Hamburger des Monats – Jana und Petja von Move the North

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Foto: Michael Kohls

Hamburg, Kopenhagen, Malmö – drei Städte, ein Festival. Mit „Move the North“ bringen die Initiatoren Jana und Petja Pulkrabek die Menschen grenzübergreifend zusammen – was nicht nur der Kunst guttut.

Interview: Hedda Bültmann

SZENE HAMBURG: Jana und Petja, ihr betreibt gemeinsam die Produktionsfirma Manusart. Was steckt dahinter?

Petja: Wir produzieren Filme, Theaterstücke und Kultur. Jana kümmert sich etwas mehr um den Theaterbereich und meine Leidenschaft liegt vorrangig beim Film.

Und ihr habt eine internationale Plattform initiiert, die im Januar startet …

Jana: Genau, das „Move the North“-Festival. 2019 starten wir mit unserem ersten Cross-Border-Jahresprogramm. Neben Manusarts-Produktionen werden wir viele internationale Kulturprojekte zwischen Hamburg, Kopenhagen und Malmö hin und her schicken.

Petja: Das Festival beinhaltet aber nicht nur Veranstaltungen, sondern ist auch eine Plattform, auf der wir Leute aus den drei Ländern zusammen bringen und schauen, welche Möglichkeiten sich auftun. Wir hoffen, dass über internationale Kooperationen neue Impulse gesetzt werden wie beispielsweise länderübergreifende Trilogien. Sodass sich nicht nur die Kunst zwischen Ländern bewegt, sondern sich auch das Publikum mit uns bewegt, um die einzelnen Teile in den unterschiedlichen Städten zu sehen.

Eine Kultur-Achse über die Ostsee

Funktioniert Kultur als Brücke zwischen den Ländern?

Petja: Die Idee ist, dass sich Norddeutschland mit Skandinavien kulturell stärker vernetzt. Es finden ja bereits in der Wirtschaft, bei Studiengängen, in der Forschung viele Kooperationen statt. Ein nordeuropäisches Zentrum dynamischen Wachstums wird zwischen den großen Wirtschaftsräumen um Hamburg, Kopenhagen und Malmö kreiert. Aber der Bürger bekommt das gar nicht mit und für mich ist die Kultur ein Weg, das sichtbar zu machen, indem wir eine bewegte Kulturachse über die Ostsee schaffen.

Jana: Dass man zueinanderfindet, neugierig aufeinander ist, über Grenzen hinaus miteinander arbeitet. Aber auch, dass gemeinsame Werte wie zum Beispiel Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit kommuniziert werden. Gerade die nordischen Regionen vereint eine ähnliche Haltung, die über Kultur gut vermittelt werden kann.

Jana, du leitest in Kopenhagen auch das House of International Theatre

Jana: HIT haben wir Anfang 2017 in Kooperation mit dem Kopenhagener Jeremy Thomas-Poulsen gegründet und das ist auch ein Grund, warum dieses Festival entstanden ist. Mit fünf deutsch-dänischen Koproduktionen im ersten Jahr haben wir in Kopenhagen eine feste Adresse für Kultur aus Hamburg etabliert und Manusarts wurde vom The Copenhagen Post für dieses Engagement mit dem dritten Platz als Trailblazer für internationales Theater gekürt. Das Festival ist jetzt der nächste Schritt, um größer zu denken und den Austausch in beide Richtungen zu generieren.

Petja: Es gibt viele Hamburger Künstler, die großes Interesse haben, in Kopenhagen aufzutreten und vice versa. Und von Kopenhagen ist es nur über eine Brücke rüber bis nach Malmö und so ist die Koppelung der drei Länder zustande gekommen. Mit dem geplanten Bau des Fehmarnbelttunnels sollen Hamburg und Kopenhagen zusammengeführt werden, Kultur kann dafür bereits im Vorfeld eine Weiche stellen.

