Mahnmal St. Nikolai und „Man & Mining“

Der Turm der ehemaligen Kirche St. Nikolai in der Hamburger Neustadt überstand den Zweiten Weltkrieg und ist heute eine wichtige Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes. Unter der Ruine wird in einem Museum mit Relikten und Archivmaterial Bau-, Stadt- und Kriegsgeschichte erfahrbar gemacht. Und im Museum der Arbeit zeigen Kunstinstallationen, Foto- und Videoarbeiten in der Ausstellung „Man & Mining“ die Folgen des weltweiten Rohstoffabbaus
Ein Blick in die Geschichte der ehemaligen Kirche St. Nikolai (©Felix Krebs)

Mahnmal St. Nikolai: Aus Sicht eines Kirchturms

Alte Mauern sind Speicherstätten des Wissens, an jedem ihrer Steine kann Geschichte sichtbar werden. Der ehemalige Kirchturm von St. Nikolai in der Hamburger Neustadt etwa hat nach Errichtung der ersten Kapelle 1195 über die Jahrhunderte hinweg einiges erlebt. 1957 jedoch verließ die Gemeinde die Neustadt Richtung Klosterstern, nachdem die Kirche im Sommer 1943 während des Zweiten Weltkrieges vollständig ausbrannte. Nur der Turm hielt stand. Noch immer steht er da, mit seinen 147 Metern der höchste Kirchturm der Stadt, um ihn herum wenige Mauerreste. Heute dient er als ein Ort des Erinnerns und der Begegnung, der aus Hamburgs Stadt- und Kulturlandschaft nicht wegzudenken ist.

Ein Blick zurück, lernen für die Zukunft

Wichtige Gedenkstätte außen wie innen: Mahnmal St. Nikolai (©Felix Krebs)

Das Besucherangebot des Mahnmals St. Nikolai ist vielfältig. Wer etwa selbst einmal aus den Augen des Turms, des architektonischen Zeugen von Hamburgs Stadt- und Kriegsgeschichte, über das Rathaus hinweg bis zur Elbphilharmonie blicken möchte, kann sich mit einem verglasten Panoramafahrstuhl auf 76 Meter Höhe über die Dächer der Stadt zu einer Aussichtsplattform tragen lassen. Wer hingegen die Bodenhaftung lieber nicht verlieren will, kann auf dem Außengelände mehrere Kunstwerke – unter anderem ein Mosaik und drei Skulpturen – betrachten, die sich auf verschiedene Weise mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen.

Noch mehr Objekte, an denen die Entstehungs- und Kriegsgeschichte von St. Nikolai greifbar wird, warten eine Etage tiefer: im Museum. Eingerichtet wurde der circa 450 Quadratmeter große Ausstellungsraum in den Kellerräumen der Ruine vom 1987 gegründeten Förderkreis Rettet die Nikolaikirche e. V. (heute Förderkreis Mahnmal St. Nikolai). 2013 arrangierte das Museum, nach aufwendigem Umbau, die Relikte und das Archivmaterial neu – exakt 70 Jahre nach der Zerstörung der Kirche.

Mit Hamburg im und nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt sich noch bis Ende des Jahres auch die Sonderausstellung auf dem Außengelände. Auf mehreren Fotobannern skizzieren aktuelle und historische Bilder von vielen der circa 700 erhaltenen Bunker der Stadt den Wandel der Schutzbauten – woraus sich generelle Fragen ableiten, die mit Blick auf das derzeitige Weltgeschehen nicht an Brisanz verlieren: Wie gehen wir mit der eigenen Kriegsgeschichte um und wie verändert sich dadurch unser Blick auf gegenwärtige Konflikte andernorts? Damit folgt das Mahnmal St. Nikolai auf allen Ebenen einem klaren Auftrag: die eigene Vergangenheit kritisch zu beleuchten, um für eine friedvollere Zukunft einzustehen.

„Man & Mining“ im Museum der Arbeit

Überblick über das Hauptminengebiet im Westen des Stadtzentrums von Ilakaka, Madagaskar. Die Mine wird auf einer Lohnbasis von 2 Dollar pro Tag und Arbeiter betrieben. Das gesamte Risiko und der Nutzen liegen beim Minenbesitzer (©Toby Smith)

Die Ausstellung „Man & Mining“ (noch bis zum 1. Mai 2024) im Museum der Arbeit thematisiert den weltweiten Abbau von unterschiedlichsten Rohstoffen wie Erz, Kohle, Gold, Silber und vielem mehr. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den Menschen, die im Globalen Süden im Bergbau tätig und die von den Folgen direkt betroffen sind. Daneben werden auch die Folgen aufgezeigt, die der Rohstoffabbau auf die Umwelt hat. Veranschaulicht wird dies alles etwa mit Kunstinstallationen, Foto- und Videoarbeiten von dem Künstlerkollektiv Unkown Fields, dessen Leitung Kate Davis und Liam Young innehaben.

Beide sind in den vergangenen Jahren in zahlreiche Länder des Globalen Südens gereist und haben dabei die Folgen moderner Technologien für Mensch und Natur in Form von Fotografien und Videos festgehalten. Neben den Arbeiten von Unknown Fields sind in der Ausstellung auch Werke von Danny Franzreb, Johnny Haglund, Pieter Hugo, Lisa Rave, Gabriella Torres-Ferrer und vielen weiteren Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Ziel der Ausstellung ist es, dass die Besuchenden nach dem Ausstellungsbesuch in einen Austausch über den weltweiten Rohstoffabbau treten.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 12/2023 erschienen.

Bearbeitet von: Katharina Stertzenbach.

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