Feierte „Rheingold“, das Gangster-Biopic à la Fatih Akin“, auf dem Filmfest Hamburg Anfang des Monats noch Weltpremiere, kommt der Film am 27. Oktober ganz offiziell in die Kinos
Text: Calle Claus
Wenn einer den inflationär verwandten Titel „Gangsta-Rapper“ zu Recht trägt, dann Giwar Hajabi alias „Xatar“ (kurdisch für „Gefahr“): Nachdem er 2009 für den Überfall auf einen Goldtransport verurteilt wurde, rappte er die Parts für sein 2012 erschienenes Album „415“ (seine Häftlingsnummer) in seiner Stuttgarter Zelle in ein in den Knast geschmuggeltes Diktiergerät. Fatih Akin – zum Interview mit dem Regisseur, hier entlang – erzählt in seinem neuen Film „Rheingold“ dessen Lebensgeschichte . Seine Mutter brachte ihn 1981 zur Welt, während ihre kurdische Enklave im Iran mit schwerer Artillerie angegriffen wurde. Folgerichtig taufte sie ihn Giwar – „im Leid geboren“.
Die ersten Lebenserinnerungen des Jungen sind furchtbare Gefängnis-Bilder aus dem Irak, wohin die Familie vor dem Khomeini-Regime floh. Da sein Vater ein bekannter Komponist war, gelangten die Hajabis über Kontakte nach Europa. In einer frühen Szene nimmt der Vater (Kardo Razzazi) den Sohn an der Bonner Oper mit zu einer Orchesterprobe von Wagners „Rheingold“. Auf Nachfrage des staunenden Sohnes erklärt er, dieses Gold mache unsterblich – „wer es einmal hat, der wird es nie mehr aus der Hand geben“. Ein prophetischer Satz für Giwars weiteren Lebensweg.
Eine Geschichte, erzählt in krassen, schonungslosen Bildern
Akin schildert Xatars traumatische frühe Jahre sehr ausführlich, vielleicht als Erklärung dafür, welche zweifelhaften Lebenswege sein Protagonist später einschlug. Am vermeintlich sicheren Rhein geht der Horror nämlich weiter: Die Familie zerbricht mit dem Auszug des Vaters. Giwar (Emilio Sakraya) kommt auf die schiefe Bahn, handelt zunächst aus Not, später im großen Stil mit Drogen. In Amsterdam startet er parallel zur Ganovenkarriere ein Musikstudium. Schulden bei einem Mafiapaten führen dann zum Plan für den Gold-Coup. Wie dieser zunächst glückt, ihn dann aber erneut hinter Gitter bringt und wie der dort Gestrandete sich in Ermangelung anderer Möglichkeiten endlich auf seine Kreativität besinnt, davon erzählt dieser „Hardboiled-Schelmenroman“ in krassen, schonungslosen Bildern, die Akins letztem, ebenfalls das begehrte Edelmetall im Titel führenden Film „Der goldene Handschuh“ in nichts nachstehen.
„Rheingold“, Regie: Fatih Akin. Mit Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Kardo Razzazi. 138 Min. Ab dem 27. Oktober im Kino
Fatih Akin selbst wird zusammen mit weiteren Gästen bei der Premiere im Zeise Kino (am 27. Oktober um 20 Uhr) zu Gast sein
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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