Filmkritik: „Was uns hält“

„Was uns hält“ von Regisseur Daniele Luchetti ist ein italienisches Familiendrama über das Band, das zusammenhält
Aldo (Luigi Lo Cascio) und seine Frau Vanda (Alba Rohrwacher) verbindet mehr als sie selbst zu verstehen imstande sind (©filmkinotext)

Es hat ein wenig gedauert, bis der aus 2020 stammende italienische Film „Was uns hält“ von Regisseur Daniele Luchetti („Mein Bruder ist ein Einzelkind“) den Weg in die deutschen Kinos fand. Erst der Kauf der TV-Rechte seitens des WDR sicherte die Finanzierung der Synchronisation. Dabei handelt es sich um den Eröffnungsfilm der 77. Filmfestspiele von Venedig.

Das Familiendrama spielt im Neapel der 1980er-Jahre. Aldo (Luigi Lo Cascio), ein über Literatur dozierender Radiomoderator, hat gerade die gemeinsamen Kinder Anna und Sandro ins Bett gebracht, als er seiner Frau Vanda (Alba Rohrwacher) in der Küche eine Affäre gesteht. Vanda weiß nicht, wie sie reagieren soll, schmeißt ihn aus der Wohnung und verliert den Boden unter den Füßen. Was bedeutet das für sie und die Kinder? Liebt er seine neue, Lidia (Linda Caridi), überhaupt? Gibt es noch eine Zukunft für ihre Ehe? Zeitsprung: Etwa 30 Jahre später sind Vanda und Aldo noch immer zusammen – doch nicht einmal sie selbst scheinen zu wissen, warum.

Das Ende könnte glatt ein eigener Kurzfilm sein

„Was uns hält“, ab dem 29. Juni 2024 in den deutschen Kinos (©filmkinotext)

„Was uns hält“ basiert auf den Roman „Auf immer verbunden“ von Domenico Starnone. Ebenso wie der Roman zeigt auch Luchettis Film auf, welche geheimen, teils unerklärlichen Kräfte die Bindung einer Familie ausmachen – im Guten wie im Schlechten. Im Film wird dies in einer Szene geschickt illustriert, in der Vater und Sohn darauf aufmerksam werden, dass sie ihre Schuhe auf gleiche, ungewöhnliche Art und Weise binden. Die schauspielerischen Leistungen sind vollauf überzeugend – insbesondere die von Alba Rohrwacher und Luigi Lo Cascio. Auch die Kameraarbeit von Ivan Casalgrandi mit der mal warmen, mal kalten Ausleuchtung der Szenen überzeugt. Der gelegentliche Einsatz der karnevalistischen Eingangsmusik und die zeitlichen Sprünge in der Handlung fallen stark auf, wenngleich beides den Filmgenuss insgesamt nicht trübt. Das Ende wiederum überrascht – und könnte glatt ein eigener Kurzfilm sein. Es bleibt eine Erkenntnis: Jedes Mitglied hat so seine eigene Theorie über familiäres Glück und Unglück, über Zusammenhalt und Trennung.

„Was uns hält“, Regie: Daniele Luchetti. Mit Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Giovanna Mezzogiorno. 100 Min. Ab dem 20. Juni 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/2024 erschienen.

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