Filmkritik: „Inside“

„Inside“, der neue Film von Regisseur Vasilis Katsoupis ist Willem Dafoes One-Man-Show
Willem Dafoe spielt als Nemo gegen die eigenen Dämonen an. (© Wolfgang Ennenbach / Focus Features)
Willem Dafoe spielt als Nemo gegen die eigenen Dämonen an. (© Wolfgang Ennenbach / Focus Features)

Eine Insel mitten im Nirgendwo wird im Kino häufig als Motiv genutzt, um von Einsamkeit und Gefangenschaft zu erzählen. Siehe die moderne Robinsonade „Cast Away – Verschollen“, in der Tom Hanks einen scheinbar rettungslos verlorenen Gestrandeten verkörpert. Dass auch an pulsierenden Orten, unter vielen Menschen, maximale Isolation möglich ist, zeigt das Survivaldrama „Inside“. Der Kunstdieb und Profieinbrecher Nemo gerät hier ausgerechnet in einer New Yorker Hochhauswohnung in eine existenziell bedrohliche Situation. Urplötzlich verriegelt das Sicherheitssystem alle Ausgänge und gibt anschließend komplett den Geist auf. Mit jedem neuen Tag schwindet Nemos Hoffnung, den goldenen Käfig wieder verlassen zu können.

Ein-Mann-Überlebenskampf

(© SuqareOne/Focus Features)
(© SuqareOne/Focus Features)

Seien wir ehrlich, Vasilis Katsoupis’ Spielfilmdebüt ist keineswegs frei von Glaubwürdigkeitsproblemen: Warum etwa reagiert niemand auf den losbrechenden ohrenbetäubenden Alarm? Klappt es aber, den logischen Brüchen nicht zu viel Gewicht beizumessen, entfaltet der Ein-Mann-Überlebenskampf einen ordentlichen Sog. Dafür verantwortlich ist zum einen Hauptdarsteller Willem Dafoe, auf dessen markantem Gesicht sich die emotionale Achterbahnfahrt des Protagonisten eindringlich abzeichnet – ganz ohne billige Effekthascherei.

Wichtig für die Wirkung, die langsam bedrückender, später surrealer werdende Atmosphäre ist außerdem das in einem Kölner Studio errichtete, durchdesignte Luxuspenthouse, das Nemo mit seinen hohen Decken und Türen klein und hilflos erscheinen lässt. Obwohl die Welt hinter den großen Glasfenstern zum Greifen nahe ist und das Leben außerhalb der Wohnung über die Bilder der Überwachsungskameras in Ausschnitten präsent bleibt, könnte sich der Eingesperrte nicht einsamer fühlen. Aus seinem Dilemma erwächst zwar keine echte Thrillerspannung, wie sie der Verleih ankündigt. Das Interesse an Nemos Schicksal hält sich dennoch bis zum etwas prätentiösen Schluss, der krampfhaft um eine künstlerisch wertvolle Note, um philosophischen Tiefgang bemüht ist.

„Inside“, Regie: Vasilis Katsoupis. Mit Willem Dafoe. 105 Min. Ab dem 16. März im Kino.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.

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