Zwei alte Hasen im Hamburger Musikgeschäft machen gemeinsame Sache: Rick McPhail (zum Beispiel Tocotronic und Mint Mind) und Frehn Hawel (unter anderem Tigerbeat und The Last Things) veröffentlichen ihr Debütalbum „Transmissions From The Upper Room“. Ein Gespräch über den Zufall, der sie zum Duo machte
Interview: Erik Brandt-Höge
SZENE HAMBURG: Rick und Frehn, ihr kennt euch seit zwei Jahrzehnten, hattet euren ersten musikalischen Kontakt 2001, als eure damaligen Bands Venus Vegas und Tigerbeat gemeinsam tourten …
Frehn Hawel: … und zwar in einem Bus. Wir nannten ihn den „Love Bus“ (lacht).
Habt ihr damals schnell gegenseitigen Respekt für die musikalische Expertise des jeweils anderen entwickelt?
Frehn: Ja! Wir haben uns grundsätzlich gut verstanden und kamen auch schnell ins Gespräch über Effektgeräte und die Suche nach bestimmten Sounds. Das Interesse an solchen Sachen teilt man ja auch nicht mit jedem.
Habt ihr euch auch schon während der Tour für danach verabredet?
Rick McPhail: Nein, wir haben uns danach erst mal gegenseitig Verstärker verkauft, das ging hin und her (lacht).
Frehn: Aber Hamburg ist ja klein, und man begegnete sich immer wieder. Und irgendwann hatte Rick den „Upper Room“ – ab dann haben wir uns dort regelmäßig getroffen.
„Beer and gear“
Der „Upper Room“ in Ricks Wohnung ist ein Paradies für Gitarren- und Zubehör-Liebhaber, ein echtes Musiklabor. Wenn ihr euch dort getroffen habt, wie lief das genau ab?
Rick: Wir haben immer direkt die Verstärker angeschmissen …
Frehn: … und unser neues Zeug getestet. Zwischendurch wurde neben dem Fachsimpeln natürlich auch über das Leben geschnackt – und noch mehr neues Zeug geordert. Rick: „Beer and gear“ nannten wir es (lacht).
Wurde auch über die Bands gesprochen, die ihr gerade hattet? Habt ihr euch Feedback gegeben?
Frehn: Na ja, ich habe früh gemerkt, dass Ricks komplexe musikalische Denke nicht die ist, die ich so habe. Aber ich habe verstanden, wo er damit hin wollte – und umgekehrt genauso. Wir haben auch unsere jeweiligen Live- Shows besucht, das war immer gut.
Rick: Kritisiert haben wir uns übrigens nie (lacht).
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Und wann habt ihr beschlossen, gemeinsam Musik zu produzieren?
Frehn: Das hat etwas gedauert. Ich hätte mich niemals getraut, Rick zu fragen, ob wir das mal machen wollen. Es war tatsächlich ein Zufall: Ich stand kurz vor einem Konzert, das ich im Duo mit einem online gefundenen Drummer spielen wollte. Im „Upper Room“ probierten Rick und ich gerade aus, welche Effekte für mich als einzigem Gitarristen beim Auftritt am besten passen könnten – und dann sagte der Typ plötzlich ab. Rick meinte: „Du weißt schon, dass ich Schlagzeug spielen kann?!“ Und es war klar: Wir machen das jetzt – oder nie.
Wie war die erste Probe?
Frehn: Ich war mega aufgeregt. Ich dachte: Was mache ich eigentlich, wenn das überhaupt nicht funktioniert? Aber: Es hat sofort hingehauen! Auch weil Rick ja nicht nur Schlagzeuger ist, sondern auch Songwriter, Sänger und eben in der Lage, technisches Gerät zu bedienen und gleichzeitig mitzusingen. Ein so gutes Setting hatte ich bis dahin noch nie.
Und nach dem Auftritt?
Frehn: Wir sind dann zu Rick, und ich hatte schon Sorgen, dass er seinen Kram auslädt – und das war’s. Aber er meinte nur: „Lass’ mal hoch, wir machen weiter!“
Rick: Für mich hat einfach alles gepasst. Nach Bands, in denen ich Keyboard und Gitarre spielen sowie zusätzlich singen musste, also etwas am Platz festgenagelt war, hatte ich wieder Lust, Schlagzeug zu spielen. Das ist einfach viel körperlicher.
Gemischt und gemastert
Nun erscheint mit „Transmissions From The Upper Room“ in Kürze euer erstes Album: zügige Garage-Rock-Songs mit melodiösen, griffigen Refrains. Wie war der Workflow dafür?
Frehn: Über die Klangästhetik mussten wir nie großartig nachdenken oder reden, die ist einfach so passiert. Einzig unser Pedalboard haben wir noch mal extrem erweitert, um für jeden Song reichlich Möglichkeiten zu haben. Und Rick hat dann alles aufgenommen, gemischt und gemastert. Er weiß ja sehr genau, was er da tut, und so musste ich nur daneben sitzen und sagen, wie ich es finde. Übrigens war es auch mal ganz gut, beim Songwriting, das meine Aufgabe ist, einen Native Speaker an der Seite zu haben, der checken konnte, ob auch wirklich deutlich wird, was ich mit meinen Texten ausdrücken will (lacht).
Habt ihr bestimmte Ziele mit Hawel/ McPhail?
Frehn: Erst mal das Album vorstellen und Interesse wecken. Wir haben keine festgesteckten Ziele. Natürlich will ich am liebsten, dass eine Million Leute unsere Musik hören – aber wenn es 5.000 sind, ist das auch okay. Wichtig ist, dass wir von den Songs überzeugt sind und sie gerne teilen möchten. Und das ist hier absolut der Fall.
„Transmissions From The Upper Room“ erscheint am 21.5. auf La Pochette Surprise Records
SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Mai 2021. Das Magazin ist seit dem 29. April 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!