Filmkritik: „Cranko“

„Cranko“ ist ein Film für Ballettfans: Sam Riley spielt die Rolle des Star-Choreografen John Cranko im Biopic von Joachim A. Lang. Neben ihm brilliert das Stuttgarter Ballett 
Sam Riley spielt den Choreografen John Cranko, einen Stern am Balletthimmel (©Philip Sichler / Zeitsprung Pictures / SWR / Port au Prince Pictures)

John Cranko (1927–1973) ist ein Legende in der Welt des Balletts. Ein Star-Choreograf, der exaltierte Bewegungen aus seinem Repertoire strich und stattdessen echte Gefühle in den Tanz brachte, unerfüllte Liebe, Verzweiflung, Sehnsucht und Schmerz. Nach ihnen sollten seine Tänzer und Tänzerinnen forschen und sie in ihre Bewegungen übersetzen. So etwas hatte es vorher nicht gegeben. Und dann fand diese Revolution ausgerechnet in Stuttgart statt, wo der Südafrikaner 1961 Ballettdirektor wurde. Dort stellte Cranko eine Kompanie zusammen die er seine „Leftovers“, seine „Überbleibsel“, nannte und in denen er sah, was anderen entging. So wie das einzigartige Talent von Marcia Haydée, die als zu dick und nicht hübsch genug galt und zu einer der weltgrößten Primaballerinen wurde.

„Cranko“ macht Fantasien, aber keine Gefühle sichtbar

„Cranko“ startet am 3. Oktober 2024 in den deutschen Kinos (©Port au Prince Pictures)

Crankos große Vision war es, Leben und Tanz ineinanderfließen zu lassen. Und das versucht auch Regisseur Joachim A. Lang, der gerade erst im Juli seinen Goebbles-Film „Führer und Verführer“ mit Robert Stadlober in die Kinos brachte. Und so macht er die Fantasien des Choreografen sichtbar, lässt immer wieder Clowns auf den Bänken vor der Stuttgarter Oper Platz nehmen, Tänzer vor den Säulen und an dem See dort entlang tanzen, während Cranko verträumt in die Ferne schaut. Das Stuttgarter Ballett, das neben Cranko selbst die Hauptrolle spielt, ist großartig. Doch anders als dessen Tänzer und Tänzerinnen hebt der Film selbst nicht ab. Im Gegensatz zu Crankos Arbeit werden die Gefühle nur selten sichtbar. Immer wieder muss Sam Riley („Control“), der den kettenrauchenden, schwulen und manischen Choreografen spielt, seufzen „mir geht es schlecht“, damit man überhaupt versteht, warum er erneut zu viele Schlaftabletten genommen hat.

Was Cranko selbst wagte, traut Regisseur Joachim A. Lang sich nicht. Eher fleißig als ideenreich arbeitet er sich an Crankos Leben ab. Das selbst ist allerdings so dramatisch, dass mit den Erfolgen der Stuttgarter in New York die Spannung schließlich doch noch etwas steigt – bis hin zu Crankos frühem Tod hoch über den Wolken auf einem Rückflug nach Deutschland.

Cranko“, Regie: Joachim A. Lang. Mit Sam Riley, Hanns Zischler, Louis Nitsche, dem Stuttgarter Ballett. 128 Min. Ab dem 3. Oktober 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen. 

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