Die Sterne Frontmann Frank Spilker über das neue Album „Hallo Euphoria“ und die Band-typische textliche Attitüde, Fragen zu stellen, anstatt Urteile zu fällen
Interview: Erik Brandt-Höge
SZENE HAMBURG: Frank, über das neue Die Sterne-Album „Hallo Euphoria“ schreibt Tino Hanekamp, die Musik darauf mache glücklich. Tatsächlich ist die Soundästhetik – bis auf wenige traurig gestimmte Ausnahmen – sehr locker- flockig und gelöst. War dieser glücklich machende Sound auch euer Ziel? Oder ist er im Entstehungsprozess einfach passiert?
Frank Spilker: Ich glaube, Lockerheit kann man sich nicht vornehmen, die passiert tatsächlich eher. Es gibt ein paar Parameter in der Musik, die man sich zwar vornehmen kann, aber am Ende klappen sie doch nicht. Groove ist ein gutes Beispiel. Grundsätzlich finde ich es schwierig, das
zu bewerten, was man selbst gemacht hat. Da würde ich jetzt einfach mal Tino vertrauen, der die Band ja schon lange kennt. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass dieses Album mit einem Bandgefühl aufgenommen wurde. Wir hatten gerade eine Tour hinter uns, waren lange eingespielt. Ein ganz großes Problem bei Produktionen ist ja Versagensangst. Die führt von Anfang an zu einer Angespanntheit – und die hatten wir bei diesem Album überhaupt nicht, weil wir vorher eben schon so gut zusammen funktioniert haben. Wir wussten: Das wird was!
Natürlich gehören auch gute textliche Ideen zu einer gelungenen Produktion. Du hast mal von schwierigen Jahren ab Mitte der 2010er- Jahre gesprochen, als es bei euch auf der kreativen Ebene nicht so hingehauen hätte, wie ihr es euch gewünscht hattet. Ist diese Zeit vollends überstanden?
Damals haben wir uns in der Band eher blockiert als weitergeholfen. Dass es so kam, hatte mehrere Gründe, zum Beispiel unterschiedliche Wohnorte und Lebensbedingungen. Dadurch haben wir uns ausgebremst. Jetzt sind wir nicht nur wesentlich digitalisierter als damals, was es trotz unterschiedlicher Wohnorte einfacher macht, zusammenzuarbeiten. Wir sind auch frischer und motivierter.
„Ich glaube, das Problem dieser Zeit ist, dass man sehr schnell mit Urteilen ist – oft auch, bevor man sich sicher sein kann, genug Informationen dafür zu haben“
Frank Spilker, Die Sterne
Auf „Hallo Euphoria“ sticht ein Song heraus: „Die Welt wird knusprig“. Darin singst du über Songs von Die Sterne, sie wären „nicht dafür und nicht dagegen, sondern über und deswegen“. Die Sterne haben noch nie Lösungen vorgegeben, eher zum Nachdenken angeregt. Aber: Ist es, gerade in der heutigen Zeit, nicht schwer, nicht auch mal klar dafür oder dagegen zu sein?
Ich glaube, das Problem dieser Zeit ist, dass man sehr schnell mit Urteilen ist – oft auch, bevor man sich sicher sein kann, genug Informationen dafür zu haben.
Wir kennen oft nur einige Meldungen bezüglich bestimmter Gegebenheiten und fühlen uns trotzdem sofort verpflichtet, Partei zu ergreifen. Ich finde, es ist sinnvoller, erst mal Fragen zu stellen. Auch die danach, ob manche Meldungen nicht schon von bestimmten Interessen geprägt sind. Als aufgeklärter Mensch sollte man sich die Dinge erst mal genau anschauen.
„Hallo Euphoria“ erscheint am 16. September 2022 und am 21. Oktober gibt’s die Sterne live im Übel & Gefährlich
Das Video zur Single „Hallo Euphoria“:
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