Street Art in Hamburg: Murals überall in der Stadt
Grindelviertel: Jüdische Kultur als Mural
Das Hamburger Grindelviertel war einst das jüdische Viertel schlechthin in Hamburg. Vor der Verfolgung und versuchten Auslöschung alles Jüdischen durch die Nationalsozialisten florierte hier das bunte jüdische Leben. Vielen Geschäfte, kulturelle Einrichtungen, Schulen und zwei Synagogen – an diese Zeit erinnert das große Wandbild „Jüdisches Leben am Grindel“. Gleichzeitig mahnt es durch ein in die Street Art integriertes Gedicht zur Erinnerung und zum Zusammenschluss aller politischen Gegner des Nationalsozialismus: Strukturen, die etwas wie die Shoa wieder möglich machen könnten, müssen verhindert werden.
Hamburg authentisch: Fischernetz Street Art in der Sternschanze
Kaum ein Mural personifiziert die Menschen in der Schanze besser als Innerfield’s Fischernetz im Hinterhof der Lippmannstraße 59. Ein betagter Fischer mit langem Rauschebart, wie er im Buche steht, aber mit dem Stil eines modernen Jung-Hamburgers – Baggyhose, voll tätowierte Arme und Musik in den Ohren. Hamburger Street Art – Absolut lässig und charakteristisch für St. Pauli!
Hartgesotten: Die Kaffeeverleserin in der Großen Elbstraße
Das Mural der „Kaffeeverleserin“ zeigt eine Collage, die an den Streik der Kaffeeverleserinnen gegen Hungerlöhne und schlechte Arbeitsbedingungen im Hamburger Hafen in den Jahren 1896/97 erinnert. In der Nähe der Altonaer Firma Stucken & Andresen, wo rund 550 Arbeiterinnen streikten, findet man heute eindrückliche Hamburger Street Art. Im Gebiet des Hafens sind noch weitere den Arbeiterinnen gewidmete Murals zu entdecken. Man findet „die Steuerfrau“ am Segler-Haus in Oevelgönne oder das Wandbild „Prostituierte“ aus dem Jahr 1995 an der Treppe neben der Großen Elbstraße.
Walls Can Dance: Freiraumgalerie für Street Art in Hamburg
„Walls Can Dance“ ist Norddeutschlands größte zusammenhängende Freiraumgalerie für Street Art. Sie wurde vom Urban Art Institute Hamburg e. V. kuratiert. Die Wandgemälde, oder auch Murals, wurden von unterschiedlichen internationalen Künstlern an frei stehende Wände in Hamburg gebracht und laden Hamburgerinnen und Hamburger sowie Hamburg-Reisende zu kostenlosen Kunstspaziergängen durch die Hansestadt ein. Zu den beliebtesten Gemälden zählen zum Beispiel das Kunstwerk „Evasion“ des spanischen Künstlers Sabek oder „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Fintan Magee – eine moderne Interpretation des berühmten Gemäldes von Caspar David Friedrich, anlässlich dessen 250. Geburtstags.
Schanze, Pauli, Treppenviertel: belebte und besondere Viertel in Hamburg
Schanzenviertel: Szene-Spot, Street Art und Kiez-Flair
Bars, Restaurants, kleine Läden und kaum eine Wand, die in der Sternschanze nicht bunt beklebt und bemalt wurde. Sonntags findet hier Hamburgs beliebtester Flohmarkt, die „Flohschanze“, statt. Und die „Rote Flora“ ist Hamburgs bekanntestes besetztes Gebäude. Hier ist immer viel Gewusel und es gibt allerhand zu sehen. Die Schanze ist Schmelztiegel der Street Art, tagsüber Bummelgegend und abends eines von Hamburgs populärsten Ausgehvierteln.
St. Pauli – Hafenstraße: Politischer Protest und Street Art
Die Hafenstraße auf St. Pauli – politisch links, bunt und urban. Überall an den Wänden findet sich Street Art: politische Botschaften, Sticker und Graffitis. In der Hafenstraße gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern vor allem einen besonderen Spirit zu spüren. Die Gegend zwischen Landungsbrücken und Fischmarkt ist eines der wichtigsten linken Viertel in Hamburg. Hier gibt es viele Szene-Bars, Restaurants, bunte, besetzten Häuser und kreative Wohnquartiere.
Treppenviertel entdecken: Malerische Architektur & Elbblick pur
Rund 5000 Stufen, verwinkelte Gassen und mediterranes Flair mitten in Hamburg – das Treppenviertel in Blankenese ist ein echtes Highlight. Zwischen weißen Kapitänshäusern, blühenden Vorgärten und Elbblick verliert man sich gern beim Treppensteigen. Ursprünglich war das Viertel ein kleines Fischerdorf. Später zogen hier wohlhabende Kapitäne und Kaufleute ein und prägten das Bild mit ihren charmanten Villen. Heute ist das Treppenviertel nicht nur ein architektonisches Schmuckstück, sondern auch ein Lieblingsort für Spaziergänge, Fotos und den perfekten Sonnenuntergang über der Elbe.
Licht und Design: Kunstinstallationen in der Stadt
Blueport: Hamburg sieht blau
Hamburgs Herz, der Hafen und seine wunderschöne Skyline, erstrahlen einmal im Jahr mehrtägig in beeindruckender, maritimer blauer Beleuchtung. 2025 findet der sogenannte „Blue Port“ vom 10. bis 28. September statt und lädt zu romantischen Abendspaziergängen an der Elbe ein. Seinen Anfang fand das Kunstprojekt 2006 durch den Lichtkünstler Michael Batz, der anlässlich der Fußball-WM blaue Lichttore in Hamburg installierte. Ab 2008 ging daraus der blaue Hafen mit über 9000 Licht-Elementen hervor.
