Dreimal zerstört und rekonstruiert: Die 400-jährige Geschichte der St. Michaelis Kirche
Die Geschichte einer rund 400 Jahre alten Kirche in wenige Zeilen zu quetschen, ist nahezu utopisch. Ein kleiner Überblick über die Chronik des Hamburger Michel ist dennoch spannend. Die St. Michaelis Kirche ist das älteste Wahrzeichen der Stadt.

Von 1647 bis 1661 wird die St. Michaelis Kirche errichtet. Ihre Bauzeit begleiten die zwei Baumeister, Christoph Corbinius, der während dieser verstarb, und Peter Marquard. Als die Kirche eingeweiht wird, fehlt ihr noch ihr markanter Turm.
1750 brennt der Michel nach einem Blitzeinschlag in den Turm fast vollständig nieder. Am darauffolgenden Tag beginnen umgehend die Planungen für den Wiederaufbau. Auch der neuere Entwurf der, unter der Bauleitung von Johann Leonhard Prey und Ernst Georg Sonnin, erbauten Kirche wird ohne den charakteristischen Turm errichtet.
1776 wurde dieser Umstand verschiedensten bedeutsamen Herren des Senats peinlich – andernorts würde behauptet, der Hansestadt gehe es finanziell schlecht, da sie sich keinen Turm an einer ihrer bedeutendsten Kirchen leisten könne. Ab 1786 erstrahlt der Michel dann in seiner heutigen Erscheinungsform.
1906 brennt die Kirche erneut, nachdem bei Reparaturarbeiten am Turm ein Schwelbrand ausgelöst wurde. Der Wiederaufbau soll in unveränderter Form passieren, jedoch mit brennsicheren Materialien unter der Fassade.
Im Zweiten Weltkrieg wird der Dachstuhl durch Sprengbomben zerstört, auch das Kirchenschiff wird beschädigt. Die Krypta allerdings wird zum Schutzort für Tausende. Nach dem Ende des Krieges beginnt der erneute Wiederaufbau durch die Leitung Gerhard Langmaacks.
Ende der Siebzigerjahre muss der Turm des Michel saniert werden, da der für den Bau benutzte Stahl rostet. Ein Spender übernimmt die veranschlagten vier Millionen Mark. Die Summe ist allerdings nicht ausreichend. Sodass die Hamburger für ihren Michel sammeln und über elf Millionen Mark zusammenbekommen.
Zwei Euro: Fehlprägung auf der Münze

Für Münzen werden häufig Sonderprägungen mit besonderen Motiven angefertigt. 2008 wurden etwa 30 Millionen Münzen mit dem Motiv des Hamburger Michel in den Umlauf gebracht. Diese sind aber trotz verhältnismäßig geringem Vorkommen nicht automatisch wertvoll. Für Sammelnde interessant und besonders kostbar werden sie erst durch Fehlprägungen. Das sind zum Beispiel kleine Makel wie im Material oder Münzbild. Häufig sind dies feine Risse sowie verschobene oder verdrehte Motive.
In der Produktion der Sondereditionen gibt es starke Qualitätskontrollen, was die Makel zu absoluten Besonderheiten macht. Im Fall der Sondermünzen des Michel gab es aber verhältnismäßig viele Fehlprägungen, was sich in der Sammlerszene herumgesprochen und die Michel-Münzen zu beliebten Sammlerstücken gemacht hat. In einigen Exemplaren soll sogar eine veraltete Version der Europakarte abgebildet sein, wie zuerst der „Merkur“ berichtete.
Bienen auf dem Turm: Michel-Honig für Hamburg

Seit 2016 lebt im Turm des Hamburger Michel ein Bienenvolk. Alexander Röder, Hauptpastor der St. Michaelis Kirche, erklärte, dass Bienen in der Stadt sogar eine größere Auswahl an Blüten fänden als auf dem Land. Und so zog ein Volk des Imkers David Hohmann auf den Balkon vor dem fünften Turmboden. Der Honig der Michel-Bienen wird einmal jährlich geerntet und ab Spätsommer/Frühherbst als Souvenir im MichelShop im Besucherzentrum neben der Kirche verkauft. Die Gläschen gibt es in der 50 g-Größe für 4 Euro und, neu ab diesem Jahr, in der 125 g-Größe für 9 Euro.
Besinnliche Atmosphäre: Weihnachtsmarkt an der St. Michaelis Kirche

Der erste Weihnachtsmarkt am Hamburger Michel fand im Jahr 1919 statt. Seither findet er jährlich am ersten Adventswochenende statt. Ausstellerinnen und Aussteller zeigen ihre handgemachten Produkte – von Kunsthandwerk über Mode und Schmuck bis hin zu weihnachtlicher Deko. Auch kulinarisch ist einiges geboten: klassisch mit Glühwein oder Michelpunsch, dazu Bratwurst frisch vom Grill oder selbst gebackene Torten. Neu seit letztem Jahr ist das gemeinsame Stockbrotbacken an den Feuerkörben im Tannenwald – und für die Kleinen dreht sich ein nostalgisches Kinderkarussell auf dem Kirchplatz.
Hamburger Michel: Die Hard-Facts
🕒 Öffnungszeiten | |||
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Bereich | Mai – September | April & Oktober | November – März |
Kirche | 09:00 – 11:45 Uhr 12:30 – 20:00 Uhr |
09:00 – 11:45 Uhr 12:30 – 19:00 Uhr |
10:00 – 11:45 Uhr 12:30 – 18:00 Uhr |
Turm & Krypta | 09:00 – 20:00 Uhr | 09:00 – 19:00 Uhr | 10:00 – 18:00 Uhr |
MichelShop | 09:00 – 20:00 Uhr | 09:00 – 19:00 Uhr | 10:00 – 18:00 Uhr |
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließung. |
🎟️ Eintrittspreise | ||||
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Ticketart | Erwachsene | Ermäßigt¹ | Kinder (6–15 J.) | Kinder ermäßigt² |
Turmbesichtigung | 8,00 € | 6,00 € | 5,00 € | 4,00 € |
Krypta inkl. Film „Hamburg HISTORY“ | 6,00 € | 5,00 € | 4,00 € | 3,00 € |
Kombiticket (Turm + Krypta) | 10,00 € | 8,00 € | 6,00 € | 5,00 € |
¹ Ermäßigt: für Inhaber der Hamburg CARD, Schwerbehinderte, Rentner, Schüler ab 16 Jahren, Studenten, Erwerbslose mit Nachweis, Gruppen ab 10 Personen und Eltern mit drei und mehr Kindern. ² Kinder ermäßigt: für Gruppen ab 10 Personen und Eltern mit drei und mehr Kindern. |
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