Filmkritik: „Rückkehr nach Korsika“

„Rückkehr nach Korsika“ von Catherine Corsini war ein kontroverser Beitrag bei den Filmfestspielen in Cannes, jetzt auch in den deutschen Kinos
Die Rückkehr nach Korsika entpuppt sich als Familiendrama vor traumhafter Kulisse (©Grandfilm/Chaz Productions)

Manchmal lösen Filme bereits Diskussionen aus, bevor sie veröffentlicht wurden. „Rückkehr nach Korsika“ erhielt 2023 zunächst eine Einladung in den Wettbewerb von Cannes. Nach Berichten über schlechte Arbeitsbedingungen und übergriffige Situationen am Set wurde Catherine Corsinis Familiendrama kurz vor Bekanntgabe des Programms allerdings zurückgestellt. Da das Festival die Anschuldigungen als eine bösartige Kampagne einstufte, feierte der Film an der Croisette dann aber doch noch seine Premiere. Wenig verwunderlich, dass kritische Stimmen trotzdem nicht verstummten. Immerhin verstießen die Filmemacher nachweislich in mindestens einem Punkt gegen festgeschriebene Regeln.

„Rückkehr nach Korsika“, etwas überkonstruiert

Filmplakat Rückkehr nach Korsika
„Rückkehr nach Korsika“, ab dem 14.3. im Kino (©Grandfilm/Chaz Productions)

Bei all der Aufregung ist es schwierig, nüchtern auf das vollendete Werk zu schauen. Corsinis neue Regiearbeit handelt von Khédidja (Aïssatou Diallo Sagna), einer Frau mit afrikanischen Wurzeln, und ihren Töchtern Jessica (Suzy Bemba) und Farah (Esther Gohourou), die den Sommer mit ihrer Mutter auf Korsika verbringen, weil diese die Kinder einer wohlhabenden Familie betreuen soll. Für die drei ist es eine besondere Rückkehr. Denn 15 Jahre zuvor hatten sie die Insel, ihr damaliges Zuhause, unter tragischen Umständen verlassen. Unterschiedliche Lebenseinstellungen und die Lügen der Vergangenheit belasten nun den Aufenthalt.

Der vor allem aus der Perspektive der beiden Teenager erzählte Film wirkt in der Ballung seiner Probleme überkonstruiert und löst die Spannungen am Ende etwas zu gefällig auf. Emotionale Intensität entwickelt er aber vor allem dank Suzy Bemba und Esther Gohourou, die ihre Figuren ausdrucksstark verkörpern. Einerseits scheint in ihrem natürlichen Spiel Nähe durch. Andererseits vermittelt es überzeugend den Graben zwischen den so gegensätzlichen Schwestern. Reizvoll auch, dass in die luftig-sonnendurchfluteten Bilder immer wieder Alltagsrassismus und Klassenfragen eindringen. Den Schatten der Berichte können die Stärken indes nicht verscheuchen.

„Rückkehr nach Korsika“, Regie: Catherine Corsini. Mit Aïssatou Diallo Sagna, Suzy Bemba, Esther Gohourou. 106 Min. Ab dem 14. März 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2024 erschienen.

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