Filmkritik: „Colonos“

„Colonos“ ist der Debütfilm des chilenischen Filmemachers Felipe Gálvez und ein bildgewaltiger Neo-Western in Form einer postkolonialen Parabel
Drei Männer durchschreiten das Ende der Welt (©Quijote Films/MUBI)
„Colonos“ von Felipe Gálvez, ab dem 15.2. in den deutschen Kinos (©Quijote Films/MUBI)

Der Debütfilm „Colonos“ des chilenischen Filmemachers Felipe Gálvez ist eine handfeste Überraschung. Aufgrund seiner ikonischen Bilder à la Sergio Leone und seiner kompromisslosen, brutal-direkten, wenngleich leicht holprigen Erzählweise wurde der Film in Cannes gefeiert. Dieser Film könnte der Startschuss einer vielversprechenden Regiekarriere sein.

1901: Der chilenische Großgrundbesitzer José Menéndez (Alfredo Castro) hat den Plan, am südlichen Zipfel Südamerikas eine Straße zu bauen. Doch die Einheimischen machen ihm zu schaffen. Er beauftragt drei Männer, den Weg für seine ehrgeizigen Pläne frei zu machen – koste es, was es wolle. Die drei Auserwählten – der britische Leutnant MacLennan (Mark Stanley), der Texaner Bill (Benjamin Westfall) und ein Mestize namens Segundo (Camilo Arancibia) – könnten ungleicher nicht sein, was schon bald für Spannungen sorgt. Für den Traum eines neuen Amerikas am Ende der Welt aber scheint kein Preis zu hoch. Das Nachsehen hat die indigene Bevölkerung Patagoniens, die gewalt- und grauenvoll zu spüren bekommt, wie grenzenlos die Gier ist, wie skrupel- und morallos die Methoden der Kolonisation …

Völlig verdient im Oscar-Rennen

Felipe Gálvez’ Regiedebüt wurde in Cannes mit dem Preis der internationalen Filmpresse in der Rubrik Un Certain Regard ausgezeichnet und ist für Chile im Oscar-Rennen als bester internationaler Film. Das ist nicht verwunderlich: Dieser Film ist erfrischend anders. Die Bilder entfalten – trotz oder gerade wegen der Kargheit der Umgebung – eine ungeheure Kraft. Gálvez verzichtet auf eine moralische Beurteilung, lässt die Bilder für sich sprechen. Der Film ist erzählerisch in vier Teile unterteilt, die mit teils rätselhaften Überschriften angekündigt werden. Die Kameraarbeit von Simone D’Arcangelo lässt einen eindringlich ins Geschehen eintauchen, geradezu hautnah dabei sein. Stellenweise wirkt der Film optisch entrückt. Mythisch. Nihilistisch. Albtraumhaft. Unvergesslich.

„Colonos“, Regie: Felipe Gálvez. Mit Camilo Arancibia, Mark Stanley, Benjamin Westfall. 97 Min. Ab dem 15. Februar in den Kinos.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2024 erschienen.

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