Unterscheidet sich die Kulturszene in Kopenhagen von der in Hamburg?

Jana: In Kopenhagen scheint es so, als wenn Kultur ein Bürgerrecht wäre. Gerade im Sommer findet an allen Ecken Kultur statt, die für alle frei zugängig ist. Wie das Opera und das Jazz Festival, das Filmfestival. Kultur begegnet einem überall, nur wenn man durch die Straßen geht. Hamburg hat viele tolle große internationale Produktionen vom Thalia Theater oder dem Schauspielhaus. Aber dieses einladende, gemütliche zeichnet Kopenhagen aus.

Petja: Stichwort Hygge. Kopenhagen hat einen anderen Zugang zur Kultur.

Petja, du bist Filmemacher. Wie sind dafür die Bedingungen in Hamburg?

Petja: Es ist toll in Hamburg. Die Zusammenarbeit mit der Filmförderung ist immer sehr angenehm, es gibt viele gute Filmleute in Hamburg, es gibt hier viele tolle Teams, eine gute Ausbildung in dem Bereich, die HMS ist eine wirklich sehr gute Filmschule. Hamburg ist schon die Filmstadt. Besser als Berlin (lacht). Es ist hier nicht so überlaufen.

Filmtage in Hamburg und Kopenhagen

Und was magst du am dänischen Film?

Petja: Das dänische Kino ist sehr besonders mit einer ganz eigenen Filmsprache und einem eigenwilligen, sehr guten Humor. Beim Filmfest in Hamburg werden jedes Jahr dänische Filme gezeigt, aber es gibt noch so viel mehr, die es zu schauen lohnt. Deshalb wollen wir im Rahmen von Move the North Filmtage in Hamburg und Kopenhagen etablieren, in Kooperation mit dem Metropolis Kino und dem Husets Biograf. Es wäre schön, wenn sie regelmäßig stattfinden würden, um das bisherige Angebot zu ergänzen.

Habt ihr Themen, die ihr künstlerisch umsetzen wollt?

Petja: Ich lass mich immer gerne überraschen, was so auf mich zukommt. Generell mag ich Geschichten, die verbinden, die das Menschliche zeigen. Wir haben zum Beispiel den preisgekrönten Kurzfilm „Occasus“ gemacht, der die Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings auf seiner tragischen Odyssee nach Europa zeigt. Momentan arbeite ich an einem Stoff, der sich mit den unfairen Arbeitsbedingungen in der Modeproduktion in Indien auseinandersetzt.

Seht hier den Trailer zu „Occasus“

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Jana: Die Art unserer Produktionen geht tendenziell in Richtung Arthouse. Künstlerisch hochwertig, etwas experimentell, aber unsere Geschichten haben immer eine Struktur. Man muss aufpassen, dass man in der eigenen kreativen Umsetzung das Publikum nicht aus den Augen verliert. Es sollte schon Entertainment bleiben, aber das schließt eine hochwertige Qualität und tiefgründige Themen nicht aus. Mit Move the North wollen wir Kultur transportieren, die bewegt.

Ihr seid ja Geschwister, wie klappt die Zusammenarbeit?

Petja: Jetzt gerade gut (lacht). Wir sind sehr unterschiedlich, aber gerade deshalb ergänzen wir uns auch total gut. Mittlerweile weiß ich ganz genau, was Janas Stärken sind, sie kennt meine und deshalb können wir auch die Arbeitsbereiche bestmöglich aufteilen. Das funktioniert und wir sind auf einem guten Weg unsere Manusarts-Projekte zu etablieren.

Jana: Petja ist der Strategische von uns beiden, ich sehr impulsiv, manchmal eigensinnig. Ich bin eben auch eine Schauspielerin, die auf der Bühne steht, während Petja lieber inszeniert. Manchmal auch mich (lacht).

www.manusarts.de


 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, April 2019. Das Magazin ist seit dem 28. März 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 


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