Sternschnuppen über Hamburg

Alle kennen es: das kurze Flackern am Himmel und man darf sich etwas wünschen. Sternschnuppen sind nicht selten. Doch was steckt eigentlich dahinter und wo und wann kann man sie in Hamburg am besten sehen – ein Überblick
Sternschnuppen
Bald gibt es auch wieder Sternschnuppen über Hamburg (©unsplash/Prokhor Minin)

„Sternschnuppen gibt es grundsätzlich immer“, sagt Dr. Uwe Wolter, Astrophysiker an der Hamburger Sternwarte in Bergedorf. Denn fast jede Nacht gibt es die Möglichkeit, irgendwo am Himmel ein kurzes Flackern zu sehen. Doch es gibt auch Tage im Jahr, an denen besonders viele Sternschnuppen zu sehen sind. Und so ein Tag steht kurz bevor: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten für die Nacht zum 18. November im Rahmen des sogenannten Leoniden-Schauers besonders viele Sternschnuppen. Diese Schauer werden in der Wissenschaft auch Meteorschauer genannt.

Der Name geht auf ihren Ursprung zurück. Sternschnuppen entstehen durch Meteoritendreck. „Wenn Kometen der Sonne nahekommen, sprühen sie Material nach außen, verlieren es sozusagen. Dieses Material ist meist gröberer Staub, Eis, gemischt mit Dreck in kleinen Krümeln“, erklärt Dr. Wolter von der Sternwarte. Die Erde fliegt dann auf ihrer Bahn durch diese vom Kometen hinterlassene „Wolke“. So gelangen die kleinen Dreckpartikel in die äußerste Erdatmosphäre. Dort werden sie stark abgebremst und dieser Abbremsvorgang „der kleinen Teilchen in um die hundert Kilometer Höhe – also quasi die Bremsspur“, ist es, die wir auf der Erde wahrnehmen, so Wolter weiter.

Meteorschauer

Pro Jahr gibt es insgesamt über 100 Meteorschauer, allerdings werden nur neun davon von der American Meteor Society als besonders aktiv und als für die breite Öffentlichkeit gut erkennbar eingestuft. Einer dieser neun Schauer ist der Leoniden-Schauer, der vom 6. bis 30. November 2023 Sternschnuppen am Himmel erscheinen lässt – auch in Hamburg. Am meisten davon werden in Deutschland für die Nacht zum 18. November erwartet.

„Schauen sie zum Sternschnuppen gucken nach Osten“

Dr. Uwe Wolter

Der Leoniden-Schauer geht auf den Kometen Tempel-Tuttle zurück, der zuletzt 1832 und 1998 an der Erde vorbeiflog. Wobei die Erde bei den Lenoiden-Schauern 2023 und 2024 vorrangig durch die „Wolke“ der Passage des Kometen aus dem Jahr 1733 fliegt.

Die gut sichtbaren Meteorschauer sind von Jahr zu Jahr und von Schauer zu Schauer unterschiedlich stark. So erwarten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Leoniden-Schauer 2023 rund 15 Sternschnuppen pro Stunde, „wobei das niemand genau vorhersagen kann“, sagt Dr. Wolter. Es sei oft Zufall, wie viele Sternschnuppen am Himmel zu erkennen seien. Doch eine potenziell noch größere Chance auf einen freien Wunsch als beim Leoniden-Schauer gibt es im Dezember. Beim Geminiden-Schauer, der am 4. Dezember beginnt und dessen Höhepunkt für die Nacht zum 14. Dezember datiert wird, erwarten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zu 140 Sternschnuppen pro Stunde.

