Internationaler Frauentag in Hamburg

Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Internationalen Frauentag am 8. März. Auch 2024 rufen verschiedene Organisationen und Bündnisse in Hamburg zu Streik und Protest auf, um Ungleichheit sichtbar zu machen und ein Zeichen zu setzen
Internationaler Frauentag
Am Internationalen Frauentag gehen in Hamburg und weltweit Menschen auf die Straße, um für Gleichstellung zu demonstrieren (©unsplash/chloe s)

Die vor allem weibliche Revolution in Iran und die Proteste nach einem Femizid in Italien Ende 2023 sind nur zwei Beispiele für den weltweiten Kampf von Frauen für ihre Rechte. Dieser Kampf steht besonders am 8. März im Mittelpunkt. Zurück geht dieser Tag auf zwei Ereignisse: Seinen Ursprung hat er in Demonstrationen von Textilarbeiterinnen 1908 in New York. Das Datum des 8. März geht auf eine Demonstration von Frauen am 8. März 1917 in St. Petersburg (damals Petrograd) zurück. Diese löste die Februarrevolution aus und bedeutete damit den Anfang vom Ende der Zarenherrschaft in Russland. Seit 1975 ist der Internationale Frauentag auch von der UN offiziell anerkannt.

Internationaler Frauentag: Forderungen verändern sich, Ungleichheit bleibt

Eva Burgdorf vom Landesfrauenrat Hamburg e. V. setzt sich zusammen mit den knapp 60 Mitgliedsverbänden für Gleichstellung ein und vernetzt feministisches Engagement in Hamburg (©privat)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen Forderungen nach dem Wahlrecht für Frauen im Fokus der Proteste am Internationalen Frauentag. Heute sind es das „Rollenverständnis von Frauen und Männern, Frauenarmut, weibliche Gesundheit, Parität, Geld, Gleichstellung und Femizide“, sagt Eva Burgdorf vom Landesfrauenrat Hamburg e. V. In vielen Bereichen herrscht eine strukturelle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Oft wird dazu als Beispiel der sogenannte Gender Pay Gap, also die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleichem Beruf herangezogen. 2024 fällt der Equal Pay Day, der diesen Unterscheid verdeutlicht, auf den 6. März. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen quasi umsonst. Im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt verdienen sie bei gleicher Arbeit rund 66 Tageslöhne weniger als Männer. Das sind 4,46 Euro und damit sechs Prozent weniger pro Stunde. In Hamburg beträgt der Lohnunterscheid laut Burgdorf 21 Prozent, drei Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt.

Neben der gleichen Bezahlung steht mittlerweile auch die Care-Arbeit (Sorgearbeit), also Hausarbeit, Kinderbetreuung und Weiteres mit der Einführung des Equal Care Day am 29. Februar im Fokus. Denn auch bei der Care-Arbeit leisten Frauen mehr. Aktuell beträgt der Care Gap im Durchschnitt 52 Prozent. Damit leisten Frauen umgerechnet 1 Stunde und 27 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Tag als Männer. Bei Paaren mit Kindern beträgt der Unterschied 83 Prozent.

Der 8. März auch in Hamburg ein Feiertag?

Um auf diese Ungleichheit aufmerksam zu machen, ruft in Hamburg unter anderem das „Hamburger Bündnis zum Internationalen 8. März Streik“ zur Demonstration auf. In der Hansestadt ist der Internationale Frauentag kein gesetzlicher Feiertag. Im Gegensatz zu Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sowie in mittlerweile fast 30 Ländern weltweit. 2018 wurde in Hamburg über einen zusätzlichen Feiertag abgestimmt.

Vor fünf Jahren entschied sich die Mehrheit der Bürgerschaft für den 31. Oktober (den Reformationstag). „Es war damals eine gute Debatte, die auch immer noch im Nachhinein zeigt, wie wichtig es wäre den Weltfrauentag zum Feiertag zu machen“, sagt Mareike Engels, Bürgerschaftsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen. Sie, wie auch Sami Musa (FDP), Gabriele Dobusch (SPD) und Cansu Özdemir (Die Linke) sprechen sich gegenüber SZENE HAMBURG für den 8. März als Feiertag in Hamburg aus. „Es ist für uns im Endeffekt ein Kampftag und dementsprechend muss dieser auch gewürdigt werden und ein Feiertag werden“, sagt Cansu Özdemir.

Aktiv werden

Auch 2024 gibt es zum 8. März in Hamburg zahlreiche Veranstaltungen und Demonstrationen. Ein Überblick:

  • Am 5. März 2024 um 19 Uhr gibt es im KörberForum den Vortrag „Female Futures: Mind the Gaps“. Thematisiert werden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Themen wie Sorgearbeit, Digitalisierung und Finanzen. Die Tickets sind vergriffen, es wird aber ein Livestream angeboten
  • Die Initiative „International Woman in Power“ von der Kulturbrücke Hamburg e. V. ruft für den am 8. März 2024 um 15 Uhr zur Demonstration auf. Gestartet wird am Gänsemarkt, Ende ist um 17:30 Uhr am Jungfernstieg
  • Das „Hamburger Bündnis 8m“ ruft am 8. März ab 18 Uhr ab dem Rathausmarkt zur Demonstration zum „feministischen Kampftag“ auf. Hinweis: Alle Menschen sind aufgerufen, sich diesem Protest anzuschließen, einige Blöcke in der Demonstration sind jedoch FLINTA*-Personen vorbehalten
  • Unter dem Titel „Tabu Häftlingsbordelle – Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“ lädt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten mit dem Kultur Palast Billstedt am 8. März ab 19 Uhr zum Vortrag mit Diskussion
  • Nach den Demos in der Innenstadt lädt die „anarchische gruppe Norderelbe“ in der Roten Flora zum „FLINTA* only After-Demo-Tresen“ mit Konzert. Los geht’s um 21 Uhr, Einlass ist ab 20:30 Uhr
  • Auch das Gängeviertel feiert zum 8. März den Feminismus und lädt ab 22 Uhr zum „Rave for Feminism“. Die Party ist für „FLINTA*s & Allies“, ein Awarenessteam ist vor Ort.

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