Licht & Kunst: Hamburgs Speicherstadt spektakulär inszeniert
Die Speicherstadt Hamburg ist einzigartig und wunderschön. Seit 2015 ist sie UNESCO-Welterbe. Seit 2001 kann sie jeden Abend in kunstvolle Beleuchtung getaucht beleuchtet bestaunt werden. Die aufwendige Illumination bringt jede Besonderheit der Architektur in der Speicherstadt zur Geltung. Von den verschiedenen Brücken oder der Barkasse aus und beim Schlendern durch die Straßen der Speicherstadt ergibt sich ein die Betrachtenden umgebendes, wandelbares und stimmungsvolles Kunstwerk.
MS Artville: Urban Art in Wilhelmsburg
Auf dem Gelände der MS Artville findet jedes Jahr das MS Artville Kunstfestival statt, bei dem lokale Künstlerinnen und Künstler ihre faszinierenden, überlebensgroßen Kunstwerke ausstellen. Nicht unbedingt Street Art aber Urban Art der Extraklasse! Ein Großteil dieser bleibt anschließend auf dem Gelände erhalten und kann das ganze Jahr über kostenfrei bestaunt werden.
Park Fiction: Kunst- und Freizeitprojekt mit Elbblick
Park Fiction ist mehr als eine Kunstinstallation. Es ist ein seit Jahrzehnten bestehendes künstlerisches und gesellschaftliches Projekt. In den 90er-Jahren forderten Anwohnende der angrenzenden Bezirke Altona und St. Pauli einen Erholungspark statt einer Wohn- und Bürosiedlung. Mit Erfolg! 2002 wurde das Projekt auf der Documenta XI vorgestellt und drei Jahre später der „Park Fiction“ eröffnet. Von Anfang an arbeiteten Anwohnende und Politik in der Planung und Umsetzung des besonderen Freizeitparks mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Das wohl bekannteste Element dieses begehbaren Street Art-Kunstwerks sind die „Palmen aus Plastik“ – unter anderem wegen des bekannten Hits von Bonez MC und RAF Camora. Aber auch die geschwungene Rasenfläche „fliegender Teppich“, das bunt mit Tulpen bemalte Tartanfeld zum Ballspielen und viele kleinere liebevolle Details des „Park Fiction“ sind einen Besuch mit weit offenen Augen wert.
Ganz besondere Architektur in Hamburg
Bunker Feldstraße: Architektur-Ikone und Kunstort
Natürlich könnte man für außergewöhnliche Architektur in Hamburg wieder mal die Elbphilharmonie, das Planetarium und das Rathaus nennen. Zwar ist auch der Bunker in der Feldstraße kein Underdog, wenn es um besondere Architektur in Hamburg geht – aufgrund seiner künstlerisch genutzten Besonderheit darf er aber keinesfalls in dieser Liste fehlen. Denn das einstige Kriegsschutz-Gebäude wurde nutzungstechnisch komplett neu bespielt und zu neuem Leben erweckt. Nun ist er Zuhause für Kreative, Partypeople und Medien. Im Inneren des Feldstraßenbunkers befindet sich einer der bekanntesten Clubs Hamburgs – das „Uebel & Gefährlich“, außerdem ein Theater, Räume für soziale Projekte sowie eine Medienschule. Architektonisch besonders macht den grauen Betonriesen vor allem das pyramidenförmige Dach – eine Street Art der besonderen Form. Es wurde eindrucksvoll begrünt und bietet eine Dachterrasse, die einen weitläufigen Blick auf die Feldstraße, das Heiligengeistfeld und das St. Pauli Fußballstadion gewährt.
Holthusenbad: Jugendstil trifft Badevergnügen
Das Holthusenbad zählt zu Hamburgs schönsten Schwimmbädern – außen wie innen ein Ort zum Staunen. Die charakteristische Architektur der 1920er-Jahre blieb vollständig erhalten und macht das Gebäude zum Spiegel seiner Entstehungszeit. Schon von außen ziehen die vielen Sprossenfenster unter den großen Steinbögen die Blicke auf sich. Aus der Mitte des imposanten Baus erhebt sich ein charmantes, grünes Türmchen – getragen von zahlreichen Backsteinsäulen unter dem weit ausladenden Dach.
Kampnagel-Gelände: Kreativer Hotspot für Kunst und Kultur
Das ursprünglich als Maschinenfabrik errichtete Gebäude aus dem Jahr 1865 wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten für verschiedenste Zwecke genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges diente es beispielsweise der Herstellung von Rüstungsgütern und in den 1970er-Jahren der Produktion von Gabelstaplern. Fast 100 Jahre lang wurden auf Kampnagel aber Kräne hergestellt, von denen es noch heute einige Originale auf dem Gelände zu bestaunen gibt. Seit 1981 ist das Gelände eines, das für Theaterzwecke genutzt wird. Ab 2026 sollen auf Kampnagel, unter der Leitung des preisgekrönten französischen Architekten-Duos Lacaton & Vassal, im laufenden Betrieb rund 7000 Quadratmeter neue Flächen entstehen. Sie sollen Raum für Proben, Workshops, Lagerfläche sowie eine Dachterrasse bieten.