Hamilton: Geschichtslektion mit HipHop und Balladen

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Hamilton in Hamburg, das ist drei Stunden mitreißendes Musiktheater (©Johan Persson)

Seit Anfang Oktober läuft die Broadwaysensation Hamilton auch in Hamburg und auf Deutsch. Das Stück vermittelt eine wichtige Lektion und sendet ein gutes Signal, meint unsere Kritikerin

Text: Dagmar Ellen Fischer 

Und dann kam „Hamilton“! Hamburgs jüngste Musical-Attraktion mischt die etablierte Unterhaltungsbranche gründlich auf: kaum ein gesprochenes Wort, dafür permanent Musik; keine floskelhaften Melodien, stattdessen Rap, HipHop und Balladen; und anstelle einer überschaubaren Story mutet es dem Publikum eine anspruchsvolle Geschichtslektion zu. Offenbar ist die Zeit reif für eine Generalüberholung des Genres. Acht Jahre komponierte und textete der New Yorker Lin-Manuel Miranda an seinem Stück, drei Jahre arbeiteten die Übersetzer an der deutschen Fassung. Die sprachliche Übertragung ist gelungen, und gerade deswegen wäre es erfreulich, sämtliche Worte verstehen zu können, aber leider schaffen es längst nicht alle Darstellenden, den deutschen Text schnell und zugleich verständlich zu rappen oder zu singen.

Drei Stunden mitreißendes Musiktheater

Abgesehen von diesem Schwachpunkt bietet der Abend drei Stunden mitreißendes Musiktheater: charismatische Charaktere in einer temporeichen, tollen Inszenierung, in die sich großartige Gruppen-Choreografien organisch einfügen und viel zur Atmosphäre beitragen. Im Mittelpunkt steht Alexander Hamilton, der vom Waisenkind aus einfachsten Verhältnissen zum Mitgestalter der US-Verfassung sowie zum Finanzminister unter George Washington aufsteigt, dem ersten Präsidenten der USA. Hamiltons Karriere ruft auch Neider auf den Plan; sein ehemals bester Freund wird zum größten Konkurrenten, der ihn schließlich im finalen Duell erschießt. Auch sein Privatleben gibt mit einem Sexskandal zusätzlich frivolen Erzählstoff. Die historische Phase, in der sich Nordamerika im Unabhängigkeitskrieg von einer Kolonie zur eigenständigen Nation entwickelt, ist auch ohne Vorkenntnisse gut verständlich. Sämtliche Figuren haben tatsächlich gelebt, doch Authentizität hört hier bei der Hautfarbe auf – ein besseres Signal gegen Rassismus kann kaum gesetzt werden.

„Hamilton“ läuft noch bis mindestens Ende September 2023 im Stage Operettenhaus
Tickets gibt’s ab rund 60 Euro

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