Filmkritik:„The Banshees of Inisherin“

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Das Ende einer Freundschaft? „The Banshees of Inisherin“ ab 5. Januar 2023 im Kino (©Searchlight-Pictures)

Regisseur Martin McDonagh („Brügge sehen … und sterben?“) inszeniert in „The Banshees of Inisherin“ das bittere Ende einer Männerfreundschaft. Das Duo Colin Farrell und Brendan Gleeson ist wieder mit an Bord und bietet beste Unterhaltung vor traumhafter Naturkulisse, meint unser Autor

Text: Calle Claus

Die Bewohner der fiktiven irischen Insel Inisherin führen im Jahre 1923 ein isoliertes Leben. Sogar vom Bürgerkrieg, der auf dem nahen Festland tobt, ist man hier abgeschnitten. Es hallen nur hin und wieder Schüsse herüber. Doch auch der Inselfrieden ist in Gefahr: In der Bubble der Bewohner entspinnt sich ein unerbittliches „Mann gegen Mann“-Duell, für das Regisseur Martin McDonagh anderthalb Dekaden nach „Brügge sehen … und sterben?“ (2008) das Duo Colin Farrell und Brendan Gleeson wiedervereint.

Freundschafts-Ghosting

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„Banshees of Insherin“ ab dem 5. Januar 2023 in den Kinos (©Searchlight Pictures)

Farrell spielt Pádraic Súilleabháin, einen Kleinbauern mit kompliziertem Namen und schlichtem Gemüt. Der verliert urplötzlich seinen besten Freund, den deutlich älteren Colm (Brendan Gleeson). Von einem Tag auf den anderen verweigert dieser den bis dahin obligatorischen Two o’clock-Pub-Gang und redet auch sonst kein Wort mehr mit dem plötzlich Ungeliebten: ein übler Fall von Ghosting.

Sich einfach aus dem Weg zu gehen, ist auf Inisherin schwierig, dafür ist die Insel zu klein und die Sehnsucht Pádraics nach seinem Best Buddy zu groß. Von nun an versucht er immer verzweifelter, den Grund für Colms plötzliche Abneigung zu erforschen. Er schießt dessen Bitte, fortan Abstand zu halten, in den Wind und setzt ihm hartnäckig nach. Ginge es hier um Liebesdinge, müsste man Pádraic einen penetranten Stalker nennen. Irgendwann verkündet Colm, sich lieber die Finger abzuhacken, als weitere Avancen des Geschassten zu ertragen. Und das meint er nicht sprichwörtlich …

Krieg der Sturköpfe

McDonaghs fesselnd inszeniertes Mini-Drama wirft Fragen auf: Wen oder was soll der alles verzeihende Held mit dem „Bitte hab mich wieder lieb!“-Hundeblick (Colin Farrells Augenbrauen verdienen einen eigenen Oscar!) darstellen? Den treuesten Freund aller Zeiten oder eine uneinsichtige, übergriffige Klette? Und ist McDonaghs Höllenfahrt durch menschliche Seelen-Abgründe nur eine überspitzte, hundert Jahre alte Provinz-Groteske … oder eine gewitzte Parabel auf ehemalige Freunde und Nachbarn, die plötzlich die Kommunikation einstellen und sich lieber in einen Krieg der Sturköpfe verstricken?

In jedem Fall ist der Film ein vor beeindruckender Naturkulisse in Szene gesetztes, grandios gespieltes Kino-Kabinettstückchen, dessen stoische, oft grausame und dennoch irgendwie stets liebenswerte Figuren einem noch lange im Gedächtnis bleiben.

„The Banshees of Inisherin“, Regie: Martin McDonagh. Mit Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon. 114 Min. Ab dem 5. Januar 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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