Das Vorhaben des Senats, Veranstaltern und Betreibern die Option zu geben, nur noch Geimpfte und Genesene zuzulassen, ist falsch. Ein Kommentar
Text: Erik Brandt-Höge
Die Senat’sche Corona-Politik bot freilich nicht bloß Glanzstunden. Dass etwa pickepackevolle Busse und Bahnen zu jedem Zeitpunkt seit Pandemiebeginn möglich waren, Gastronomen und Kulturschaffende mit tipptopp Sicherheits- und Hygienekonzepten hingegen zeitweise völlig in die Röhre gucken mussten, ist nur ein Beispiel der politischen Fehler. Nun soll es einen weiteren geben: das 2G-Optionsmodell.
Veranstalter und Betreiber bekommen ab kommenden Samstag, 28. August, die Chance, nur Geimpfte und Genesene in ihre Läden beziehungsweise zu ihren Veranstaltungen kommen zu lassen. Getestete wären also raus – ob sie nun in Zukunft für ihre Tests selbst zahlen müssen, oder nicht. Das ist schlichtweg Quatsch. Nicht nur, weil Geimpfte und Genesene weiterhin infektiös sein und erkranken können. Und weil Tests, auf die man doch von Seiten des Senats bisher so sehr vertraut hat, nicht schlechter werden. Sondern auch, weil Restaurants, Theater, Kinos, Konzertstätten für alle da sind. Niemand darf ausgegrenzt werden, weil er sich noch nicht impfen lassen wollte oder konnte, weil er noch nicht erkrankt und genesen ist. Jeder, der nachweisen kann, dass er nicht infiziert ist, muss auch dabei sein dürfen – überall, drinnen und draußen.
Und dass bei 2G-Veranstaltungen womöglich Auflagen wegfallen, etwa Maskenpflicht und Abstandsregeln, mag auf den ersten Blick reizvoll klingen, weil unter anderem wirtschaftlich attraktiv. Aber wer wünscht sich derzeit wirklich einen direkten Nachbarn im Kino oder Theater, 30 Zentimeter neben einem, zwei Stunden lang? Eher wenige. So weit sind die von der Pandemie und der dazugehörenden Senats-Politik geprägten Köpfe noch nicht. Die Nachfrage wird ausbleiben. Also: weg mit der 2G-Option, zurück zum 3G-Denken. Alles andere wäre Ausgrenzung hoch drei.