Christoph: „St. Pauli ist mein Zuhause“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diesmal sind wir Christoph begegnet 
Christoph: „Ein paar Mal bin ich dann noch umgezogen, aber immer im Dunstkreis von St. Pauli“ (©Katharina Stertzenbach)

„Ich bin in Hamburg geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht. Ich war schon als Fotograf und Künstler unterwegs und habe lange Zeit in der Gastronomie gearbeitet. Ich würde sagen, ich bin ein Lebenskünstler. Zuletzt habe ich als Handwerker gearbeitet und vor allem Holzfußböden verlegt und antike Fußböden restauriert. Dieser körperlichen Arbeit kann ich leider nach zwei schweren Krankheiten nicht mehr nachgehen. Deswegen lebe ich zurzeit vom Bürgergeld und kümmere mich im Sozialkaufhaus um den Warencheck.

Vom Chichi auf den Kiez

Aufgewachsen bin ich in Eppendorf. Nachdem ich mein Abi in der Tasche hatte, bin ich von dort geflüchtet. Ich wollte erst mal nichts mehr mit Eppendorf zu tun haben. Das war und ist mir auch heute noch zu viel Chichi. Ich wollte ins Milieu, St. Pauli halt. Das ist mittlerweile 35 Jahre her. Meine erste Wohnung war dann auch direkt in der Davidstraße. Ich habe im vierten Stock gewohnt. Unten im Hochparterre war ein Hausfrauenpuff. Da saßen die Frauen dann links und rechts in ihren Fenstern und haben gearbeitet von morgens um zehn bis abends um acht. Nach ihrer Schicht sind sie nach Hause zu ihren Männern und Kindern. Ab und an habe ich auch mal mit ihnen geschnackt.

Gekommen, um zu bleiben

Ein paar Mal bin ich dann noch umgezogen, aber immer im Dunstkreis von St. Pauli. Damals war die Wohnungssuche noch viel leichter. Ich bin einfach mit offenen Augen und Ohren durch den Kiez gelaufen und irgendwann bin ich dann in einem Hinterhof in der Hein-Hoyer-Straße gelandet. Da stand ein schönes altes Backsteinhaus. Ich wusste, dass die Eigentümerin, eine ältere Dame um die 80 Jahre, unten im Haus wohnte. Ich habe dann einfach bei ihr persönlich geklingelt und gefragt, ob eine Wohnung in ihrem Haus frei sei. Sie sagte ja, aber bevor sie mir die Wohnung zeigen würde, wolle sie mit mir einen Kaffee trinken, um mich besser kennenzulernen.

Gesagt, getan. Kurz nach unserem ersten Treffen, verabredeten wir uns auf einen Kaffeeklatsch. Anschließend hat sie mir die Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt und meinte: ‚Guck du dir mal die Wohnung an. Mir ist das zu weit in den vierten Stock.‘ Als ich oben in dieser großartigen Wohnung stand, wusste ich: Hier möchte ich einziehen. So kam es dann auch. 300 Mark warm für 60 Quadratmeter habe ich damals gezahlt. Heute wohne ich immer noch in derselben Wohnung. St. Pauli ist mein Zuhause.“

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