAMBURG. Unter anderem der sogenannte Pferdestall, der Sitz des Fachbereichs Sozialwissenschaften, stehe dabei ganz oben auf der Liste. Einen Sanierungsstau kritisiert auch die Studierendenvertetung, der AStA der Uni Hamburg.
Um Sanierungen anzugehen hat der Senat gerade „gemeinsam mit den beiden städtischen Realisierungsträgern, der Sprinkenhof GmbH und der Gebäudemanagement Hamburg GmbH, eine Gesamtbestandsanalyse des Wissenschaftsstandorts Hamburg und damit aller Gebäude vorgenommen“, so Senatorin Fegebank. Damit soll ermittelt werden, wo auch an der Universität Hamburg Sanierungsbedarf besteht. Es scheint wahrscheinlich, dass im Zuge zukünftiger Sanierungen von Universitätsgebäuden diese, wie auch im Fall des Philosophenturms geschehen, vom jeweiligen Realisierungsträger übernommen werden und im sogenannten Mieter-Vermieter-Modell von der entsprechenden Hochschule im Anschluss gemietet werden. Diese Strategie wird unter anderem vom AStA kritisiert . Eine vom Senat 2021 in Auftrag gegebenen Evaluierung der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) bezeichnet das Mieter-Vermieter-Modell als „noch nicht vollständig dazu geeignet […], ein wirtschaftliches Handeln sicherzustellen“.
Welcome back
Doch auch wenn in Zukunft noch weitere Sanierungen anstehen, kehrt jetzt mit der Wiedereröffnung des Philosophenturm noch mehr Leben zurück auf den Campus Von-Melle-Park. „Ich hoffe, dass der Philosophenturm genau wie die Universität und der Campus für alle so etwas wird wie ein Zuhause“, sagt Katharina Fegebank, „denn Universität braucht Präsenz, gerade nach den schmerzhaften Jahren der Pandemie.“ Und Uni-Präsident Heekeren ergänzt: „Damit kehrt die Fakultät der Geisteswissenschaften zurück in ihr Zuhause.“ Am Ende werden in dem „ikonischen Gebäude“, wie es die Senatorin bezeichnet, bis zu 2500 Studierende und rund 500 Mitarbeitende der Universität lernen, lehren und arbeiten.
Besonders profitieren sollen die Studierenden dabei vom neuen Cube. Der zweistöckige Neubau steht im Innenhof des Philosophenturms. Hier sind „studentische Arbeitsplätze und Raum für studentisches Leben dazugekommen“, so Uni-Präsident Heekeren. Außerdem wurden die Bibliotheken aus dem alten Philosophenturm in einer großen neuen Bibliothek, die sich vom 2. bis in den 6. Stock erstreckt, zusammengefasst. Diese Neuerungen folgen dem Ziel, das Heekeren für den gesamten Campus Von-Melle-Park ausgibt: „Wir wollen die Aufenthaltsqualität weiter verbessern.“ Und mit dem Philosophenturm ist dazu ein erster Schritt getan.