Planetarium-Direktor Prof. Thomas W. Kraupe im Interview zum 20-jährigen Dienstjubiläum über „eine schlafende Prinzessin“, den Umbau des Hauses und weitere große Pläne
Interview: Erik Brandt-Höge
SZENE HAMBURG: Prof. Thomas W. Kraupe, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Direktoren-Jubiläum! Erinnern Sie sich noch an Ihre Hauptziele, als Sie vor 20 Jahren Ihre Arbeit im Planetarium begannen?
Prof. Thomas W. Kraupe: Auf jeden Fall! Eines meiner Hauptziele war es, den monumentalen Wasserturm weiter zu erschließen. Das Gebäude, diese „Kathedrale des Kosmos“, erschien mir damals wie eine schlafende Prinzessin und der Wassertank ganz oben wie eine echte Schatzkammer. Es gab da Räume hinter Türen, die die Öffentlichkeit noch gar nicht kannte. Ich dachte: „Da kann man ja noch richtig viel gestalten!“ Immerhin haben wir mittlerweile auch gut die Hälfte des Turms erschlossen, auf den neuesten Stand gebracht und sogar angebaut.
Was zählte denn in den ersten Jahren zu Ihren größten Erfolgserlebnissen?
Nachdem ich mir ein gutes Netzwerk geschaffen hatte, um stark genug zu sein, wirklich etwas zu bewegen, stellten sich bald einige Erfolge ein. Zum Beispiel, was die Öffnung des Hauses betraf. Bis 2000 war das Planetarium nur mittwochs, freitags und sonntags geöffnet. Einzig Schulklassen kamen an jedem Werktag vormittags rein. Es hieß dazu, dass die Hamburger samstags nicht ins Planetarium gehen würden. Doch tatsächlich wurde der Samstag dann rasch der wichtigste Besuchstag für uns. Wir haben den Spielplan erweitert und mehr Veranstaltungen aufgenommen, insbesondere auch mehr für Familien und Kinder getan. Unser neues Ziel musste es sein, über die Hobby-Astronomen hinaus möglichst viele Menschen für das Planetarium zu gewinnen – und das ist uns durch das breitere Angebot auch schnell gelungen. Zudem konnten wir nach einer ordentlichen Gebäudeanalyse und viel Planung bereits 2002 den ersten Umbau des Hauses starten. Dabei haben wir mit neuer Digitaltechnik das Planetarium geradezu revolutioniert.
Durch Raum und Zeit
Was war in Ihren Augen der Kern dieser Revolution?
Ich denke, es war und ist die inhaltliche und technische Weiterentwicklung des Planetariums zu einem eindrucksvollen „Rundumtheater”. Als „Unendlichkeitsraum” führt es die Wahrnehmung und Gedanken der Besucherinnen und Besucher durch Raum und Zeit, mitten hinein in das kosmische Geschehen und vermag wie kein anderes Theater die ganz großen Zusammenhänge und Geschichten unserer Existenz zwischen Urknall und Ewigkeit erlebbar zu machen. Durch vielfältige neue Brückenschläge zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur konnten wir den Besuchern dabei ganz neue Blickwinkel auf unsere Welt und das Weltall eröffnen. Und unser Angebot wurde mehr als gut angenommen: Die Besucherzahl hat sich kurz darauf verdreifacht.
Wird Ihnen neben dem sehr speziellen, weil sehr schwierigen Jahr 2020 noch ein weiteres Jahr in Ihren ersten 20 Direktoren-Jahren besonders in Erinnerung bleiben?
Sicherlich das Jahr 2004, gleich nach der ersten Modernisierungsphase. Es gab damals einen riesigen Ansturm aufs Planetarium. Ein Wahnsinns-Erfolgsjahr, das uns zeigte, dass wir Herz und Verstand der Besucherinnen und Besucher gleichermaßen erreicht haben mit unserem neuen Konzept.
Gibt es auch etwas, das Sie unbedingt noch schaffen wollen, und womit sich Ihre anfänglichen Ziele vollends erreichen ließen?
Wenn wir auch den oberen Gebäudeteil mit dem Wasserkessel erschließen und die Sammlung von Aby Warburg wieder ins Haus holen könnten, so wäre mein großer Traum von damals, 2000, voll erfüllt. Das stoße ich auch gerade an, es gibt schon Pläne der Architekten, und demnächst wollen wir das Vorhaben Förderern und Stiftungen, Bund und Ländern vorstellen. Es wäre ein großer Wurf für das Haus, wenn das gelingen würde – sogar von internationaler Bedeutung.