3 Fragen an … Anton Pleva

Der Schauspieler und Regisseur Anton Pleva inszeniert zur Zeit „Frühlings Erwachen“ am Ernst Deutsch Theater – drei Fragen an den gebürtigen Hamburger 
Regisseur Anton Pleva inszeniert „Frühlings Erwachen“ am Ernst Deutsch Theater (©Vasilios Zafrakis)
Regisseur Anton Pleva inszeniert „Frühlings Erwachen“ am Ernst Deutsch Theater (©Vasilios Zafrakis)

SZENE HAMBURG: Anton Pleva, in „Frühlings Erwachen“ am Ernst Deutsch Theater sind Sie Darsteller und Regisseur, warum diese doppelte Herausforderung?

Anton Pleva: In meiner Konzeption treffen sechs junge Schauspieler auf Wedekinds „Frühlings Erwachen“. Sie spielen jeweils eine der jugendlichen Figuren, aber zusätzlich auch die Erwachsenen des Stücks, wodurch sie dem Publikum ganz direkt einen Spiegel vorhalten können. Einer der Erwachsenen muss aber von außerhalb kommen, da fiel die Wahl auf mich – übrigens ist es die Figur, die Wedekind in der Uraufführung selbst übernommen hat.

Frank Wedekinds Drama, 1906 uraufgeführt, thematisiert sexuelle Tabus, die es heute so nicht mehr gibt, arbeiten Sie mit dem originalen Text?

Mir war sehr schnell klar, dass ich den originalen Text nicht modernisieren möchte, also ja. Aber wir nutzen das oben genannte Konzept, um den Text aus unserer heutigen Perspektive betrachten zu können, woraus eine zusätzliche Textebene entsteht.

„Jugendbewegungen halten uns den Spiegel vor“

Was hat Sie bewogen, das Drama zu inszenieren, welche Themen haben in Ihren Augen heutige Relevanz?

Die Aktualität liegt in dem immer gültigen Konflikt zwischen Jung und Alt. Weltanschauungen werden einem Kind nicht mit der Geburt mitgegeben, sie werden gelehrt — oder besser: Wir trainieren Kinder, die Welt so zu sehen wie wir. Diese decken dabei zwangsläufig Schwachstellen in der Ideologie der Erwachsenen auf, die diese nicht als „Fehler im System“ erkennen können. Also werden Kinder oft mit Gewalt in ein fehlerhaftes System gezwängt. Die Mutter Wendlas sagt: „Ich habe an dir nichts getan, als was meine Mutter an mir getan hat!“ und deckt damit das Problem auf, ohne es selbst zu erkennen: Wir geben Fehler weiter, wenn wir Jugendliche dazu zwingen, sie anzuerkennen, damit wir sie nicht erkennen müssen. Jugendbewegungen wie „Fridays for Future“ oder „Die letzte Generation“ haben stark mit dieser Schwierigkeit zu kämpfen: Sie halten uns den Spiegel vor. Jetzt kommt es darauf an, ob wir von uns lernen können.

„Frühlings Erwachen“ ab dem 8. Juni 2023 (Premiere) im Ernst Deutsch Theater; weitere Termine: 9.–13., 15.–18., 21.–25., 27.–30.6. und mehr

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 06/2023 erschienen.

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