Sternschnuppen beobachten in Hamburg

Dr. Uwe Wolter, Astrophysiker an der Sternwarte in Bergedorf
Wie viele Sternschnuppen ein Meteorschauer bringt? „Das kann niemand genau vorhersagen“, sagt Dr. Uwe Wolter, Astrophysiker an der Sternwarte in Bergedorf (©UHH, RRZ/MCC, Mentz)

Wo und wann sieht man Sternschnuppen am besten? „Grundsätzlich gilt: Schauen sie nach Osten“, so Dr. Uwe Wolter. Da sich die Erde gen Osten bewegt, sei die Wahrscheinlichkeit dort Sternschnuppen zu sehen, am größten. „Wenn wir Sternschnuppen als Leuchtspuren beobachten, so sind das die, die ein Stück weit an uns als Beobachter vorbeifliegen. Sollte eine direkt auf uns zufliegen, nähmen wir sie nur als Punkt war“, so Wolter weiter. Das heißt, es braucht auch ein bisschen Glück. Wie etwa im Jahr 1966: „1966 hatten wir beispielsweise einen sehr starken Schauer und ein Augenzeuge hat berichtet, dass er sich gefühlt habe, als würde er mit eingeschalteten Scheinwerfern durch ein Schneegestöber fahren. Eine solche Intensität erwarten wir 2023 bei Weitem nicht.“ Nur alle dreißig Jahre sind ähnlich starke Schauer möglich.

Um in Hamburg jedoch Sternschnuppen zu sehen, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Der Platz zum Sternschnuppen gucken sollte lichtarm sein. Das heißt wenig Licht von der Stadt, aber auch möglichst kein Mondschein sollte den Blick in den Himmel trüben. Dazu sind wenig bis gar keine Wolken bei dem Erspähen von Sternschnuppen durchaus hilfreich und man sollte sich im Osten der Stadt befinden. Daher ist der Bezirk Bergedorf mit den Vier- und Marschlanden, der Sternwarte und dem Elbufer im Südosten der Stadt besonders geeignet. „Und je höher man steht, desto weiter kann man zum Horizont runter gucken“, sagt Dr. Wolter. Deswegen sind auch lichtarme Orte, an denen man Hamburg von oben beobachten kann, durchaus empfehlenswert. In erster Linie gilt beim Leoniden-Schauer: lange wach bleiben. Denn der Höhepunkt wird zwischen drei und fünf Uhr am Morgen erwartet.

Sternschnuppen-Schauer 2024

Doch warum haben die Sternschnuppenschauer eigentlich Namen wie Leoniden-, Geminidien- und Perseiden-Schauer? „Das liegt an der Flugrichtung unserer Erde auf ihrer jährlichen Bahn, wenn wir diese Schauer beobachten“, sagt Dr. Wolter. Die Erde bewegt sich zum Zeitpunkt des Leoniden-Schauers in Richtung des Sternbildes des Löwen. Daher, angelehnt an den lateinischen Namen Leo, wird so auch der Schauer benannt. Genauso entstehen auch die Namen des Perseiden-Schauers (Sternbild des Perseus) oder die des Geminidien-Schauers (Sternbild des Zwillings, lateinisch Gemini). „Deswegen sind auch rund um das Sternbild des Löwen in der Nacht zum 18. November potenziell die meisten Sternschnuppen zu sehen“, sagt Dr. Wolter.

Und auch 2024 wird es wieder die Möglichkeit geben, Sternschnuppen in Hamburg zu beobachten und am besten geht das, wenn eine der neun größten Meteorschauer über Deutschland zu sehen ist.

Die größten Meteorschauer für 2024 in Deutschland:

  • Quadrantiden, zu sehen Anfang Januar mit ihrem Maximum am 3. Januar 2024
  • Lyriden, zu sehen Mitte April mit ihrem Maximum am 22. April 2024
  • Eta-Aquariiden, zu sehen Ende April bis Ende Mai mit ihrem Maximum am 6. Mai 2024
  • Perseiden, zu sehen Mitte Juli bis Ende August mit ihrem Maximum am 12. August 2024
  • Orioniden, zu sehen Anfang Oktober bis Anfang November mit ihrem Maximum am 21. Oktober 2024
  • Geminiden, zu sehen Anfang bis Ende Dezember mit ihrem Maximum am 13. Dezember 2024
  • Ursiden, zu sehen Mitte bis Ende Dezember mit ihrem Maximum am 22. Dezember 2024 

Sternschnuppen beobachten: Von Hamburg an die Nordsee

Für alle, die Sternschnuppen gucken wollen, empfiehlt sich ein Ausflug an die Nordsee auf die Insel Spiekeroog. Denn diese gilt nachts als einer der dunkelsten Orte Deutschlands.

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