Der Abaton-Gründer Werner Grassmann ist am 14. August 2023 im Alter von 96 Jahren verstorben. Dies teilte die Familie knapp eine Woche später per Pressemitteilung mit. Mit der Gründung des ersten Programmkinos Hamburgs im Jahr 1970 ebnete Grassmann den anspruchsvollen Filmen den Weg auf die Leinwände. Bis heute ist das Abaton für seine Programmvielfalt und die Begleitveranstaltungen bekannt und beliebt. Für sein Programm wird das Abaton immer wieder mit Preisen ausgezeichnet. Der Weg dahin war nicht immer einfach und auch mit einigen finanziellen Widrigkeiten gepflastert. 1972 gehörte Grassmann zu den Gründern der AG Kino, deren erster Vorsitzender er von der Gründung bis 1987 war.
Der Kinoverband sorgte maßgeblich für die Etablierung der Programmkinos als neue Kinoform und verschaffte der Filmkunst so einen festen Platz im kulturellen Leben der Bundesrepublik. Die Stars gingen im Abaton seither ein und aus: von Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Sir Richard Attenborough, Werner Herzog, Pedro Almodóvar bis hin zu Moritz Bleibtreu und Fatih Akin. Grassmann war ein leidenschaftlicher, hellwacher und streitbarer Kinobetreiber und Filmliebhaber. In der Nachkriegszeit startete er zunächst als Filmkritiker und wollte lieber Filme machen statt Filme zeigen. Durch seine Zeit als Regisseur und Filmproduzent gehörte er bereits in den 1960er-Jahren einer Gruppe von Hamburger Filmemachern (Film-Coop) an, die das Filmemachen – insbesondere im Bereich Dokumentarfilm – revolutionieren wollten. Doch Grassmanns wahre Revolution ist unzweifelhaft die Gründung eines Kinos, das die Rolle des Films für die Gesellschaft bedeutend erweiterte. Inzwischen führt sein Sohn Felix Grassmann das Abaton und lässt die Tradition weiterleben.