Filmkritik: „Olfas Töchter“ und „Joan Baez I am A Noise“

„Olfas Töchter“ und „Joan Baez I am A Noise“ sind geprägt von tiefen Emotionen. Zwei Dokumentationen über intensive Lebensgeschichten 
„Olfas Töchter“ von Kaouther Ben Hania (©Twenty Twenty Vision)

Olfas Töchter

Text: Paula Budnik

„Olfas Töchter“ ist ab dem 18. Januar 2024 im Kino (©Twenty Twenty Vision)

Die Tunesierin Olfa Hamrouni ist Mutter von vier Töchtern. Im April 2016 machte sie öffentlich, dass ihre beiden ältesten Töchter verschwunden sind und sich in Libyen dem IS angeschlossen hätten. Der Doku-Spielfilm von Kaouther Ben Hania greift den Fall auf und beleuchtet Olfas Verzweiflung und Hilflosigkeit. Mittels zwei professionellen Schauspielerinnen, die die Rolle der verschwundenen Töchter übernehmen, als auch einer weiteren Schauspielerin, die die emotionalen Teile für Olfa spielerisch darstellt, geht der Film auf die intimen, berührenden und erschreckenden Erlebnisse ein. Auf diese Weise werden krasse gesellschaftliche und politische Missstände aufgezeigt. Olfa übt Kritik an Behörden, die sich weigerten, den Fall ihrer Töchter aufzunehmen und zu verfolgen. Der unvermeidbare Bruch zwischen den Perspektiven verschiedener Generationen ruft Konflikte und Diskussionen hervor, die schmerzhaft mit anzusehen sind und von denen man meint, dass sie längst nicht mehr geführt werden müssten. Der in Cannes gezeigte Film löst tiefes Mitgefühl, Hilflosigkeit und Trauer über eine Geschichte aus, die es sich lohnt anzusehen. 

Olfas Töchter“, Regie: Kaouther Ben Hania. Mit Hend Sabri, Nour Karoui, Ichraq Matar. 110 Min. Ab dem 18. Januar 2024 im Kino

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Joan Baez I am A Noise

Text: Anna Grillet

„Joan Baez I am A Noise“ von Miri Navasky (©Albert Baez/Alamode Film)
„Joan Baez I am A Noise“ ist seit dem 28. Dezember 2023 im Kino (©Alamode Film)

Schon als 15-Jährige stand für Joan Baez fest, sie werde die Welt verändern. Die heute 82-jährige US-amerikanische Folksängerin und politische Aktivistin zieht schonungslos Bilanz. Viele erinnern sie als Postergirl der Friedensbewegung mit jener legendären Stimme und ihrer einzigartigen Ausstrahlung. Die Menge jubelte, verehrte sie, kaum einer ahnte, welche Dämonen sie innerlich quälten. Ausgangspunkt des Dokumentarfilms ist ihre Abschiedstour. Zwischen den Auftritten lässt sie ihr Leben Revue passieren. Atmosphärisch starke Konzertmitschnitte wechseln mit privaten Home-Videos, die eine idyllische Kindheit suggerieren und doch den Ursprung ihrer Ängste und Depressionen auf Band hielten. Erstmals spricht sie ausführlicher über die Beziehung zu Bob Dylan, sie verhalf seiner Karriere zum eigentlichen Durchbruch, litt extrem unter der Entfremdung. Joan Baez tat sich nach eigenen Worten immer schwer mit Beziehungen und Nähe. Ihre Offenheit ist unerwartet, nichts scheint ihr zu privat, zu schmerzlich: Tagebucheintragungen, Zeichnungen, handgeschriebene Briefe, Audio-Mitschnitte ihrer Therapiesitzungen dokumentieren das Ausmaß ihrer Traumata. Spät erst begann sie mit der Aufarbeitung, und doch bleiben die Ängste ihre Begleiter.

Joan Baez I am A Noise“, Regie: Miri Navasky, Karen O’Connor, Maeve O’Boyle. 113 Min. Seit dem 28. Dezember 2023 im Kino

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Diese Artikel sind zuerst in SZENE HAMBURG 01/2024 erschienen.

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