Die Fabelmans

„Die Fabelmans“ sind so etwas wie Steven Spielbergs Kino-Memoiren und hinterlassen den Kinogänger mit einem seltsamen Gefühl inneren Strahlens
Der erste Kinobesuch wird für den kleinen Sammy (Mateo Zoryan Francis-DeFord) zum Erweckungserlebnis (©Storyteller Distribution Co./Universal Pictures)
Der erste Kinobesuch wird für den kleinen Sammy (Mateo Zoryan Francis-DeFord) zum Erweckungserlebnis (©Storyteller Distribution Co./Universal Pictures)

Der Kino-Virus befällt Sammy Fabelman, den Helden dieses quasi-autobiografischen Films von Steven Spielberg, schon im Kindesalter. In der Menschenschlange vor dem Fünfzigerjahre-Straßenfeger „The Greatest Show On Earth“ beruhigen die Eltern ihren ängstlichen Jüngsten: Vater Burt, ein Computer-Pionier, umreißt ganz kühl die Funktionsweise des Projektors, während Mutter Mizzi, eine verhinderte Konzertpianistin, Filme schauen mit Träumen vergleicht. Eine spektakuläre Zug-Entgleisung auf der Leinwand später ist es um Sammy geschehen. Zu Hause stellt er die Szene mit der Modelleisenbahn nach, Auftakt einer Vielzahl im Kindesalter realisierter Filmprojekte. Er verwandelt seine Schwestern in Horror-Mumien oder die gesamte Pfadfindergruppe in Soldaten auf dem Schlachtfeld.

Der einst sichere Hort bekommt Risse

„Die Fabelmanns“ von Steven Spielberg läuft ab dem 9. März im Kino (©Storyteller Distribution Co./Universal Pictures)
„Die Fabelmanns“ von Steven Spielberg läuft ab dem 9. März im Kino (©Storyteller Distribution Co./Universal Pictures)

Sammys fantasievolle frühe Streifen, im Film liebevoll nachgestellt, sprechen eine eindeutige Sprache: Hier meint es jemand ernst! Folgerichtig hasst er es, wenn der pragmatisch veranlagte Vater seinen Film-Spleen als „Hobby“ bezeichnet. Als Teenager stellt Sammy dann fest, dass die Kamera unerbittlich sein und auch schmerzhafte Dinge sichtbar machen kann. Der einst sichere Hort seines liebevollen, jüdisch geprägten Elternhauses bekommt Risse. Doch er ist mehr denn je bereit, sein vermeintliches Hobby zur Lebens-Mission zu machen. Da passt es, dass seine nomadenhafte Familie gerade ins sonnige Kalifornien übergesiedelt ist … 

Ein überraschend leichter Film

Ist Sammy Steven? Der Meister scheint dies zu verneinen, indem er dem Nachnamen seines Helden den Märchen-Stempel aufdrückt. Fakt ist aber, dass viele bekannte Details aus Spielbergs Biografie (die häufigen Ortswechsel der Familie, die Scheidung der Eltern, antisemitische Mobbing-Attacken an der Highschool) in den Film eingewoben sind, freilich mit ordentlich Pathos gewürzt und leicht ins Mythische überhöht. Mit „Die Fabelmans“ gelingt Spielberg im Herbst seiner beispiellosen Karriere ein überraschend leichter Film über den steinigen Weg des eigenen Werdeganges. Man verlässt das Kino mit einem seltsamen Gefühl inneren Strahlens – genau wie bei „E.T.“ vier Dekaden zuvor.

„Die Fabelmanns“, Regie: Steven Spielberg. Mit Gabriel LaBelle, Michelle Williams, Paul Dano. 151 Min. Ab dem 9. März im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.

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