Kiez-Portrait: Joachim Quirin ist Stadtführer auf St. Pauli

Seit 14 Jahren ist Jo Quirin Stadtführer in Hamburg, unter anderem auf dem Kiez. An seinem Job liebt er vor allem das Gefühl, mit allen anderen im selben Boot zu sitzen
Jo Quirin ist seit 2014 Stadtführer in Hamburg mit Herz (Simon Lausberg)
Jo Quirin ist seit 2014 Stadtführer in Hamburg mit Herz (Simon Lausberg)

Ich bin bereits seit Mai 2014 Stadtführer in Hamburg. Der Beruf hat mir über eine sehr schlimme Zeit hinweggeholfen. Das ist einer der Gründe, warum ich immer noch Guide bin. Ich liebe an diesem Job, dass nicht ich allein, sondern die Menschen auch mir Geschichten erzählen. Man merkt, wir sitzen alle im selben Boot. Ich bin jetzt rund 1,5 Tausend Touren gelaufen, neben dem Kiez noch in neun weiteren Stadtteilen, und es ist immer wieder großartig neue Leute zu treffen! Gruppenmäßig lassen sich meine Gäste in zwei Lager teilen: Zum einen die Touristen, die sich für Hamburg interessieren und den wirklichen Kiez kennenlernen möchten. Ich zeige bei meinen Touren nicht nur die spaßigen Seiten des Kiezes, ich mache auch auf die gesellschaftlichen Missstände rund um Prostitution und Kriminalität aufmerksam. Und zum anderen die Hanseaten, die schauen wollen, wie sich der Kiez über die Jahrzehnte verändert hat. Vor allem durch Corny Littmann und die Schmidt-Theater ist er sehr viel wirtschaftlicher geworden, ist heute noch mehr Ausgehmeile als jemals zuvor.

Party, Sex und queere Räume: Das Nachtleben auf dem Kiez hat sich in den letzten Jahren stark verändert

Gleichzeitig sind die Clubs aber nicht mehr das, was sie mal waren. Es gibt jetzt andere, aber nicht mehr die Größen, für die der Kiez mal bekannt war. In Sachen Sex steht die Thematik der Prostitution nicht mehr allein, es hat sich auch eine große Szene um das Thema BDSM entwickelt, vor allem mit der Boutique Bizarre, dem größten Sexshop Europas. Einmal habe ich am Ende einer Kieztour erzählt, was grade im Bereich der Prostitution angesagt ist, unter anderem BDSM. Eine meiner Gäste – von der man es aufgrund der traditionellen schwäbischen Mundart, ihres gemütlichen Erscheinungsbildes und unaufgeregten Verhaltens während der Tour gar nicht erwartet hatte – offenbarte sich als begeisterte SM’lerin und erzählte, dass sie und ihr Mann einen Fesselworkshop in der Boutique Bizarre bei einer New Yorker Domina für einen Preis, der gleichwertig zu einer Kreuzfahrt ist, besucht haben. Sie hat nach Beendigung meiner Tour dann die Gruppe übernommen, von ihren Erfahrungen erzählt und durch die Boutique Bizarre geführt. Man erlebt immer wieder eindrückliche Situationen als Stadtführer. Mein Lieblingsstopp auf den Kieztouren ist dabei die Piccadilly Bar – Hamburgs erste öffentliche schwule Kneipe. Die Einrichtung ist heute noch original von 1975. Das interessiert die Leute immer sehr.

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