Millerntor Gallery #12: Alles anders im Schatten des Fußballs

Auch 2024 gibt es wieder eine Millerntor Gallery. Bei der zwölften Ausgabe ist einiges neu und der Fußball hat mehr Einfluss als je zuvor
Millerntor Gallery
2024 lädt die Millerntor Gallery #12 wieder zu viel Kunst, Kultur und gesellschaftlicher Debatte ins Millerntor-Stadion (©Laura Müller)
Beteiligte an der Millerntor Gallery #12
Teil der Millerntor Gallery #12 (von links): Artist Moritz Etorena vom Arima Kunstkollektiv, Agnes Fritz, Geschäftsführerin von Viva con Agua Arts, Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, und Artist Gera 1 (©Julia Tiemann)

„Wegen der EM ist die zwölfte Millerntor Gallery ein bisschen anders“, sagt Agnes Fritz, Geschäftsführerin Viva con Agua Arts. Auch 2024 veranstalten sie zusammen mit dem FC St. Pauli die Millerntor Gallery. Vom 31. Mai bis 2. Juni verwandeln sie das Millerntor-Stadion unter dem Motto „The Art of Movement“ zum zwölften Mal in eine Festivallandschaft. Doch 2024 ist alles ein bisschen anders. Denn vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 findet in Deutschland auch die Fußball-Europameisterschaft der Männer statt und das Stadion des FC St. Pauli wird von den Teams als alternative Trainingsstätte genutzt. Deswegen findet die Millerntor Gallery nicht wie sonst im Juli, sondern schon Ende Mai statt. Dazu kam die sportliche Situation des FC St. Pauli. Denn vor dem jetzt feststehenden Aufstieg in die erste Liga blieben dem Organisationsteam nur zwei Tage Aufbauzeit. Jetzt können die Vorbereitungen immerhin schon neun Tage vor der Eröffnung beginnen.

„11 Walls | 11 Goals“

Das Mural von Hera in Frankfurt am Main ist im Rahmen von „11 Walls | 11 Goals“ entstanden (©Lucas Körner)

Doch diese Vorbereitungen sind in diesem Jahr auch etwas kleiner. Denn von den großflächigen Murals wird es in diesem Jahr nur zwei geben. Eines entsteht wie gewohnt am Stadion und eines in der Eimsbütteler Chaussee 85. Hintergrund sind einerseits die anstehende Renovierung der Haupttribüne im Millerntor-Stadion und der damit nicht zur Verfügung stehende Raum. Andererseits das Projekt „11 Walls | 11 Goals“. „In diesem Jahr konnten wir zwar nicht den Gang in der Haupttribüne nutzen, jedoch haben wir in ganz Deutschland elf Murals gestaltet“, sagt Agnes Fritz.

Denn im Rahmen des Projekts „11 Walls | 11 Goals“, das von der Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 gefördert wurde, gestalten seit dem 12. März elf Künstlerinnen und Künstler elf Wände in den zehn Austragungsorten der EM. So hat die Street-Art-Ikone Hera, die auch schon bei der Millerntor Gallery zu Gast war, eine Wand in Frankfurt gestaltet und der Künstler Cristian Scutaru eine Wand in Berlin.

In Hamburg werden im Rahmen von „11 Walls | 11 Goals“ gleich zwei Wände zu Kunstwerken. Der griechische Artist Gera 1 gestaltet eine Wand am Haus in der Eimsbütteler Chaussee 85 und Moritz Etorena vom Arima Kunstkollektiv darf die Wand an der Südtribühne des Millerntor-Stadions in ein Kunstwerk verwandeln. Für den Hamburger Etorena, der selbst seit Jahren als Fan in der Südkurve des FC St. Pauli steht, ist die Aufgabe im Jahr des Aufstiegs etwas Besonderes. „Ich war schon vorher emotional aufgeladen, weil ich viel mit dem Projekt und dem Verein verbinde, aber jetzt, nach dem Aufstieg, ist das einfach noch mal wesentlich emotionaler“, sagt er.

Die Idee zu dem Mural „ist schon vor ein paar Monaten entstanden. Als ich von dem Motto ‚The Art of Movement‘ gehört hatte, habe ich sofort gemerkt, da gibt es eine Verbindung und eigentlich fehlt an dieser Wand eine Hommage an das alles, was auch im und ums Millerntor-Stadion bewegt wurde – als Verein, als Viva con Agua Arts und auch als Fanszene.“ Diese Verbindung zwischen Fußball und Kunst betont auch Agnes Fritz: „The Art of Movement ist eine Brücke zwischen dem Sport und der Kunst und der Frage ‚Was bewegt uns als Gesellschaft‘ und wie und in welche Richtung wollen wir uns bewegen.“

Entstehung eines Murals zur Millerntor Gallery #12
Gera 1 bei der Arbeit an seinem Mural in der Eimsbütteler Chaussee 85 (©Julia Tiemann)

Durch das Projekt „11 Walls | 11 Goals“ beginnt die Millerntor Gallery im eigentlich schon einen Tag früher. Denn am 30. Mai geht das Projekt am Stadion des FC St. Pauli mit einem Abschlusskonzert zu Ende. Dabei stehen ab 18 Uhr neben Viva con Agua-Gründer und Ex-FC St. Pauli-Spieler Benjamin Adrion und EM-Botschafter Patrick „Coach” Esume auch Flo Weber von den Sportfreunden Stiller, Autor und Aktivist Sebastian 23 sowie ab 20 Uhr als Musik-Acts ELIF, OG Keemo und LUNA auf der Bühne.

Schon einen Tag zuvor findet am 29. Mai die alljährliche Benefizauktion der Millerntor Gallery zusammen mit dem Auktionshaus Christie’s statt. Dort werden Arbeiten von namhaften Künstlerinnen und Künstlern zugunsten von Viva con Agua versteigert. In diesem Jahr kommen unter anderem Werke von Elisa Klingenberg, Ski Aggu x Otto Waalkes und erstmals auch ein ganzes Mural unter den Hammer. Die Erlöse gehen dabei wie immer an Viva con Agua.

Die Millerntor Gallery beginnt dann am 31. Mai. Und auch wenn es 2024 nur ein neues Mural geben wird, sind trotzdem über 80 Artist auf drei Bühnen mit dabei. Darunter mehr als 20 Music-Acts wie Maeckes, Conny, König Boris und Mina Richmann. Dazu gibt es in der Gegengerade des Stadions eine Kunstausstellung und  zahlreiche Lesungen und Vorträge laden dazu ein, sich mit der Frage zu beschäftigen: Wie und in welche Richtung wollen wir uns bewegen?

Abschlusskonzert „11 Walls | 11 Goals“ am 30. Mai 2024 am Millerntor Stadion, Tagesticket 10 Euro

Millerntor Gallery #12 vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2024 im und um das Millerntor-Stadion; geöffnet am 31.5. 16.00–23.00 Uhr, am 1.6. 12.00–23.00 Uhr und am 2.6. 12.00–19.10 Uhr; Tagestickets ab 19 Euro, 3-Tages-Ticket ab 45 Euro

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